Think positive?

Gastbeitrag von Manfred Barnabas Loevenich SJB


Ich habe immer größere Schwierigkeiten mit Aussagen christlicher Autoren und zeitgenössischer Kirchenvertreter, die suggerieren, der Glaube bedeute, das Gute durch „Daran-Glauben“ zu bewirken, zu erfahren, nachgerade zu beschwören. Bei näherer Betrachtung handelt es sich dabei doch um eine Art selbsterfüllenden Automatismus. Ist das noch der christliche Fides-Glaube? Oder ist das bereits ein schamanistisches Ritual oder eine psycho-mechanische Autosuggestions-Technik?

Dazu beispielhaft ein Zitat des von mir durchaus sehr geschätzten Søren Kierkegaard:

„Glauben heißt, beständig das Frohe, Glückliche, Gute zu erwarten.“

Und nun? Was bedeutet das? Wenn ich diesen Satz nur isoliert sehe (was als Absicht Kierkegaard nicht zu unterstellen ist), dann handelt es sich um eine selbsterzeugte Wahrheit, die mit der Hilfe von Zauberworten (oder Zaubergedanken, Wunschdenken) herbeigeführt werden soll. Doch dann ist der Weg zu einem „positiven Denken“, das im Denken schon die Erfüllung impliziert, und diese autonom, quasi-schöpferisch „erzeugen“ will, nicht mehr weit. Und in dieser Hinsicht unterscheidet sich eine solche Psychotechnik kaum von der Botschaft östlich inspirierter, esoterischer Glücksversprecher. Auch dazu ein Beispiel:

„You should think positive, send out love, strongly believe in the good, strongly believe that you are the creator of the universe.” (satsang.ch)

Da wiederum rückt das auch in kirchlichen Zusammenhängen empfohlene „Glauben“ im Sinne eines „positiven Denkens“ sehr in die Nähe nicht- und widerchristlicher Weltanschauungen. Wenn nicht der lebendige, personale Christus selbst „Gegenstand“ und „Gegenüber“ meines „Glaubens“ ist, dessen Grundlage und Ziel, Initiator und Empfänger, dann ist dieser „Glaube“ weder hilfreich noch zielführend, sondern bleibt der hinfällige Ausdruck eines Wunsches nach Selbst-Erlösung. Der Mensch bleibt auf sich selbst bezogen, allein auf seine eigene Vorstellungs- und Willenskraft zurückgeworfen, in sich selbst verbogen, verkrümmt. In letzter Konsequenz entfernt diese falsche Ausrichtung auch den „gutmeinenden“ Gläubigen von Christus und vom Dreieinigen Gott.

Und so heißt es dann auch folgerichtig (und ehrlicher, als in vielen vordergründig christlichen Ratgebern) auf der Homepage von satsang.ch:

„Satsang ist die unmittelbare Begegnung mit deinem wahren Selbst, dem Sein. Einheit, die in dieser dualen Welt das Spiel des Getrenntseins spielt, feiert im Satsang sich selber. (…) Im Satsang steht dein wahres Ich, das Sein, im Mittelpunkt. (…) Im Satsang wird dein Verstand enttäuscht werden, da er dort nichts finden kann, das er mitnehmen und aufbewahren kann. (…) Nichts kann dem hinzugefügt werden, was bereits vollständig ist. Im Satsang wird dir diese Tatsache immer und immer wieder vor Augen geführt. Bis der Verstand aufgibt und die unpersönliche Erkenntnis auftaucht, dass das, was die ganze Zeit gesucht wurde, immer da war.“

Ein göttliches Gegenüber aber wird – hier wie dort – überflüssig. Im „Satsang“ etwa wird das personale göttliche Gegenüber explizit negiert, in ein Nichts aufgelöst:

„Im Satsang zeigt Einheit der Einheit die Absurdität des Spiels des Getrenntseins auf.“

Keine Dualität! Kein Gegenüber! Kein Gott! Keine Erlösung!

