Getrennt gemeinsam unterwegs

Vor genau 10 Jahren schrieb ich den Blogartikel „Unge(b)ahnte Wege gehen“. Er beginnt mit der Frage, die mir manche damals gestellt haben „Warum denn das schon wieder?“ Damals bezog sie sich auf meinen Eintritt in die Hochkirchliche St. Johannes-Bruderschaft.

Unge(b)ahnte Wege gehen

Heute habe ich diesen Artikel mehr oder weniger zufällig wieder gelesen und festgestellt, dass er für mich gerade wieder hoch aktuell ist. Heute werden sich in meinem Umfeld auch manche dieselbe Frage stellen, diesmal aber in Bezug auf meine Konversion in die Armenische Apostolische Kirche. Was ich damals als Option noch ausgeschlossen hätte, ist vor zwei Wochen geschehen.

Das Meiste von dem, was ich geschrieben habe, bestätigt sich aber erneut:

  • „Das hat aber noch nie bedeutet, dass ich alle anderen Prägungen wegschieben würde. Sie sind Teil des Weges, den Gott mit mir gegangen ist.“
    Das bedeutet es auch jetzt nicht. Ganz im Gegenteil, ich freue mich über die Bereicherung: »Prüft aber alles und das Gute behaltet.« – (1 Thess. 5, 21)
  • „Die Trennungen und Spaltungen in der Christenheit sind für mich nicht nur theoretisch eine offene Wunde.“
    Umso schöner war es, dass Freunde aus unterschiedlichen Kirchenfamilien diesen Schritt begleitet haben, auch wenn die Trennung – oder wie einer der Freunde es treffend nannte „das skandalon der Trennung“ – dadurch nochmals präsenter war.
  • „Aber es muss eben auch Christen geben, die diese Spannungen aushalten um der Einheit willen.“
    Diese Freunde haben sich um meinetwillen dieser Spannung konkret am Tag meiner Aufnahme in die Armenische Kirche ausgesetzt. Nicht umsonst habe ich einige von ihnen auch in der Johannesbruderschaft bzw. in ihrem Umfeld kennengelernt.
    Und ich muss auch damit leben, jetzt z.B. nicht mehr in meiner früheren Gemeinde in der römischen Kirche an der Kommunion teilnehmen zu können, auch wenn ich dort immer noch bei Website und Rundbrief unterstütze. Die Gemeinschaft (communio) geschieht nun eben in anderer Weise.
  • „Noch schöner, wenn diese Begegnung zustande kommt, ohne dass man danach gesucht hätte.“
    Nicht nur die Johannesbruderschaft, sondern auch die Armenische Kirche habe ich kennengelernt, ohne auf der Suche gewesen zu sein. Es sollte damals eigentlich nur ein freundschaftlicher ökumenischer Besuch sein – in beiden Fällen.

Dinge mit Geschichte(n) – eine koptische Ikone

'Flucht nach Ägypten' - Kopitische Ikone

Passend zum heutigen Gedenktag der Unschuldigen Kinder:

Im Sommer, bei meinem letzten Aufenthalt im koptischen Kloster in Höxter-Brenkhausen, habe ich im Klosterladen diese handgemalte Ikone der ‚Flucht nach Ägypten‘ gesehen. Sie hat mich sofort angesprochen, weil sie für uns hier eine recht ungewöhnliche Darstellung ist, aber doch gut mit dem korrespondiert, wie diese wichtige biblische Episode sonst dort im Kloster dargestellt wird.

Ich habe die Gelegenheit nicht nur genutzt, diese Ikone zu erwerben, sondern auch den Bischof gebeten, sie mir vor Ort zu segnen. Sie ist also gleich in mehrfacher Hinsicht eine Verbindung zu den koptischen Glaubensgeschwistern.

»Als sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir’s sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen. Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten und blieb dort bis nach dem Tod des Herodes, auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: ‚Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.’« (Matthäusevangelium 2, 13-15)


Weitere Darstellungen im Kloster – innerhalb und außerhalb der Kapelle:


Außerdem habe ich mir gleichzeitig dort noch eine Ikone des hl. Erzengels Michael zugelegt und ebenfalls direkt vor Ort segnen lassen.

Vom Versuch, Traditionen zu verbinden

In diesem Jahr habe ich den Versuch unternommen, unseren westlichen Adventskranz mit der armenischen Variante zu verbinden, weil mir mittlerweile beide Traditionen wichtig geworden sind.

Seit etwa 2 ½ Jahren habe ich enge Kontakte zur Armenischen Gemeinde hier in Köln, besuche regelmäßig die Liturgien und singe mittlerweile auch dort im Chor. Seit zwei Jahren ist es mir auch wichtig, nicht nur unser Weihnachten am 25. Dezember zu feiern, sondern auch das Weihnachtsfest der Armenischen Kirche am 6. Januar, das mit Epiphanie zusammenfällt.

