„Wenn…“

termine2Wenn …

  • diese Arbeit erledigt ist,

  • der Berg abgearbeitet ist,

  • ich diese Stellung, dieses Ansehen, dieses Auto habe,

  • ich Urlaub habe,

  • ich in Rente bin,

  • ich dies oder das erreicht habe,

  • ich mir dieses oder jenes leisten kann,

  • die Kinder älter sind,

  • ich diesen oder jenen nicht mehr sehen muss,

  • die Umstände anders sind,

◊◊◊◊◊

dann …

  • werde ich mir Zeit zum Gebet nehmen.

  • werde ich mir mehr Stille gönnen

  • werde ich Ruhe haben

  • werde ich Frieden finden

  • werde ich diesen oder jenen besuchen

  • werde ich Freundschaften knüpfen und pflegen

  • werde ich mich für andere einsetzen

  • werde ich mein Hobby wieder pflegen

  • werde ich die Natur genießen können

  • beginne ich zu leben.

◊◊◊◊◊

DU NARR!

Lukas 12, 19 – 20a (EÜ): „Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freu dich des Lebens. Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! …“

Die Freiheit, da ist keine Not:
Wohin man sieht, schlägt sie wer tot.
Doch wie die Freizeit totzuschlagen,
muss man den Leuten eigens sagen.

Eugen Roth

Leben im Überfluss

Die Werbung hat es mir offenbar angetan. Aus der Reihe der älteren Texte – etwa um 2000 geschrieben:

◊◊◊◊◊

lebenVor einiger Zeit sah ich dieses Werbeplakat. „Leben im Überfluss“, welch ein grosses Versprechen! Den „Überfluss“ macht dabei ein Milchshake – halbe(!) Grösse – aus. Es ist mir neu, dass wir neuerdings so bescheiden geworden wären. Sonst lautet doch eher die Devise: „Ich will alles und zwar sofort“. Jeder will „etwas vom Leben haben“. Doch wer von Geschaffenem erwartet, die Leere auszufüllen, die nur der Schöpfer selbst ausfüllen kann, wird zwangsläufig „ent-täuscht“ werden. Das heisst, er wird irgendwann seine Täuschung erkennen – hoffentlich noch rechtzeitig.

Jesus verspricht da etwas ganz anderes (Johannesevangelium 10,10b): „Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“ Das ist schon etwas anderes, als ein halber Milchshake. Nicht nur „etwas“ vom Leben, sondern das ganze Leben in der Beziehung zu Jesus Christus, das ist also möglich. Oft sind wir aber so beschäftigt mit allen möglichen wichtigen Angelegenheiten, dass wir gar nicht mehr dazu kommen, uns um diese Beziehung zu kümmern: „Lieber der Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach“, und wer unzufrieden ist, sucht sich eben Ersatzbefriedigungen.

Die Diskussionen um den verkaufsoffenen Sonntag zeigen ebenfalls das ganz deutlich. Doch wir sind dabei, uns einen Schutzraum selbst zu zerstören; einen Raum, in dem es einmal nicht ums Geldverdienen geht, in dem wir frei sind, um über andere Werte nachzudenken. Es ist dabei die Frage, ob wir nicht wesentlich mehr verlieren, als wir jemals gewinnen könnten. Erwarten wir doch nicht von materiellen Gütern, was nur Gott uns schenken kann! Oder, um es mit den Worten der Bibel zu sagen:

„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?“ (Matth. 16, 26)

Werbepausen

Aus der Reihe der älteren Texten – etwa um 2000 geschrieben:

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Werbung

Einfach mal so in der Stadt ‚rumhängen…

Kennen Sie Werbung? Ja, genau das, was sich da immer wieder so störend zwischen uns und unseren Lieblingsfilm schiebt. Meistens nimmt man sie gar nicht so sehr wahr, oder man nutzt sie, um noch schnell etwas zum Knabbern zu holen. Die Wenigsten sehen sie sich bewußt an. Das merke ich immer dann, wenn ich Freunde auf eine bestimmte Werbung hin anspreche. Meist wird sie erst anschließend wirklich wahrgenommen. Nun werden ja mittlerweile kaum noch „Produkte“ verkauft. Vielmehr verkauft man Einstellungen, Haltungen oder ein gewisses „Feeling“, also ein Lebensgefühl und verbindet diese dann mit einem Produkt. Das Fatale daran ist, dass wir oft nicht einmal registrieren, welche Einstellungen uns da verkauft werden.

Seit einiger Zeit sehe ich mir also auch die Werbung etwas bewusster an und ich bin erstaunt, was dort unwidersprochen über unseren Bildschirm läuft. Da wird zum Beispiel die Lüge zur Cleverness, gleichgültig, ob man den Chef oder gar die eigenen Kinder belügt. Betrug wird salonfähig und sogar erstrebenswert, denn er wird mit Intelligenz und Gewandtheit gleichgesetzt.

Zuerst musste ich schmunzeln, und das war wahrscheinlich auch die erwünschte Reaktion der Werbefachleute. Dann kam ich aber doch ins grübeln: Warum reagieren wir nicht mehr auf ein solches Verhalten? Spiegelt es vielleicht doch nur unsere bereits gewohnten Handlungen und Haltungen wieder? Was hat sich da bei uns schon eingeschlichen? Und mit welchen Ausreden verteidigen wir es? Wird das, was doch alle tun, etwa dadurch akzeptabel? Eine große Herausforderung war ein Bibelvers, über den ich in der letzten Zeit nachdachte: „Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen, die das Bittre süß und das Süße bitter machen.“ (Jesaja 5, 20)

Vielleicht können wir nichts dagegen tun, dass solche fragwürdigen Haltungen propagiert werden. Doch mit Sicherheit können wir etwas gegen diese „Euphemismen“ in unserem eigenen Leben tun. Wir können und sollen die Dinge beim Namen nennen. Dann können sie auch korrigiert werden. Über allen Ausreden steht das „Weh denen…“ Gottes, der sich nicht durch schöne Worte beeindrucken läßt. Gott nennt die Finsternis auch Finsternis, aber er kann sie in Licht verwandeln – auch in unserem Leben. Im Gegensatz zu uns ändert er nicht einfach das Etikett, sondern die Substanz und schenkt damit echten Wert. An uns liegt es, ob wir uns dem aussetzen, oder ob wir lieber mit unserem eigenen „Etikettenschwindel“ leben.

