Getrennt gemeinsam unterwegs

Vor genau 10 Jahren schrieb ich den Blogartikel „Unge(b)ahnte Wege gehen“. Er beginnt mit der Frage, die mir manche damals gestellt haben „Warum denn das schon wieder?“ Damals bezog sie sich auf meinen Eintritt in die Hochkirchliche St. Johannes-Bruderschaft.

Unge(b)ahnte Wege gehen

Heute habe ich diesen Artikel mehr oder weniger zufällig wieder gelesen und festgestellt, dass er für mich gerade wieder hoch aktuell ist. Heute werden sich in meinem Umfeld auch manche dieselbe Frage stellen, diesmal aber in Bezug auf meine Konversion in die Armenische Apostolische Kirche. Was ich damals als Option noch ausgeschlossen hätte, ist vor zwei Wochen geschehen.

Das Meiste von dem, was ich geschrieben habe, bestätigt sich aber erneut:

  • „Das hat aber noch nie bedeutet, dass ich alle anderen Prägungen wegschieben würde. Sie sind Teil des Weges, den Gott mit mir gegangen ist.“
    Das bedeutet es auch jetzt nicht. Ganz im Gegenteil, ich freue mich über die Bereicherung: »Prüft aber alles und das Gute behaltet.« – (1 Thess. 5, 21)
  • „Die Trennungen und Spaltungen in der Christenheit sind für mich nicht nur theoretisch eine offene Wunde.“
    Umso schöner war es, dass Freunde aus unterschiedlichen Kirchenfamilien diesen Schritt begleitet haben, auch wenn die Trennung – oder wie einer der Freunde es treffend nannte „das skandalon der Trennung“ – dadurch nochmals präsenter war.
  • „Aber es muss eben auch Christen geben, die diese Spannungen aushalten um der Einheit willen.“
    Diese Freunde haben sich um meinetwillen dieser Spannung konkret am Tag meiner Aufnahme in die Armenische Kirche ausgesetzt. Nicht umsonst habe ich einige von ihnen auch in der Johannesbruderschaft bzw. in ihrem Umfeld kennengelernt.
    Und ich muss auch damit leben, jetzt z.B. nicht mehr in meiner früheren Gemeinde in der römischen Kirche an der Kommunion teilnehmen zu können, auch wenn ich dort immer noch bei Website und Rundbrief unterstütze. Die Gemeinschaft (communio) geschieht nun eben in anderer Weise.
  • „Noch schöner, wenn diese Begegnung zustande kommt, ohne dass man danach gesucht hätte.“
    Nicht nur die Johannesbruderschaft, sondern auch die Armenische Kirche habe ich kennengelernt, ohne auf der Suche gewesen zu sein. Es sollte damals eigentlich nur ein freundschaftlicher ökumenischer Besuch sein – in beiden Fällen.

Richtung Osten …

Nicht wenige haben es schon geahnt, manche sogar noch lange vor mir selbst, dass ich mich irgendwann ganz der Armenischen Apostolischen Kirche anschließen würde. Ich habe mich nun also im doppelten Sinne neu orient-iert.

Seit über vier Jahren habe ich schon engen Kontakt zur Kölner Gemeinde in Niehl. Seit etwa zwei Jahren singe ich im Chor der Gemeinde und habe spätestens seitdem endgültig den Gaststatus verlassen. Die Konversion findet allerdings nicht deshalb statt, weil hier alles „so nett“ ist. Ich hätte das bequem so weiterlaufen lassen können wie bisher. Als Katholikin war ich ohne Abstriche in der Gemeinde willkommen. Aber mein theologisches Denken hat sich in einigen Punkten gewandelt. Die sich anbahnenden Umbrüche in der Römischen Kirche haben es mir dann zusätzlich erleichtert, diesen Schritt zu gehen.

Vorgestern, am 08.10.2023, war es dann so weit: Ich bin – mit Zustimmung und Segen des Armenischen Bischofs – in die Armenische Kirche aufgenommen worden. Da die Kirche die Taufe und Firmung anerkennt, geschah die Aufnahme im Anschluss an die Liturgie durch einen Ritus, der in etwa unsere westlichen Tradition der Tauferneuerung enthält, dann Vaterunser, (sehr ausführliches) Glaubensbekenntnis, (sehr ausführliches) Schuldbekenntnis mit Absolution, verschiedene Segnungen und schließlich die Kommunion – und natürlich noch eine Ansprache und das Gruppenfoto.

Sehr dankbar bin ich für die Gemeinde, die mich sehr herzlich aufgenommen hat und für die Freunde, die diesen Schritt begleitet haben. Einer dieser Freunde kommentierte dazu: „… mit der Anwesenheit von byzantinischen und lateinischen Kirchenangehörigen war heute die gesamte Kirche von Ost und West anwesend“.

Gruppenfoto mit Pfarrer und Freunden (leider fehlt hier der, der das Foto gemacht hat)
… und einzelner Dame 🙂


Hier noch ein paar Eindrücke aus der Gemeinde:

Liturgie der Armenischen Kirche


„Tag der offenen Tür“ im Sommer diesen Jahres