Dies wäre – das ist! – auch die Konsequenz aller „christlich“ sich gebärdenden Heilsversprechen, die schlussendlich doch ganz ohne Christus und ganz ohne den allmächtigen, allgegenwärtigen, all-liebenden Gott auskommen. Hauptsache, ich liebe mich selbst! Dann aber – konsequent zu Ende gedacht – muss ich mich auch selbst erretten, selbst erlösen. Nur diese Wahrheit enthalten einem die unseligen Heilsversprecher vor. Da sind sie, sofern sie sich noch christlich nennen, nicht ehrlich, nicht konsequent.

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In Erwartung Seiner Wiederkunft

stern_nr6Als Katholiken bekennen wir in der sonntäglichen Messe „Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.“ oder „Ich glaube an … [die] Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“  Zumindest ist es im Messritus so vorgesehen.

20140223_Maastricht(111)Es scheint aber nicht mehr opportun zu sein, dass wir als Christen an das Wiederkommen Christi glauben und auch noch davon reden. Von „An sowas kann man heute nicht mehr glauben“ über „billige Vertröstung“ oder das gut marxistische „Opium für das Volk“ reichen die Reaktionen, wenn man es dann doch einmal wagen sollte. Leider hört man selbst in der Verkündigung an vielen Kirchen hierzulande kaum noch davon.

Die Gesänge in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus für den 2. Advent (Populus Sion) sprechen jedoch deutlich von dem, was wir auch heute noch erwarten:

Introitus:

Volk von Sion, siehe, der Herr wird kommen, die Heiden zu erlösen; und der Herr wird hören lassen Sein majestätisches Wort zur Freude eures Herzens. (Ps.79,2) Hab acht, Du Hirte Israels, der Du gleich einem Schäflein Joseph weidest.
V Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste. Wie es war im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.

Graduale / Alleluja:

Von Sion her strahlt Seiner Schönheit Glanz; Gott wird sichtbar kommen.
V Versammelt Seine Heiligen um Ihn, die einst den Opferbund mit Ihm geschlossen.

Alleluja, alleluja.
V (Ps.121,1) Wie freute ich mich, da man mir sagte: wir ziehen zum Hause des Herrn. Alleluja.

Offertorium:

Gott, wende Dich zu uns und gib uns neues Leben; dann wird Dein Volk in Dir sich freuen. Erzeige uns, o Herr, Deine Barmherzigkeit und schenke uns Dein Heil.

Communio:

Jerusalem, steh auf und stelle dich auf hohe Warte, und schau die Freude, die dir von deinem Gotte kommt.

Im 1. Petrusbrief (1. Petrus 3, 15) werden wir aufgefordert „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist“. Doch worauf bezieht sich diese Hoffnung? Ein besseres Leben? Selbstoptimierung? Nur wenn wir Bilder davon im Kopf haben, was künftig anders – nämlich besser – sein wird, können wir dauerhaft Kraft und Willen aufbringen, uns verändern zu lassen und daran mitzuwirken.

Der Advent ist eben nicht nur die Zeit, sich kurzfristig auf das Weihnachtsfest vorzubereiten und an die Menschwerdung Christi zu erinnern, sondern auch die Erinnerung daran, dass wir immer noch die Vollendung erwarten.

Oration:

Rüttle auf, o Herr, unsre Herzen, auf dass wir Deinem Eingeborenen die Wege bereiten und Dir zu dienen vermögen mit einem Herzen, geläutert durch die Ankunft Dessen, der mit Dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. R Amen.


Adventskalender 2015

Das erklärt Vieles :-)

Die Saarländer und ihr Glaube – Eine kleine Aufklärung

Eine kurzweilige und treffende Sendung des Deutschlandfunks über die Kirche im kleinsten aber katholischsten Bundesland, direkt hier zu hören:

 

Also bitte künftig nicht mehr wundern!
Es liegt alles nur daran, dass ich Saarländerin bin.