Rechtschreibung

Gestern hatte ich ja angedrohtkündigt, hier nach und nach die Älteren Texte meiner jetzt aufgelösten Website einzustellen. Hier kommt ein Text, denn ich so gegen 1997/1998 geschrieben habe:

◊◊◊◊◊

SchreibfederNun sind sie also in Kraft getreten, die neuen Rechtschreibregeln. Man wollte die Sprache vereinfachen und sie derjenigen der anderen deutschsprachigen Länder angleichen. In der Schweiz zum Beispiel ist das ‚ß‘ unbekannt und auf keiner Schweizer Tastatur zu finden. Also ändert man einfach die Regeln und erklärt das einfachere für rechte Schreibung: Rechtschreibung! Nach langen Diskussionen über Vor- und Nachteile hat man sich also schließlich geeinigt und zum Beginn des neuen Schuljahrs wird nun eine neue Rechtschreibung an den Schulen gelehrt. Da haben es dann die Schüler einfach, die in diesem Jahr eingeschult werden und gleich mit den neuen Regeln beginnen. Sie haben ja nie etwas anderes kennengelernt. Aber vielen Erwachsenen wird es schwerfallen, sich an das neue Aussehen der Wörter zu gewöhnen oder mit der neuen ‚Freiheit‘ in der Zeichensetzung zurechtzukommen. Vor allem dann, wenn es ihnen wichtig ist, recht zu schreiben. Dem wird dadurch Rechnung getragen, dass man während einer Übergangszeit auch noch in der altbekannten Weise schreiben kann. Noch ist ‚Falsch‘ also ‚Richtig‘ – das heißt akzeptiert. Und die Rechtschreibprüfung meines Computers hat die jetzt richtige Schreibweise als falsch beanstandet.

Diese ganze Diskussion um ‚richtig‘ oder ‚falsch‘, ‚gewohnt‘ und ‚ungewohnt‘ hat mich über unseren Umgang mit Regeln nachdenken lassen. Da spricht man von ‚Gewohnheitsrecht‘, von ‚Erlaubt ist was gefällt‘ und von ‚Man muss sich doch der heutigen Zeit anpassen‘. Es stimmt, Sprache ist lebendig und muss sich verändern, und auch unser Leben ist Veränderungen unterworfen. Und doch gibt es Grundsätze, die zu allen Zeiten gelten. Gott hat den Menschen Gebote gegeben, mit denen ihr Leben gelingen soll. Aber bereits zu biblischen Zeiten gab es Bestrebungen, Gottes Anweisungen durch Menschengebote zu ersetzen. Jesus warf der damaligen religiösen Führerschaft zum Beispiel vor: „Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Satzungen willen?“ (Matthäus 15, 3). Menschliche Gebote wurden und werden über Gottes Richtlinien gesetzt. Man weiß ja so viel besser, was gut für uns ist, als unser Schöpfer.

Dinge werden nicht dadurch richtig, dass sie üblich, gewohnt oder einfach sind, oder dass sie einfach modern sind. Nur weil alle so handeln, heißt das noch lange nicht, dass es gut ist. Und auch die Gewohnheit ist kein Maßstab. Was die Recht-Schreibung anbetrifft, hat es keine besonders großen Auswirkungen, wenn wir die gewohnte Art beibehalten. Es wird noch lange akzeptiert werden. In unserem Leben aber kann es manchmal nötig sein, unsere Gewohnheiten zu überprüfen – und vielleicht zu ändern – um recht zu leben. Wenn wir anfangen zu fragen, was Gott denn dazu zu sagen hat, in der Bibel nachlesen, dann bekommen unsere Entscheidungen das richtige Fundament, und zwar für unser ganzes Leben und darüber hinaus.

Vielfalt

VielfaltVor einiger Zeit habe ich (hier und hier) schon einmal über die Begriffe geschrieben, die im Garten der Religionen den einzelnen Weltreligionen zugeordnet werden. Da diese Begriffe aber nicht exklusiv für die jeweilige Religion verstanden werden wollen, habe ich mir ein paar persönliche Gedanken gemacht über deren Ausprägung im christlichen Kontext.

Schon seit einiger Zeit habe ich in unserer Gesellschaft den Eindruck, dass die Vielfalt ‚an sich‘ als hoher Wert angesehen wird – verbunden allerdings mit einer sonderbaren Intoleranz gegenüber allem und jedem, was diese Vielfalt an Werten messen möchte. Niemand ist so intolerant, wie derjenige, der sich ‚für alles offen‘ hält. So haben wir die merkwürdige Situation, dass diejenigen, die am lautesten Toleranz und Verständnis für unterschiedliche Lebens- und Glaubensentwürfe fordern, mit gleicher Vehemenz andere Sichtweisen verurteilen/bekämpfen, wie diejenigen, die man landläufig Fundamentalisten schimpft. Beide Ränder des Spektrums können oder wollen nicht wahrhaben, dass es im christlichen Glauben eine große Weite gibt.

Jetzt mal ganz abgesehen von den verschiedenen Denominationen, die teilweise allzu schnell als Sekte diffamiert werden, will ich mich jetzt hauptsächlich einmal auf verschiedene Strömungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche beziehen.

Die wenigen Male, an denen ich an Katholikentagen teilgenommen habe, konnte man mich meist an den Orten finden, an denen sich die verschiedenen Orden, Gemeinschaften und Bewegungen dargestellt haben. Auch meine eigene Biographie ist geprägt von den unterschiedlichsten Bewegungen. Sie alle haben sich packen lassen von einem bestimmten Aspekt des Glaubens. Dabei finde ich faszinierend zu sehen, dass sie alle in der Kirche ihren Platz aber auch ihr Korrektiv haben. Meines Erachtens gilt für Gemeinschaften bzw. Bewegungen das, was für jeden einzelnen Christen gilt: Es braucht die gegenseitige Ergänzung der unterschiedlichen Charismen.

