Lagerbildung oder „Wer polarisiert hier eigentlich?“

Tauziehen

Meinungsstarken Personen – vor allem wenn deren Meinung nicht dem erwünschten Mainstream entspricht – werden gerne einmal Polarisierungstendenzen vorgeworfen. Meist folgt diesem Vorwurf aber nicht etwa eine Auseinandersetzung mit den Argumenten und Positionen, sondern eine Einordnung in Lager

  • da zählt nicht mehr was veröffentlicht wird, sondern wo veröffentlicht wird
  • und wer da sonst noch veröffentlicht
  • und wer aus dem Freundeskreis bzw. Bekanntenkreis evtl. Unliebsames geäußert hat
  • und welcher unliebsame Zeitgenosse Ähnliches von sich gegeben hat (und sei es nur, dass das Gras grün und der Himmel blau sei)
  • oder wer sich dadurch bestärkt fühlen könnte…

Nicht Sachargumente, Wahrheit oder Plausibilität zählen, sondern

  • „Zu wem hältst du eigentlich?“
  • „Du kannst doch so jemanden nicht verteidigen!“
  • „So argumentieren auch …“

Ideologisierung und Lagerdenken kommen allzu häufig genau von denen, die anderen vorwerfen zu polarisieren. Gepaart mit diffamierenden Begrifflichkeiten und Zuordnungen, ist das ein probates Mittel, sich erst gar nicht mit den unerwünschten Meinungen auseinander setzen zu müssen.

Ich bin auch nicht glücklich über ‚Applaus von falscher Seite‘, aber in unserer ach so aufgeklärten Gesellschaft müsste es doch möglich sein, Argumente und Realitäten von Sippenhaft zu unterscheiden.

Humanistische Milchmädchenrechnung

Der Humanistische Pressedienst titelt ‚Leere Klöster haben keinen Platz für Flüchtlinge‚ und fordert(!), dass in Klöstern Flüchtlinge aufgenommen werden sollen. Schließlich sei dort viel Platz und sie erhielten ja auch öffentliche Zuwendungen.

Ich konnte mir einen Kommentar nicht verkneifen – auch wenn ich nicht sicher bin, ob er dort überhaupt freigeschaltet wird:

„Per Definition sind Klöster – vor allem kontemplative Klöster wie z.B. die der Benediktiner – nun einmal abgeschlossene(!) Bereiche (wie der Begriff schon vermuten lässt). Im Artikel geht es eben nicht um leere(!) Klöster, sondern um bewohnte Klöster, die aber nicht ‚ausgelastet‘ sind. Ich frage mich, wie Klosterleben möglich sein soll, wenn im selben Gebäude Menschen leben, die sich dem klösterlichen Leben nicht verschrieben haben.

Die Rechnung mit Quadratmetern und Bewohnerzahlen ist eine Milchmädchenrechnung. Da könnte man auch von Alleinstehenden in einer relativ großen Wohnung fordern, sie könnten ja noch 2-3 Flüchtlinge bei sich zuhause wohnen lassen. Platz genug wäre ja.

Und was die Denkmalschutzförderung betrifft. Ich möchte mal sehen, wie man denkmalschutzgerecht Klosterräume in Flüchtlingsunterkünfte umwidmen will. Mir scheint, es gibt hier einige logische Probleme in der Argumentation.“