Wider die Gesundheits-Religion

Bei EWTN habe ich den Podcast ‚Lebenslust‘ gefunden mit Beiträgen des Psychiaters und Theologen Manfred Lütz. Zwei Beiträge befassen sich mit der derzeit vorherrschenden Gesundheits-Religion und ihren Auswüchsen:

Sehr hörenswert!

Never change a running system

Noch ein Computer-Vergleich aus der Reihe der älteren Texte (ca. 2003):

◊◊◊◊◊

computerVor kurzem habe ich im Büro einen neuen Computer bekommen. Klasse, dachte ich mir, jetzt kann ich endlich richtig loslegen. Doch erst einmal müssen natürlich die entsprechenden Programme installiert werden. Und schon gehen die Probleme los. Das andere Betriebssystem reagiert anders als gewohnt. Manche Dinge laufen überhaupt nicht. Wäre ich doch bloß beim alten – wenn auch reichlich langsamen – Gerät geblieben! Da lief wenigstens alles so wie ich es wollte! Ich hatte ihn mir richtig gut eingerichtet, so dass ich an alles, was ich brauchte bequem ‚rankam. Nun musste ich fast wieder von vorne anfangen und auf manch liebgewordenes Programm verzichten. „Never change a running system“ („Verändere nie ein System, das funktioniert“) das kam mir dabei in den Sinn. Mein System lief, wenn auch nicht immer störungsfrei. Jetzt musste ich mich wieder umstellen, ja sogar auf einiges verzichten. „Ich will mein altes Gerät wieder haben!“, war meine erste Reaktion.

Nun war aber genau das nicht möglich. Es hatte schließlich einen guten Grund, dass ich einen neuen PC brauchte. Die alte Version eines wichtigen Programm, mit dem ich arbeiten musste, wird demnächst nicht mehr unterstützt. Wir sind also gezwungen, auf die neue Version umzusteigen. Mit dem alten Computer war das nicht mehr zu schaffen. Deshalb musste ein neuer her, ob es mir nun passte oder nicht.

„Never change a running system“ gilt also doch nur bedingt. Manchmal muss man eben trotzdem etwas ändern, auch wenn scheinbar alles gut läuft. Es scheint mir, dass es im menschlichen Leben nicht viel anders aussieht. Will man mit anderen über den Glauben sprechen, bekommt man oft Antworten wie „Ich komme auch so gut zurecht.“, „bisher habe ich Gott auch nicht gebraucht.“ oder „Mein Leben gefällt mir, wie es ist.“ Im Moment läuft alles gut, warum also etwas daran ändern? Die Bibel lässt aber keinen Zweifel daran, dass unser jetziges Leben nicht mit dem ewigen Leben – dem Reich Gottes – „kompatibel“ ist. Man könnte sagen, dass wir mit dem alten System künftig nicht mehr arbeiten können, es wird nicht mehr unterstützt, genau so wie meine alte Programmversion künftig unbrauchbar sein wird. Jesus drückt es im Gespräch mit Nikodemus so aus: „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Johannes 3, 3)

Natürlich ist das nicht so einfach, vieles wird neu sein, anderes wird so nicht mehr gehen, wie man es gewohnt ist oder einen anderen Stellenwert einnehmen. Klar, dass man sich dann vielleicht sein altes Leben zurück wünscht. Doch es ist völlig gleichgültig, ob es jetzt gut läuft, oder nicht. Die Umstellung ist notwendig. Lukas 5, 37 – 39 „Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der neue Wein die Schläuche und wird verschüttet, und die Schläuche verderben. Sondern neuen Wein soll man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der vom alten Wein trinkt, will neuen; denn er spricht: Der alte ist milder.“ Mit dem alten Leben können wir vor Gott nicht bestehen, sondern nur mit dem neuen Leben, das er uns schenken will.

Computer-Crash

Aus dem Jahr 2002 oder 2003:

◊◊◊◊◊

crashArbeiten Sie mit einem Computer? Vieles ist damit einfacher oder wird überhaupt erst möglich. Ich jedenfalls möchte mir das Arbeiten ohne dieses Hilfsmittel nicht mehr vorstellen.