Schade, wenn Bewegungen oder Einzelpersonen ihre Prioritätensetzung oder ihren Zugang als das einzig Wahre, Echte, Christliche darstellen – seien es die sozial oder politisch Engagierten, die gegen die ‚Frommen‘ wettern, seien es die Vertreter der Schlichtheit, die sich gegen die Hochformen der Liturgie und sakrale Kunst stellen oder die liturgisch Konservativen oder Traditionellen, die in jeder Betonung der Gemeinschaft den verderblichen Modernismus wittern.

Bei allem braucht es allerdings die Rückbindung an die Kirche, das Lehramt und die liturgischen Regelungen. Nicht ‚anything goes‘, sondern aufrichtiges Hinhören mit der Bereitschaft, sich korrigieren zu lassen.

„Im Wesentlichen Einheit,
im Zweifelhaften Freiheit,
in allem Liebe.“

Augustinus Aurelius (354 – 430)

Beziehung – Der dreifaltige Gott

BeziehungVor einigen Wochen habe ich hier schon einmal über eine Führung durch den Garten der Religionen in Köln geschrieben – und über die Begriffe, die dort den einzelnen Weltreligionen zugeordnet werden.

Dem Christentum zugeordnet ist der Begriff ‚Beziehung‘. Meine Gedanken dazu gehen zuerst in Richtung Beziehung zwischen Gott und Mensch. Mit Jesus und dem neuen Bund ist eine neue Qualität in diese Beziehung hinein gekommen:

„Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! (Gal. 4, 6)

„Denn das ist der Bund, den ich schließen will mit dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz geben in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.“ (Hebr. 8, 10)

„»Das ist der Bund, den ich mit ihnen schließen will nach diesen Tagen«, spricht er: »Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben, und in ihren Sinn will ich es schreiben, …“ (Hebr. 10, 16)

Ähnliches drücken auch die Verse aus, die ich gestern hier gepostet habe.

Dreifaltigkeit

Doch der Gedanke dahinter ist noch ein ganz anderer, viel tieferer: Gott selbst ist in gewisser Weise Beziehung – Gott IST Liebe!

„Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe.
(1. Joh. 4, 7-8)

Heute, eine Woche nach Pfingsten, ist das „Fest der allerheiligsten Dreifaltigkeit“, auch „Dreifaltigkeitssonntag“ (Trinitatis) genannt. Das ist das Besondere am christlichen Glauben: Wir glauben an einen dreifaltigen Gott, zu dessen Wesen Beziehung gehört – Vater, Sohn und Heiliger Geist – und der uns als seine Geschöpfe mit hineinnehmen will in diese liebende Beziehung.

Ehrfurcht

EhrfurchtGestern habe ich an einem ‚Dialogischen Rundgang im Garten der Religionen‘ teilgenommen. Es gibt dort fünf Stationen mit religionsübergreifenden bzw. -verbindenden Symbolen oder Erfahrungen und es gibt die Stationen der fünf Weltreligionen. Jeder der Weltreligionen wurde ein Begriff zugeordnet – nicht exklusiv verstanden, sondern als ein besonderes Merkmal. Teil des Konzeptes war es, über eigene Assoziationen mit diesen Symbolen und Begriffen ins Gespräch zu kommen – natürlich auch, sie mit den Religionen in Verbindung zu setzen.

Besonders nachdenklich hat mich die Reaktion auf den Begriff ‚Ehrfurcht‘ gemacht. Offenbar löst er bei Vielen eher negative Assoziationen aus in Richtung Angst, Niederhalten, Zwang, kleingemacht werden. Ich selbst bringe den Begriff eher in Verbindung mit dem Bewusstsein, vor jemand/etwas Größerem zu stehen und mit einer Art von Ergriffenheit. Ich habe mich dann schon gefragt, wie es kommt, dass über Ehrfurcht nahezu nirgends mehr gesprochen wird. Der Begriff und die dazugehörende Haltung scheinen aus der Mode gekommen zu sein.

Andererseits habe ich bei einer hochkirchlichen Tagung von einem anderen Gast die Aussage gehört „Ich bin froh, Ehrfurcht einfach mal zeigen zu können, ohne schief angesehen zu werden“. Die beifälligen Reaktionen ließen vermuten, dass es dort wohl Vielen ganz ähnlich geht. Offenbar gibt es also doch das Bedürfnis – sogar die Sehnsucht -, seiner Ehrfurcht auch Ausdruck zu verleihen. Und offenbar gibt es jetzt eine andere Art von Niederhalten – nämlich das Niederhalten und Beargwöhnen von Ehrfurchtsgesten. Auch das hat mit der vielbeschworenen Freiheit nicht mehr viel zu tun.

Dem ev. Pfarrer Wilhelm Busch wird der Ausspruch zugeschrieben „Wer vor Gott kniet, kann vor Menschen aufrecht stehen.“ Mir scheint, dass die gesunde Ehrfurcht die Verhältnisse geraderückt und eine eigene Form der Freiheit ermöglicht.

Frau und Kirche… und Katharina von Siena

Katharina von SienaDer heutige Gedenktag der Hl. Katharina von Siena wird mancherorts als „Tag der Diakonin“ gehandelt. Man beruft sich unter anderem darauf, dass diese Heilige dem Klerus ihrer Zeit die Stirn geboten und Einfluss genommen habe.

Bisher habe ich mich eigentlich überhaupt nicht mit dieser Frau aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts befasst. Heute ist mir aber aufgefallen, dass sie mir sehr sympathisch ist. Es geht dabei weniger um das, wofür sie heute vereinnahmt wird. Es geht darum, dass sie als Frau ihren eigenen Weg gefunden hat, unabhängig von Weiheämtern und Hierarchien.

Einige Merkmale haben mich bei der Hl. Katharina besonders beeindruckt:

  • Sie hat sich Vieles  erkämpfen und erarbeiten müssen, was ihr nicht in die Wiege bzw. die Erziehung gelegt wurde
  • Sie hat gesagt, was zu sagen war, auch der ‚Obrigkeit‘
  • Ihre Theologie war eine, die nicht nur durch Studium, sondern vielmehr durch Gebet und die lebendige Beziehung zu Gott erworben wurde
  • Sie mühte sich, gegen die Spaltungen in der Christenheit zu wirken.

