Als Katholiken bekennen wir in der sonntäglichen Messe „Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.“ oder „Ich glaube an … [die] Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ Zumindest ist es im Messritus so vorgesehen.
Es scheint aber nicht mehr opportun zu sein, dass wir als Christen an das Wiederkommen Christi glauben und auch noch davon reden. Von „An sowas kann man heute nicht mehr glauben“ über „billige Vertröstung“ oder das gut marxistische „Opium für das Volk“ reichen die Reaktionen, wenn man es dann doch einmal wagen sollte. Leider hört man selbst in der Verkündigung an vielen Kirchen hierzulande kaum noch davon.
Die Gesänge in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus für den 2. Advent (Populus Sion) sprechen jedoch deutlich von dem, was wir auch heute noch erwarten:
Introitus:
Volk von Sion, siehe, der Herr wird kommen, die Heiden zu erlösen; und der Herr wird hören lassen Sein majestätisches Wort zur Freude eures Herzens. (Ps.79,2) Hab acht, Du Hirte Israels, der Du gleich einem Schäflein Joseph weidest.
V Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste. Wie es war im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Graduale / Alleluja:
Von Sion her strahlt Seiner Schönheit Glanz; Gott wird sichtbar kommen.
V Versammelt Seine Heiligen um Ihn, die einst den Opferbund mit Ihm geschlossen.
Alleluja, alleluja.
V (Ps.121,1) Wie freute ich mich, da man mir sagte: wir ziehen zum Hause des Herrn. Alleluja.
Offertorium:
Gott, wende Dich zu uns und gib uns neues Leben; dann wird Dein Volk in Dir sich freuen. Erzeige uns, o Herr, Deine Barmherzigkeit und schenke uns Dein Heil.
Communio:
Jerusalem, steh auf und stelle dich auf hohe Warte, und schau die Freude, die dir von deinem Gotte kommt.
Im 1. Petrusbrief (1. Petrus 3, 15) werden wir aufgefordert „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist“. Doch worauf bezieht sich diese Hoffnung? Ein besseres Leben? Selbstoptimierung? Nur wenn wir Bilder davon im Kopf haben, was künftig anders – nämlich besser – sein wird, können wir dauerhaft Kraft und Willen aufbringen, uns verändern zu lassen und daran mitzuwirken.
Der Advent ist eben nicht nur die Zeit, sich kurzfristig auf das Weihnachtsfest vorzubereiten und an die Menschwerdung Christi zu erinnern, sondern auch die Erinnerung daran, dass wir immer noch die Vollendung erwarten.
Oration:
Rüttle auf, o Herr, unsre Herzen, auf dass wir Deinem Eingeborenen die Wege bereiten und Dir zu dienen vermögen mit einem Herzen, geläutert durch die Ankunft Dessen, der mit Dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. R Amen.
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