Entsprechend verärgert war ich, als mir jemand beim Installieren eines Programms das ganze System ruinierte. Es kostete mich Stunden, bis es wieder so einigermaßen lief. Da aber vorher alles vorinstalliert war und ich keine Disketten hatte, fehlten dennoch wichtige Dateien: Kein Zugriff auf die Soundkarte, nur das Minimum an Farben und manche Programme konnte ich überhaupt nicht mehr starten oder nur noch einige Grundfunktionen nutzen. Kurz gesagt: Das Arbeiten machte keinen Spaß mehr. Doch auch dafür ist eine Lösung vorgesehen. Der Hersteller bietet eine CD-ROM an, die den Computer in den Zustand zurückversetzt, in dem er ausgeliefert wurde. Alle anderen Daten werden gelöscht und alles wird wieder genau so eingerichtet, wie es nun einmal sein soll. Nun weiß ich, daß ich nicht mehr in eine solche Situation kommen kann, denn schließlich habe ich ja die Möglichkeit immer wieder von vorne anzufangen.

Das hat mich daran erinnert, daß auch in einem Menschenleben eine vergleichbare Situation entsteht. Durch „unsachgemäßen Gebrauch“ – die Bibel nennt das Sünde – wurde das Leben verdorben. Mit viel Mühe hat man es vielleicht so hinbekommen, daß es irgendwie läuft, aber von Qualität kann keine Rede sein. Da gibt es Mißtöne und das ganze ist ziemlich farblos. Auf alle Fälle können nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die vorgesehen waren. Aber ähnlich wie beim PC gibt es eine Lösung: Gott hat dafür gesorgt, daß die Sünde aus unserem Leben verschwinden kann und sich die Prioritäten wieder so ordnen können, wie es gedacht war. Es kommt „Farbe ins Leben“ wie es in einem Lied ausgedrückt wird.

Doch es hat Gott einiges an Arbeit gekostet und unglaubliches Leiden um uns diese Möglichkeit zu geben. Spätestens hier hat der Vergleich mit der Maschine seine Grenze, denn Jesus mußte sterben um uns neues Leben zu geben. Beim Computer hätte sich das Problem auch mit dem Kauf eines neuen Geräts lösen lassen, wenn da nicht die finanzielle Seite wäre. Doch Gott, der alle Möglichkeiten hätte, nimmt diese Mühe auf sich, weil er uns liebt. Wir sind eben nicht nur irgendeine Errungenschaft Gottes, sondern seine geliebte Schöpfung. Schon im Alten Testament spüren wir etwas von der Bereitschaft Gottes, wegen uns Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen: „Aber mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.“ (Jesaja 43, 24b – 25)

Wir haben also allen Grund, Gott zu vertrauen, denn er hat seine Liebe und Treue immer wieder bewiesen. Dann gibt er die Möglichkeit, zu dem Menschen zu werden, den er sich gedacht hat. Warum sollte man sich also mit weniger zufrieden geben?

Online

Text aus dem Jahr 2001 – da hatte ich noch ein Modem 🙂

◊◊◊◊◊

onlineKennen Sie das? Gerade ist man mit viel Mühe ins Internet gekommen – bei meinem Provider kann das zur Zeit durchaus mal eine halbe Stunde dauern – und dann, möglichst bei einem größeren Download, höre ich ein akustisches Zeichen und die Meldung: Verbindung unterbrochen. Also muss ich es noch mal versuchen. Natürlich ist bei den ersten 15 Malen wieder besetzt.

An sich ist das ganze zwar lästig, aber nicht besonders schlimm. Einen abgebrochenen Download kann man – wenn man die entsprechende Software hat – wieder aufnehmen, oder man fängt einfach von vorne an. Das kostet zwar Zeit und natürlich auch Geld, aber so ist das eben. Man hat sich damit abgefunden.