Insofern sehe ich die Hl. Katharina tatsächlich als Vorbild für den Dienst der Frauen in der Kirche, aber nicht für das Streben nach einem Weiheamt. Sie hat beispielhaft gezeigt, dass Frauen tatsächlich auf ihre Weise Einfluss auf die Kirche haben. Dieser Einfluss wird aber nur dann zur sinnvollen Ergänzung, wenn er tatsächlich anders ist.

In meinem kleinen bescheidenen Umfeld habe ich jedenfalls festgestellt, dass ich in meiner Rolle eine ganz andere Freiheit habe, mit dem Glauben umzugehen und dass meine – manchmal vielleicht etwas unorthodoxe – Sicht oder Herangehensweise geschätzt wird. Zumindest wird sie gehört.

Das alles ist nicht Selbstzweck und/oder Selbstbestätigung, sondern Dienst. Und dieser Dienst ist gegenseitig – mit den je eigenen Gaben und am je eigenen Platz. Und weil mich das Thema schon länger beschäftigt, habe ich dazu schon vor einiger Zeit etwas grundsätzlicher geschrieben: „Herrschaft oder Dienst?“

Wie gesagt, Katharina von Siena ist mir sympathisch. Ich glaube, ich werde mich mal ein bisschen ausführlicher mit ihr beschäftigen. Jedenfalls macht sie mir gerade Mut für meinen eigenen Weg in der Kirche. Könnte ich mir auch als (Wahl-)Patronin vorstellen…

Für alle, die jetzt mit Bedenken kommen – „Ja, aber sie hat doch auch… Das kann man doch nicht gutheißen… Und außerdem…“ – Ja, weiß ich! Ich halte es mit dem Ausspruch (von wem weiß ich nicht mehr) „Vieles an den Heiligen ist eher zu bewundern als nachzuahmen“. Heiligkeit bedeutet nicht Irrtumslosigkeit sondern ganze Hingabe. Das geschieht nicht außerhalb der jeweiligen Zeit und des jeweiligen Welt- und Menschenbildes.

Einfachheit, Schönheit, Schlichtheit, Würde, Glanz… wie denn nun?

altarkerzenGerade laufen auf Facebook an mehreren Stellen Diskussionen über den neuen(?) Stil von Papst Franziskus in Bezug auf Liturgie und Paramente. Auslöser für eine dieser Diskussionen war meine Verlinkung eines sehr lesenswerten Artikels von P. Bernward Deneke FSSP, der auf dem Blog ‚Frischer Wind‘ veröffentlicht wurde: ‚Liturgie und Armut‘

Er schreibt unter anderem: „Während Prachtstücke der Goldschmiedekunst und Paramentik unbenutzt in Sakristeien oder Museen stehen, setzt man in der Liturgie vorwiegend dürftige und nichtssagende Massenprodukte ein, die oft nicht einmal billig oder wenigstens preiswert sind. An die Stelle evangelischer, franziskanischer Armut ist so die zur Schau gestellte Armseligkeit einer im Übrigen sehr wohlhabenden Kirche getreten…“

Ich kann nicht nachvollziehen, warum Paramente und Geräte, die frühere Generationen mit viel Liebe und unter Opfern angeschafft haben, achtlos in den Sakristeien verstauben und unter der Begründung der Einfachheit für reichlich Geld neue Sachen angeschafft werden. Liturgie hat eben auch eine zeitlose Komponente, anders als die individuelle Kleidung. Sie geht über die aktuelle gesellschaftliche Dimension hinaus. Ich finde es auch nicht falsch, die Dimension der himmlischen Herrlichkeit im Gottesdienst ausdrücken zu wollen. Auch das kann tröstlich sein. Und wenn ich mir die Ostkirchen so ansehe, ist da bei uns noch viel Luft nach oben.

Ich habe überhaupt nichts gegen Schlichtheit, solange sie Würde bewahrt. Was mir aber weh tut, ist diese Haltung „Endlich ist das weg!“, die ich in der letzten Zeit auf Facebook und anderswo immer wieder lese. Ich denke dabei an diejenigen, die mit viel Liebe versuchen (und in früherer Zeit versucht haben), das Beste für den Gottesdienst zu tun – aus Liebe zu Gott. Mein persönlicher Geschmack muss da erst einmal hintenan stehen. (Und gerade die vielgeschmähte „Brokatfraktion“ ist sich nicht zu schade, in vielen Fällen einfach das vor Ort Verfügbare zu nutzen)

Nochmal P. Deneke: „Nicht einer sakralen Glitzerwelt voller Prunk und Protz soll hier das Wort geredet werden. Gerade das Vorbild des heiligen Franziskus zeigt uns, dass es nicht hohle Veräußerlichung, nicht überfeinerter Ästhetizismus, auch nicht der Drang zu klerikaler Selbstdarstellung sein darf, der sich für die Schönheit der Liturgie und des Gotteshauses einsetzt, vielmehr die gläubige und liebende Betrachtung des geopferten Jesus in der schlichten Brotsgestalt.“

„Dass alle eins seien…“ – Spannungen aushalten

Der Kontakt mit unterschiedlichen Strömungen und Gruppierungen im kirchlichen Raum führt hin und wieder zu einem Gefühl der Heimatlosigkeit. Eine enstprechende Bemerkung auf Facebook wurde Auslöser für eine lebhafte Diskussion, die dann allerdings schnell in die Richtung „Was ist die richtige Kirche?“ ging.

Wer an dieser Spannung leidet, gerät hin und wieder in die Versuchung, einfach einen Erfahrungsbereich abzutrennen, um sich dann stromlinienförmig in eine Gruppierung einzupassen. Auf Facebook habe ich daher Folgendes aus meiner eigenen Sicht geschrieben:

„Ich bewege mich zwischen CE und Petrusbruderschaft und zwischen (charismatisch geprägten) Baptisten, hochkirchlich beeinflussten ‚Landeskirchlern‘ und Heilsarmee.

