Übersetzungshilfe

LeseempfehlungPeter vom Katholon-Blog gibt eine hervorragende Verstehenshilfe für die Aussagen Papst Franziskus‘ für europäisch geprägte Ohren:

„Was der Papst so alles sagt“

Herzlichen Dank, Peter!

Damals wie heute

„… Noch beklagenwerter ist die Unterordnung des kirchlichen Geistes unter die staatliche Politik; die Kirchen haben sich nationalisiert, statt dass sie die Nationen christianisierten. Aber Christi Wille und Beispiel steht über allem; die christlichen Kirchen dürfen zu Ehren des modernen Staates ebenso wenig Weihrauch opfern wie zu Ehren des antiken Cäsar.“

(Bischof Charles Brent (Episkopalkirche NewYork), über die Anwendung des Evangeliums auf das nationale und internationale Leben, Stockholmer Konferenz 1925 / Quelle: Friedrich Heiler, Evangelische Katholizität)

90 Jahre und einen Weltkrieg später scheint die Situation kein bisschen besser zu sein. Heute heißen die Super-Dogmen ‚Zeitgemäßheit‘, ‚Modernisierung‘, ‚Übereinstimmung mit der modernen Lebenswirklichkeit‘ etc. und münden ebenfalls in nationale Sonderwege.

So heißt es denn auch etwas später im selben Vortrag:

„… Die Kirchen haben die Pflicht und die großartige Gelegenheit, ihre Schüchternheit und ihren Partikularismus abzulegen und den ungenähten Rock der Brüderlichkeit und Einigkeit gemäß dem Geiste Christi anzuziehen.“

Ist das die tolerante und vielfältige Gegenwart?

Im Landkreis Schweinfurt wenden sich Kritiker an eine Zeitung, weil sie mit der Ausrichtung Ihres Pfarrers nicht einverstanden sind.

Man beschwert sich über einzelne Messen mit einem gewissen Anteil an Latein und eine in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus am Samstagmorgen um 6.45 Uhr. Außerdem besitzt der Priester doch die Dreistigkeit, in der Öffentlichkeit Soutane zu tragen und zu organisieren, dass für alle Messen geweihte Zelebranten zur Verfügung stehen (statt sie durch Wortgottesdienste ehrenamtlicher Gottesdienstleiter ersetzen zu lassen). Einen Kommentar habe ich mir dazu nicht verkneifen können:

Da beschwert sich doch tatsächlich eine unzufriedene Lobby via Zeitung, dass sie einen Seelsorger haben, der sich an die kirchlichen Vorgaben hält. Nichts von dem, was hier kritisiert wird, ist unerlaubt oder auch nur fragwürdig.
Vom Priester wird kirchlicherseits verlangt, priesterliche Kleidung zu tragen. Das ist z.B. die Soutane. Ein einfaches Ansteckkreuz am Revers erfüllt diese Regelung jedenfalls nicht.
Laut den Texten des 2. Vatikanischen Konzils bleibt Latein ausdrücklich die Liturgiesprache. Ein größerer Anteil an Landessprache wird lediglich ermöglicht.
Die Gemeinde ist in der glücklichen Situation, ausreichend Priester zur Verfügung zu haben, dass alle Gottesdienste als Messe gefeiert werden können. Sich darüber zu beklagen, keinen Priestermangel zu haben, nur damit man ‚auch mal dran kommt‘, ist reichlich albern. Das hieße, den Mangel herbeizusehnen.

Was die Messe im ‚alten Ritus‘ betrifft: Wieso muss man sich aufregen über eine Messe, die samstags um 6.45 Uhr gefeiert wird – in welchem approbierten Ritus auch immer? Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass die Kritiker scharenweise ausgerechnet um diese Uhrzeit am Samstagmorgen zur Messe wollen und es wegen des Ritus leider nicht können.

Der Grund für den Aufstand wird im Artikel genannt: „Es geht ihnen aber nicht nur um die Messe, sondern um Grundsätzliches. Sie lehnen die „sehr konservative Grundhaltung“ ihres Priesters ab…“

Vom Bischöflichen Ordinariat haben die Kritiker offensichtlich nicht die gewünschte Antwort bekommen. Tja, dann versucht man es eben über die Medien: „In den acht Dörfern, die zur Pfarreiengemeinschaft Maria Hilf gehören, gibt es etliche Kritiker, die sich an diese Zeitung gewandt haben, allerdings ihren Namen nicht hier lesen wollen.“

Sorry, das riecht nach Kampagne! Ich fürchte, es wird nicht dabei bleiben.

Gar nicht so einfach

Graduale2Nach nunmehr 10 Jahren bin ich im alten Ritus – äh, in der ‚außerordentlichen Form des Römischen Ritus‘ – eigentlich zuhause. Wenn ich in der Bank sitze – knie – stehe, ist mir der Ablauf und auch das Singen der gleichbleibenden Teile (Ordinarium) ganz selbstverständlich.

Ganz anders sah es allerdings heute aus, als ich auf der Empore stand und für den Choral verantwortlich war. Genauer gesagt: Ich war die ‚Schola‘. Jetzt lag es an mir, das ‚Vidi aquam‘, Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei anzustimmen – möglichst zum richtigen Zeitpunkt. Lag es an der neuen Perspektive, der Verantwortung, der Aufregung? Ich war mir jedenfalls plötzlich gar nicht mehr so sicher, wann ich ‚dran‘ war. Und eigentlich vertraute Gesänge waren auch plötzlich gar nicht mehr so vertraut und selbstverständlich.

Es ist letztlich (fast) alles gut gegangen. Aber mein Respekt für diejenigen, die sich für diesen Dienst zur Verfügung stellen, ist gewachsen. Was aus der Kirchenbankperspektive normal und offensichtlich ist, ist es nicht automatisch auch, wenn man selbst dafür die Verantwortung trägt. Wieder was gelernt!

Beim nächsten Mal wird es dann hoffentlich etwas souveräner.

Graduale1