Eine etwas andere Erfahrung habe ich gemacht, als ich für etwa 2 ½ Stunden wegen Handwerkern nicht in mein Büro konnte. Das bedeutete: Kein Zugang zum Computer und damit zum gesamten Netzwerk. „Dann arbeiten Sie eben offline“, meinte mein Chef. Kein Problem, dachte ich, schließlich habe ich ja noch meinen Laptop dabei. Es war aber doch ein Problem. Mit dem Laptop kann ich zwar überall arbeiten, aber ich habe eben keinen Netzwerkzugang, kein Internet und auch über Diskette lassen sich noch keine Daten austauschen, weil das Laufwerk noch nachbestellt werden musste. Trotz technischer Ausrüstung konnte ich also meine Arbeit nicht tun. Aus purer Verzweiflung habe ich dann diesen Text geschrieben. Was sollte ich auch sonst machen?

Das Motto der Heilsarmee in diesem Jahr (2001) heißt: „Online mit Gott“. Meine Situation an diesem Tag hat mir sehr deutlich illustriert, was geschieht, wenn man eben nicht online – also in Verbindung – mit Gott ist. Jesus hat es im Johannesevangelium (Kapitel 15, Vers 5) so ausgedrückt:

„Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer bei mir bleibt, in dem bleibt mein Leben, und er wird viel Frucht tragen. Wer sich aber von mir trennt, kann nichts ausrichten.“ (Bibelübersetzung „Hoffnung für alle“)

Vielleicht denken Sie jetzt: „Ich habe viele Gaben, ich kann vieles alleine, Gott ist nur etwas für Schwache und Unsichere.“ Doch wie gesagt: Mit der besten technischen Ausrüstung – mit den besten Gaben und Voraussetzungen kann man nicht das tun, wozu man geschaffen ist. Genau so, wie ich mit meinem guten, neuen Laptop nicht meine Arbeit tun konnte. Ich konnte mich wohl – mehr oder weniger sinnvoll – beschäftigen, aber meine eigentliche Arbeit musste liegen bleiben. Ein Leben ohne die Verbindung mit Gott geht also am eigentlichen Ziel vorbei. Und das ist gravierender als zwei Stunden Arbeitsausfall.

„Wenn…“

termine2Wenn …

  • diese Arbeit erledigt ist,

  • der Berg abgearbeitet ist,

  • ich diese Stellung, dieses Ansehen, dieses Auto habe,

  • ich Urlaub habe,

  • ich in Rente bin,

  • ich dies oder das erreicht habe,

  • ich mir dieses oder jenes leisten kann,

  • die Kinder älter sind,

  • ich diesen oder jenen nicht mehr sehen muss,

  • die Umstände anders sind,

◊◊◊◊◊

dann …

  • werde ich mir Zeit zum Gebet nehmen.

  • werde ich mir mehr Stille gönnen

  • werde ich Ruhe haben

  • werde ich Frieden finden

  • werde ich diesen oder jenen besuchen

  • werde ich Freundschaften knüpfen und pflegen

  • werde ich mich für andere einsetzen

  • werde ich mein Hobby wieder pflegen

  • werde ich die Natur genießen können

  • beginne ich zu leben.

◊◊◊◊◊

DU NARR!

Lukas 12, 19 – 20a (EÜ): „Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freu dich des Lebens. Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! …“

Die Freiheit, da ist keine Not:
Wohin man sieht, schlägt sie wer tot.
Doch wie die Freizeit totzuschlagen,
muss man den Leuten eigens sagen.

Eugen Roth

„Dass alle eins seien…“ – Spannungen aushalten

Der Kontakt mit unterschiedlichen Strömungen und Gruppierungen im kirchlichen Raum führt hin und wieder zu einem Gefühl der Heimatlosigkeit. Eine enstprechende Bemerkung auf Facebook wurde Auslöser für eine lebhafte Diskussion, die dann allerdings schnell in die Richtung „Was ist die richtige Kirche?“ ging.