Vermutlich gibt es keinen einfachen Ausweg aus dem Dilemma. Sicher wäre es einfacher, einfach nur in einer Gruppe ganz aufzugehen. Aber manche müssen diese Spannung wohl aushalten. Ich bin aber der Überzeugung, dass das zum Wohl aller ist, weil solche Menschen die Sehnsucht nach der Einheit aufrecht erhalten und den Blick weiten über den Tellerrand. Vielleicht ist das nicht gerade hilfreich, wenn man gerade unter der Spannung leidet. Ich bin aber der tiefen Überzeugung, dass sie einen Sinn hat (und dass wir ‚amputiert‘ erst recht nicht glücklich würden).“

Ich bin überzeugt, dass wir dem Anliegen der Einheit mehr dienen, wenn wir die existierenden Spannungen aushalten – quasi priesterlich in den Riss treten – als wenn wir Unterschiede einfach übergehen bzw. ignorieren. Das hält die Sehnsucht wach, das Gebet aufrecht, den Blick geweitet und sensibel für die echten Gemeinsamkeiten.

Auf dem relativ neuen Blog „What Else Is There?“ habe ich ebenfalls ein interessantes Posting dazu gefunden. Es verlinkt auch auf diesen erfreulichen Artikel bei idea.de. Und da wir gerade die Gebetswoche für die Einheit der Christen haben, bin ich froh, dass dieses Thema ausgerechnet jetzt angeschnitten wurde. Für mich eines der zentralen Herzens-Themen.

Getragen

Wer an einem Ort wie Wigratzbad die Weihnachtsfeiertage verbringt, erlebt die unterschiedlichsten Leute mit den unterschiedlichsten Frömmigkeitsstilen: süddeutsch-volksfromm, hochliturgisch – und alles dazwischen. Wer an solch einem Ort die Feiertage verbringt und sich selbst seit einiger Zeit in einer gewisse Distanz zur Glaubenspraxis erlebt, wird – gelinde gesagt – herausgefordert.

guter-hirteIn einer solchen Situation habe ich wieder einmal erleben können, welche Unterstützung die Gemeinschaft der Gläubigen sein kann. Es hat gut getan, einfach in der Vesper des Priesterseminars zu sein. Nur da sein, nichts mitbeten müssen, sich einfach wortlos dem Gebet anschließen können. Weil andere die Aufgabe des liturgischen Gebets übernehmen, kann auch meine Wortlosigkeit zum Gebet werden – mitgetragen vom Gebet der anderen. Für mich wars’s ein optimaler Anknüpfungspunkt.

So sehr ich das Stundengebet/Brevier schätze, manchmal bin ich wirklich froh, als Laie diese Freiheit zu haben und nicht an vorderster Front zu stehen. Auch das eine Form der gegenseitigen Ergänzung.

Und wieder kommt mir in den Sinn, was ich früher schonmal hier geschrieben habe.

Kraftquellen

Vor Kurzem habe ich mal wieder einen Abstecher zu meinem alten Arbeitsplatz bei der Heilsarmee gemacht. Mit Erstaunen habe ich festgestellt, dass auch nach 6 ½ Jahren immer noch verschiedene Sätze, Aussprüche und Gedanken von mir in meiner alten Abteilung präsent sind. Unter anderem bin ich an Gedanken erinnert worden, die ich mir zu einem Baum dort im Hof gemacht habe:

◊◊◊◊◊

In unserem Innenhof steht eine sehr große Platane, eine der größten gesunden Platanen in der Kölner Innenstadt. Obwohl sie fast zubetoniert zu sein scheint, findet sie doch ihre Versorgung.

Der Baum ist so hoch, dass es nur wenige Firmen gibt, die die Ausrüstung und die ausgebildeten Mitarbeiter haben, um einen fachmännischen Baumschnitt durchzuführen. Vor einiger Zeit ist wieder ein solcher Baumschnitt durchgeführt worden. Dabei habe ich einige Entdeckungen gemacht, die mich zum Nachdenken angeregt haben:

Nach der Meinung der Fachleute reicht das Regenwasser allein nicht aus, einen solchen Baum ausreichend zu versorgen. Vermutlich reichen seine Wurzeln hinab bis zum Grundwasser. Auch im heißesten Sommer bleibt unsere Platane grün und saftig, mitten in einem Kölner Innenhof. Ein ähnliches Bild findet sich auch in Psalm 1, 1-3:

„Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.“

Die tief reichenden Wurzeln sorgen dafür, dass der Baum leben kann, auch unter widrigen Umständen. Um gesund zu bleiben braucht er auch das Wasser aus der Tiefe.
Nachdem die Platane fertig beschnitten war, wurden die Arbeiter gefragt, warum sie die störenden Äste am Stamm nicht beseitigt haben. Das wäre doch optisch viel schöner. Die Antwort hat mich verblüfft. Diese dünnen Äste versorgen das Narbengewebe von einem früheren Baumschnitt, bei dem wesentlich dickere Äste entfernt wurden. Schneidet man diese feinen Äste ab, stirbt das Narbengewebe ab und der Baum wird an dieser Stelle anfällig für Pilzbefall. Auf mich wirken diese „störenden“ Äste fast wie Fahnen, die die alten Wunden markieren. Und doch sind sie so notwendig.

Ich frage mich, ob es nicht auch beim Menschen so ist. Der Versuch, Wunden zu verdecken führt eher dazu, dass man genau an der Stelle anfällig wird. Da wo ich zulasse, dass diese Wunden und später auch die Narben versorgt werden, kann ich gesund werden und bleiben. Das ist unangenehm, peinlich, das stört das perfekte Bild, und doch ist es der Weg zu Heilung und Stabilität.

Es ist eine der großen Herausforderungen, sich genau diesen Wunden und versteckten Seiten zu stellen. Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass sich Gott gerade unserer unschönen Seiten annimmt, unserer Schuld und Rebellion. Und auch sein Heilmittel ist wie eine sichtbare Markierung dieser Wunde: Am Kreuz wird ihre ganze Hässlichkeit offenbar. Und doch müssen wir genau da hin schauen, um heil zu werden. Bereits im Alten Testament gab es dafür ein Vorbild:

„Da sprach der HERR zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.“
(4. Mose 21, 8-9)

Nicht das Wegsehen, das Verbergen bringt das Heil, sondern das Aufdecken, Anschauen und das Vertrauen auf Gottes Handeln.