Wer an dieser Spannung leidet, gerät hin und wieder in die Versuchung, einfach einen Erfahrungsbereich abzutrennen, um sich dann stromlinienförmig in eine Gruppierung einzupassen. Auf Facebook habe ich daher Folgendes aus meiner eigenen Sicht geschrieben:

„Ich bewege mich zwischen CE und Petrusbruderschaft und zwischen (charismatisch geprägten) Baptisten, hochkirchlich beeinflussten ‚Landeskirchlern‘ und Heilsarmee.

Vermutlich gibt es keinen einfachen Ausweg aus dem Dilemma. Sicher wäre es einfacher, einfach nur in einer Gruppe ganz aufzugehen. Aber manche müssen diese Spannung wohl aushalten. Ich bin aber der Überzeugung, dass das zum Wohl aller ist, weil solche Menschen die Sehnsucht nach der Einheit aufrecht erhalten und den Blick weiten über den Tellerrand. Vielleicht ist das nicht gerade hilfreich, wenn man gerade unter der Spannung leidet. Ich bin aber der tiefen Überzeugung, dass sie einen Sinn hat (und dass wir ‚amputiert‘ erst recht nicht glücklich würden).“

Ich bin überzeugt, dass wir dem Anliegen der Einheit mehr dienen, wenn wir die existierenden Spannungen aushalten – quasi priesterlich in den Riss treten – als wenn wir Unterschiede einfach übergehen bzw. ignorieren. Das hält die Sehnsucht wach, das Gebet aufrecht, den Blick geweitet und sensibel für die echten Gemeinsamkeiten.

Auf dem relativ neuen Blog „What Else Is There?“ habe ich ebenfalls ein interessantes Posting dazu gefunden. Es verlinkt auch auf diesen erfreulichen Artikel bei idea.de. Und da wir gerade die Gebetswoche für die Einheit der Christen haben, bin ich froh, dass dieses Thema ausgerechnet jetzt angeschnitten wurde. Für mich eines der zentralen Herzens-Themen.

Entlarvend

Selten habe ich einen deutlicheren Versuch gesehen, den ‚Geist des Konzils‘ gegen die tatsächlichen Texte des Konzils auszuspielen, als auf der Seite ‚pro-konzil.de‘ im Artikel „Was soll uns die Gottesfrage?„:

„Er [Papst Benedikt] hat, zuerst als Präfekt der Glaubenskongregation und dann als Pontifex, intelligent, zäh und erfolgreich an dem Rollback des Konzils gearbeitet. Obwohl dieses Vorhaben nicht hundertprozentig erfolgreich sein kann, hat sich doch im Wesentlichen die Tendenz durchgesetzt, das Konzil anhand des Wortlauts seiner Dokumente zu interpretieren. Diese Dokumente sind als Kompromiss zwischen freiheitlichen und reaktionären Tendenzen entstanden und spiegeln den damaligen Geist des Aufbruchs – eben den Geist des Konzils nur unzureichend wieder.“

Es soll also ein ‚Rollback des Konzils‘ sein, sich die Texte nochmal genauer anzusehen – das, was die Bischöfe letztlich unterschrieben haben?

[ironiemodus]Und wo kämen wir schließlich hin, wollte man ein Kozil anhand seiner Dokomente interpretieren! Völlig abwegig![ironiemodus off]

„Das ‚Jahr des Glaubens‘ zum 50. Jubiläum ist kein Zufall, das hieße, den Meisterstrategen auf dem Papststuhl zu unterschätzen. Vielmehr wird damit zum Todesstoß auf das konziliaren Gedächtnisses angesetzt, indem man seine schwächste Seite, eben die Glaubensinhalte betreffend, ins allgemeine Bewusstsein hebt und der Welt dadurch klar macht, dass das Konzil zu diesen Grundlagen nichts zu sagen hat und damit als irrelevant ad acta gelegt werden kann.“

Habe ich das richtig verstanden – sich mit dem Glauben zu beschäftigen, soll dem Gedächtnis des Konzils den Todesstoß versetzen? Worum sonst soll es denn gehen, wenn nicht um den Glauben! Das ist nun einmal das Kerngeschäft der Kirche, auch wenn viele sie lieber mit gesellschaftspolitischen und strukturellen Themen beschäftigt sähen.

Ich bin froh, dass Papst Benedikt sich diesem Diktat von außen (und leider auch von innen) nicht beugt.

Ich sag’s ja immer: Der ‚Geist des Konzils‘ verhält sich zu den Texten des Konzils in etwa so, wie mein Fahrstil zur Straßenverkehrsordnung.

Und noch eine Nettigkeit am Rande: Liebe Bloggerkollegen, wusstet ihr, dass ihr ‚im Gleichschritt marschiert‘?

„Dazu sind wir auch verpflichtet, um die nachwachsende Generation junger Katholiken nicht völlig wehrlos an den römischen Gleichschritt auszuliefern. Wenn man sich im Internet umsieht und z.B. die Blogs katholischer Laien betrachtet, dann marschieren über 90% davon in diesem Gleichschritt. Sie tun dies unter anderem, weil sie hier eine andere Vorstellung von Gott finden als die einer allgemeinen Wohlfühlharmonie im Universum, wie sie in jedem esoterischen Buchladen zu kaufen ist.“

Es wäre schön, wenn der Autor einen solchen missionarischer Eifer eher in die Verkündigung des Glaubens legen würde.

Das Grab ist leer!

Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos. (1. Korinther 15, 14)

Einen – wie immer – aufschlussreichen Artikel dazu von P. Bernward Deneke findet sich hier auf dem Blog ‚Frischer Wind‘.

Als die Zeit erfüllt war…

„Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt“ (Galaterbrief 4, 4)

◊◊◊◊◊

Aus einer heutigen Predigt irgendwo in diesem unserem Land stammt dagegen folgendes Zitat: „Das mit der Geburt aus der Jungfrau ist nicht wörtlich zu verstehen, wie wenn eine Frau namens Maria wirklich schwanger wurde, es geht nur symbolisch darum, dass Gott in uns Menschen wohnt, dass wir uns von ihm ausfüllen lassen…“

Ich bin froh, dass ich selbst mir diese Predigt heute nicht anhören musste, bin aber auch ziemlich sicher, dass solche Äußerungen keine Seltenheit sind in den derzeitigen Adventspredigten. In anderen Zusammenhängen habe auch ich schon oft hören müssen, es komme ja hauptsächlich/nur auf die geistlichen Realitäten „dahinter“ an. Mir bleibt es ein Rätsel, wie man mit dieser Haltung noch das Credo sprechen kann.

Den Schreibern der Evangelien war die Geschichtlichkeit der Menschwerdung Gottes (und aller Heilsereignisse) jedenfalls so wichtig, dass sie nicht mit Zeitangaben gespart haben. Im heutigen Evangelium (in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus) haben wir z.B. gehört:

„Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene; Hohepriester waren Hannas und Kajaphas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias…“
(Lukasevangelium 3, 1-2)

Jetzt muss ich nochmals auf den Text von P. Bernward Deneke „Das Eigentliche der Weihnachtsbotschaft“ verweisen, den ich gestern bereits hier verlinkt habe, denn er beschäftigt sich mit genau diesem Thema. In Abänderung eines Zitates von Angelus Silesius bringt er es auf den Punkt:

„Und wäre Christus nie in Bethlehem geboren – auch nicht in dir!
Und du bliebst ewiglich verloren.“

Unser Glaube – und unsere Hoffnung – steht und fällt damit, ob diese Ereignisse wirklich stattgefunden haben oder nicht.

In diesem Zusammenhang stellt sich für mich übrigens auch die Frage nach dem Glauben z.B. an die Realität der Eucharistie. Ich glaube, nicht umsonst fällt mir vor der Kommunion oft eine Zeile aus einem modernen Adventslied ein:

„Herr, du kommst zu uns, wie dein Wort es versprach. Herr, du kommst zu uns, deine Uhr geht nicht nach…“ – ganz konkret, in diese Zeit und zur rechten Zeit!