Dann können Wunden in Kraftquellen verwandelt werden.

„Das Wort ist Fleisch geworden“ oder „Die Heilig-Rock-Wallfahrt“

An der Heilig-Rock-Wallfahrt scheinen sich derzeit die Geister zu scheiden. Während sich in der Blogoezese Kopfschütteln darüber ausbreitet, dass Bischof Ackermann offenbar aus ökumenischer Rücksichtnahme in Rom nicht um einen besonderen Ablass für die Wallfahrt bitten wird, stößt man bei manchen evangelischen Christen auf generelles Unverständnis für ein solches Ereignis.

In einer Facebook-Diskussion habe ich Äußerungen gelesen wie „So ein Quatsch!“ oder „Ich halte viel vom Pilgern. Aber: Nichts ist heilig an der Bescheißerei zu Trier.“ … „Jeder Versuch, das Göttliche in Dingliches zu packen, muss zwangsläufig scheitern.“

Mein Kommentar dazu: ‚Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns‘ (Johannesevangelium 1, 14) Und davon, dass Gott real in die Zeit gekommen ist, leben wir als Christen. Daran hängt unsere Erlösung. Was ist so schlimm daran, sich an konkreten Orten und Gegenständen daran zu erinnern, dass die Evangelien keine Märchenbücher sind, sondern die Heilsereignisse wahrhaftig stattgefunden haben – zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte? Das ist übrigens eine Erfahrung, die mir gerade auf meiner Israelreise vor Kurzem sehr klar geworden ist.

Ob das nun tatsächlich Christi Gewand ist, das da in Trier verehrt wird, ist mir eigentlich gar nicht mal so wichtig. Auf alle Fälle ist es eine Möglichkeit sich daran zu erinnern, dass wir nicht an Fabeln glauben.“

Ich weiß noch nicht, ob ich selbst an der Wallfahrt teilnehmen werde, die von der hiesigen Gemeinde organisiert wird. Für mich persönlich ist es auch nicht wichtig, ob es einen Ablass geben wird oder nicht. Wichtig ist mir allerdings, dass Gott sich geoffenbart hat – und zwar sicht- und greifbar, an konkreten Orten zu konkreten Zeiten. Damit ist – so meine ich – jenen der Wind aus den Segeln genommen, die den Glauben ins rein Geistige (oder soll man sagen „Vergeistigte“?) abdrängen wollen.

Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt“ (Galaterbrief 4, 4)

Als die Zeit erfüllt war…

„Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt“ (Galaterbrief 4, 4)

◊◊◊◊◊

Aus einer heutigen Predigt irgendwo in diesem unserem Land stammt dagegen folgendes Zitat: „Das mit der Geburt aus der Jungfrau ist nicht wörtlich zu verstehen, wie wenn eine Frau namens Maria wirklich schwanger wurde, es geht nur symbolisch darum, dass Gott in uns Menschen wohnt, dass wir uns von ihm ausfüllen lassen…“

Ich bin froh, dass ich selbst mir diese Predigt heute nicht anhören musste, bin aber auch ziemlich sicher, dass solche Äußerungen keine Seltenheit sind in den derzeitigen Adventspredigten. In anderen Zusammenhängen habe auch ich schon oft hören müssen, es komme ja hauptsächlich/nur auf die geistlichen Realitäten „dahinter“ an. Mir bleibt es ein Rätsel, wie man mit dieser Haltung noch das Credo sprechen kann.

Den Schreibern der Evangelien war die Geschichtlichkeit der Menschwerdung Gottes (und aller Heilsereignisse) jedenfalls so wichtig, dass sie nicht mit Zeitangaben gespart haben. Im heutigen Evangelium (in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus) haben wir z.B. gehört:

„Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene; Hohepriester waren Hannas und Kajaphas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias…“
(Lukasevangelium 3, 1-2)

Jetzt muss ich nochmals auf den Text von P. Bernward Deneke „Das Eigentliche der Weihnachtsbotschaft“ verweisen, den ich gestern bereits hier verlinkt habe, denn er beschäftigt sich mit genau diesem Thema. In Abänderung eines Zitates von Angelus Silesius bringt er es auf den Punkt:

„Und wäre Christus nie in Bethlehem geboren – auch nicht in dir!
Und du bliebst ewiglich verloren.“

Unser Glaube – und unsere Hoffnung – steht und fällt damit, ob diese Ereignisse wirklich stattgefunden haben oder nicht.

In diesem Zusammenhang stellt sich für mich übrigens auch die Frage nach dem Glauben z.B. an die Realität der Eucharistie. Ich glaube, nicht umsonst fällt mir vor der Kommunion oft eine Zeile aus einem modernen Adventslied ein:

„Herr, du kommst zu uns, wie dein Wort es versprach. Herr, du kommst zu uns, deine Uhr geht nicht nach…“ – ganz konkret, in diese Zeit und zur rechten Zeit!

„Wenn ein Glied leidet“

Im Zusammenhang mit der Beichte, hört man es öfter, dass das Schuldigwerden jedes Einzelnen auch der gesamten Kirche Schaden zufügt (und unter anderem auch deshalb vor einem Priester der Kirche bekannt werden soll, vor allem bei schwerer Schuld).

Mir kommt dann ein Text aus dem 1. Korintherbrief in den Sinn, der auch zentral ist für mein eigenes Kirchenverständnis:

„… Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen.

Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.

Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied.“
(1. Korinther 12, 24b-27)

Das Ganze bleibt so lange eher theoretisch, bis jemand im eigenen Umfeld oder Freundeskreis in Turbulenzen oder Schwierigkeiten gerät. Dann wird das Mitleiden plötzlich sehr konkret. Konkret wird auch das Nachdenken darüber, ob der eigene Mangel z.B. am (versprochenen) Gebet oder an der eigenen Treue im geistlichen Leben nicht genauso dem Leib Christi Schaden zugefügt hat. Auch wenn es von außen niemand mitbekommen hat.

Natürlich kann man keinen unmittelbaren Zusammenhang herstellen, doch mir macht das Nachdenken darüber meine eigene Verantwortung in der Kirche klar:

„Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, …“

Mitten in diesen Gedanken habe ich heute den Film „Von Menschen und Göttern“ gesehen. Und damit kommen auch die Christen in den Blick, die weltweit unter Druck stehen oder gar verfolgt werden.

Hindernisse auf dem Weg

Umbruchphase! Ja, gerade geht es ein bisschen arg turbulent zu. Wohl hauptsächlich für mich selbst habe ich dazu einen älteren Text wieder hervorgeholt:

◊◊◊◊◊

Hindernisse, Umleitungen, Stockungen, das hat wohl niemand so besonders gern. Es bedeutet Verzögerung und erhöhten Kraftaufwand, den man sich gerne ersparen würde. Und schnell stellt man sich Fragen wie: „Musste das unbedingt sein?“ – „Wozu soll das gut sein?“ – „Was habe ich falsch gemacht?“ – „Wer hat Schuld?“ und viele mehr. Hindernisse passen nicht in unsere geradlinige Sicht eines gelungenen, effektiven Lebens.

Das alles hat mich an einem Wochenende beschäftigt, an dem ich mir einmal etwas mehr Zeit genommen habe. Auf dem Gelände des Klosters, wo ich das Wochenende verbrachte fließt ein kleiner Bach. An einer Stelle verzögern Steine das ungehinderte Weiterfließen des Wassers. Oberhalb dieser Barriere war das Wasser trüb und an den Steinen hingen Äste und Blätter, die der Bach bis dahin mitgeführt hatte. Unterhalb war das Wasser klar und ohne Fremdkörper. Das Hindernis im Bachbett hatte wie ein Filter die Verunreinigungen zurückgehalten.

Vielleicht lässt Gott auch in unserem Leben Hindernisse, Schwierigkeiten oder Engpässe zu, damit unser Leben wieder klarer wird. Wenn alles glatt geht, überprüft kaum jemand seinen Lebensstil. Erst wenn es eng wird, werden Dinge in Frage gestellt, die sonst selbstverständlich sind. So wie es im Matthäusevangelium 7, 13 – 14 heißt:

„Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!“

Das sind die Stellen, an denen zurück bleiben muss, was uns hindert oder bremst. Ich denke, dass Gott in unserem Leben solche Situationen nutzt, damit wir ihm wieder klarer und konsequenter nachfolgen können.

Und noch etwas anderes geschieht an solchen Engpässen bei Flüssen oder Bächen. Durch die schnelle Bewegung und die Turbulenzen wird das Wasser mit Sauerstoff angereichert. Es gewinnt also an Frische und Lebendigkeit. Und so ist es auch oft bei mir. Durch Turbulenzen werden die gemächlich eingefahrenen Abläufe durcheinander gewirbelt. Es entsteht Raum für Neues und Frisches, oder aber fast Vergessenes bzw. Vernachlässigtes bekommt wieder neue Priorität.

Ich bin Gott dankbar für diese Hindernisse, die mich wieder näher zu ihm bringen, die meine alten Gewohnheiten aufsprengen und wieder eine frischere, klarere Lebensgestaltung ermöglichen. Ich bin ihm dankbar – ja – aber meist erst im Rückblick. In den Schwierigkeiten selbst fehlt oft der Blick für Gottes Möglichkeiten.

Doch Gott kennt uns und weiß um unsere Begrenzungen. Darauf kann ich mich in solchen Situationen stützen:

„Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt. Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.“ (Römerbrief 8, 27 – 28)

„Die Stunde der Laien…

… ist von 13 – 14 Uhr, weil da der Klerus schläft“ – sagte mir augenzwinkernd ein Priester im Hinblick auf seine Gewohnheit, Mittagsschlaf zu halten.

„Die Stunde der Laien“ war die Überschrift eines Vortrags heute bei einem Einkehrtag. Diesmal ging es nicht um schlafenden Klerus, sondern eher um „schlafende“ Laien.

In der letzten Zeit wurde das Thema der Verantwortung der Laien wieder einmal verstärkt in die Öffentlichkeit gebracht. In Zeiten des Priestermangels müssten, so sagt man, die Laien mehr mit eingebunden werden in die Verkündigung und ihren Platz einnehmen. Interessanterweise folgen dann allerdings Vorschläge zu Bereichen, die zu einem großen Teil in die priesterlichen Aufgabenfelder fallen. Kein Wort der Ermutigung, sein Christsein am Arbeitsplatz, im Freundeskreis oder der Familie zu leben. Keine Erwähnung des Zeugnisses, das nur die Laien geben können, weil sie eben vor Ort sind. Ebenfalls lese ich nichts davon, dass Laien in Verwaltung, Organisation, Katechese oder dergleichen die Priester unterstützen und entlasten können und damit Verantwortung für den Aufbau der Gemeinde übernehmen. Sehr merkwürdig!

Folge mir nach!

Und da freue ich mich über einen Vortrag wie heute mit dem Appell an die Laien, ihren Glauben in ihrem Umfeld nicht zu verstecken, sondern ihren Platz in der Welt einzunehmen. Zugegeben, das ist ein deutlich höherer Anspruch an mich, als in einem Liturgiekreis zu sitzen oder in anderen Gremien. Aber niemand hat gesagt, dass es einfach ist, seine ureigenste Berufung zu finden und ihr zu folgen.

„Weil er an mir hängt…“

„Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen, der sagt zum Herrn: «Du bist für mich Zuflucht und Burg, mein Gott, dem ich vertraue.»

Er rettet dich aus der Schlinge des Jägers und aus allem Verderben. Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, unter seinen Schwingen findest du Zuflucht, Schild und Schutz ist dir seine Treue.“ (Psalm 91, 1-4)

Das sind unerwartet tröstliche Worte, vor allem am Beginn der Fastenzeit. Gehört habe ich sie in der Messe des ersten Fastensonntags in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus.

In den Texten und Gebeten dieser Messe kommen immer wieder – neben Themen des Verzichts und des Opfers – Teile dieses Psalms vor. Es ist schön, am Anfang der Fastenzeit daran erinnert zu werden, unter welchem Vorzeichen diese Zeit steht: Nicht so sehr mit dem Focus auf eigene Leistung, sondern mit der deutlichen Erinnerung an die Fürsorge, die Liebe und den Schutz unseres Gottes.

„Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt; du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf Löwen und Drachen.

«Weil er an mir hängt, will ich ihn retten; ich will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen. Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören. Ich bin bei ihm in der Not, befreie ihn und bringe ihn zu Ehren. Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse ihn schauen mein Heil.»“ (Psalm 91, 11-16)

„Weil er an mir hängt, will ich ihn retten…“ Wieder eher die Erinnerung an die Beziehung, als an die Leistung. In Zeiten, in denen mir mein eigener Glaube besonders trocken erscheint, habe ich mich oft an dieses Wort erinnert und mich meinerseits daran festgehalten. Wenn ich der Meinung war, hinter den Ansprüchen zurück zu bleiben (wer auch immer diese an mich gestellt haben mag), dann hat mir dieses Wort zu neuem Vertrauen geholfen. Wie schön, dass es gerade am Anfang dieser herausfordernden Periode „Fastenzeit“ wieder auftaucht.

In diesem Sinne wünsche ich allen eine gute Fastenzeit im Bewusstsein, von Gott selbst gehalten zu sein.

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen“

Diese Woche haben in meinem Umfeld zwei Menschen einen lieben nahen Verwandten verloren, einer davon plötzlich und völlig unerwartet. Der Schock sitzt tief und zwingt zum Nachdenken.

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Ps. 90, 12)

Vor vier Jahren, beim Tod meiner Mutter, gingen mir ähnliche Gedanken schon einmal durch den Kopf – und seitdem immer wieder:

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“

Das sind die „Hausaufgaben“, die uns in diesen Fällen gestellt werden: „Bedenken, dass wir sterben müssen!“ Es ist eine unangenehme Aufgabe, sich mit dem Sterben auseinander zu setzen, aber sie bringt vieles wieder zurecht.

Ich selbst wurde vor allem im Jahr 2006 wie niemals vorher mit dem Tod konfrontiert. Liebe Menschen aus meiner Umgebung starben, oder aber Freunde verloren nahe Verwandte. Durch den Tod meiner eigenen Mutter ist mir dieses „Bedenken“ allerdings besonders nahe gekommen. So hat mich dieser Vers aus den Psalmen von Anfang an begleitet.

Vor diesem Hintergrund haben sich Prioritäten völlig neu geordnet:

  • Was ist wirklich wichtig?
  • Welchen Wert hat das am Ende?
  • Was bleibt wirklich?

Und andere Fragen sind aufgetaucht:

  • Was glaube ich eigentlich?
  • Wie steht es eigentlich mit meinem Glauben an die Auferstehung, das ewige Leben?
  • Wie tragfähig ist meine christliche Hoffnung?

Und dabei ist mir dann – fast zeitgleich mit dem Vers aus Psalm 90 – ein weiterer biblischer Text eingefallen:

„Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einher führen.

Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind. Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.“
(1. Thessalonicher 4, 13 – 18)

Es ist gut, sich mit Tod und Sterben auseinander zu setzen. Es ist gut, vor diesem Hintergrund immer wieder das eigene Leben zu überprüfen. Es ist gut, sich dieser letzten Begrenzung zu stellen. Und es ist gut, zu wissen, dass Jesus durch sein Opfer am Kreuz den Weg in die Ewigkeit bei Gott frei gemacht hat.

Damit wir nicht trauern wie die, die keine Hoffnung haben.

Der Hauptmann von Kapernaum – und das Gebet zu den Heiligen

„Ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden.“

Es ist schon etwas Merkwürdiges, wenn man beim Lesen der Bibel plötzlich über ein Thema nachdenkt, das man noch nie mit diesem Bibeltext in Verbindung gebracht hat – so geschehen gestern bei mir.

Der Hauptmann von Kapernaum ist ja vor allem bekannt, weil Jesus seinen großen Glauben lobte.

„Da ging Jesus mit ihnen. Als er aber nicht mehr fern von dem Haus war, sandte der Hauptmann Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: Ach Herr, bemühe dich nicht; ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst; darum habe ich auch mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen; sondern sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ (Lukasevangelium 7, 6+7)

Dass der Hauptmann nicht selbst zu Jesus gegangen ist, war mir zwar immer bewusst, aber irgendwie habe ich nie näher darüber nachgedacht. Und dann bleibe ich ausgerechnet dabei hängen:

„… ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst; darum habe ich auch mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen“

Solche Aussagen kenne ich auch von nicht wenigen Christen, denen es ähnlich geht. Darum fällt es ihnen – so sie Katholiken sind – genau aus diesem Grund manchmal leichter, Maria oder die Heiligen um Fürsprache zu bitten bzw. ihnen ihr Herz auszuschütten.

Mir kam das immer fremd vor. Dass ich mit allem immer zu Jesus gehen kann, ist eigentlich schon immer einer der Grundtöne meines Glaubens gewesen. Auch in der Verkündigung – gerade in freikirchlichen Gemeinden – wurde/wird immer wieder Wert darauf gelegt. Von Jesus ist aber nicht berichtet, dass er etwas dagegen hatte, wenn man sich an Fürsprecher wandte.

Genau wie bei der Heilung eines Gelähmten (im selben Ort übrigens), den seine Freunde zu Jesus brachten, so handelte er auch hier auf Bitte von anderen. Und in keinem Fall hat er die Betroffenen getadelt. Den Glauben des Hauptmanns hebt er sogar ganz besonders hervor, unbeschadet dessen, dass er sich nicht unmittelbar selbst an Jesus gewandt hat.

Ich weiß nicht, ob das Gebet zu Heiligen jemals einen großen Raum und Stellenwert bei mir haben wird. Ich vermute mal, eher weniger. Mir ist aber nochmals besonders deutlich geworden, dass es andererseits auch nicht ganz so abwegig ist und seine Berechtigung hat.