Der armenische Adventskranz hat 7 Kerzen und eine große Christuskerze, die am Weihnachtsfest (also am Abend des 5. Januar) angezündet wird. Und weil der armenische Advent (Յիսնակ / „Hisnak“ genannt) 7 Wochen hat, wird bereits heute die erste Kerze angezündet.

Meine Variante hat dann noch zusätzlich eine kleine weiße „Christuskerze“ (für unser Weihnachtsfest) auf dem Kranz. Ab da werden die Kerzen auch heller – ähnlich unserer Tradition, an Gaudete ein aufgehelltes Violett zu nutzen. Er ist also eine Verbindung des armenischen Adventskranzes mit unserem westlichen.


Sehr hörenswert ist auch dieser Beitrag zum armenischen Hisnak / Advent:


Das Schöne am Adventskranz ist ja, dass er zwar eine schöne Tradition ist, aber nicht so festgelegt, dass man ihn nicht auch anpassen könnte. Als ursprünglich evangelische Erfindung ist er sowieso eine Verbindung mehrerer Traditionen.

Auch zum Thema:

Ein Adventskranz ist ein Adventskranz

Dinge mit Geschichte(n) – koptische Kreuze

…erst eines selbst gekauft und dann eines geschenkt bekommen. 🙂

Bei meinem Urlaubsaufenthalt im koptisch-orthodoxen Kloster in Brenkhausen habe ich mir als Zeichen der Verbundenheit ein koptisches Kreuz gekauft. Der Aufenthalt, die Begegnungen mit Bischof Damian und das herzliche Willkommen haben mich so beeindruckt, dass es mir wichtig war, auf diese Weise auch die koptische Kirche im Blick zu behalten. Es war mir aber klar, dass ich es nicht tragen würde, denn dafür ist es deutlich zu groß. Ich käme mir sonst vor wie mit einem bischöflichen Pektorale.

Beim Klostermarkt Dalheim Ende August bin ich Bischof Damian wieder begegnet. Das koptische Kloster hatte dort auch einen Stand und der Bischof war länger als sonst selbst dabei geblieben. An diesem Stand gab es kleinere koptische Kreuze in verschiedenen Farbkombinationen zu kaufen – auch in derselben Kombination wie mein bereits erworbenes. Als ich mir das dann während unseres Gespräches kaufen wollte, hat es mir der Bischof kurzerhand geschenkt. Es passte von der Größe und von der Länge des Bandes genau zu mir. Dieses bischöfliche Geschenk trage ich nun sehr gerne.

Im Kloster in Brenkhausen hängt zur besonderen Art der koptischen Kreuze diese Erklärung:


Das koptische Kreuz

Ein koptisches (Ägyptisches) Kreuz besteht aus Leder.

Um Leder zu gewinnen, muß ein Tier geschlachtet werden; also ein Symbol für die Opferung Jesus Christus.

Wir tragen Kreuze weder aus Gold noch aus Silber, um die Gefühle armer Menschen nicht zu verletzten oder zu provozieren.

Am Ende jeden Armes des Kreuzes finden sich drei Kreise; die erinnern an die Dreifaltigkeit.

Jedes Kreuz trägt an seinen Enden also insgesamt 12 Kreise; die erinnern an die zwölf Apostel.

In der Mitte des Kreuzes sind vier Kreise vorhanden; sie erinnern an die vier Evangelisten.

Das Koptische Kreuz hat kein Corpus (Kruzifix), weil wir an die Auferstehung glauben.

Das Kreuz wird von den Mönchen und Nonnen geflochten, im Rahmen Ihrer Aktivität „Ora et Labora“.

Das Kreuz ist für uns kein Leidenszeichen, sondern ein Siegszeichen.

Wir tragen das Kreuz als Segen, Bekenntnis, Schutz und Teil unserer christlichen Identität.

Das Kreuz hängt an den höchsten Stellen unserer Kirchenkuppen, Glockentürme oder an den Spitzen der Ikonenwände in der Kirche.


 

Dinge mit Geschichte(n) – Eine besondere Kerze

Vor ziemlich genau 6 Jahren habe ich meine erste Kerze selbst verziert. Aber das ist nicht das, was diese Kerze zu einer besonderen Kerze macht. Sie markiert eine entscheidende Station auf meinem Weg, denn heute vor 6 Jahren wurde ich als Schwester Hannah endgültig in die Hochkirchliche St.-Johannes-Bruderschaft aufgenommen.

Hier sind Wege zusammen gelaufen, von denen ich vorher gedacht hätte, dass sie sich nur schwer miteinander verbinden lassen. Und sie gehen weiter in Richtungen, die ich mir zu der Zeit noch überhaupt nicht hätte vorstellen können.


 

Mehr dazu:

 


 

„Aufnahme Mariens in den Himmel“

Gedanken zum Hochfest aus der Armenischen Kirche – Deutsch ab Minute 3:33

Direktlink: https://fb.watch/52d7udWJgV

»… aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen«

Heute Morgen fast zeitgleich in Köln:

Auch wenn mittlerweile wieder öffentliche Gottesdienste – mit Auflagen – möglich sind, gibt es glücklicherweise immer noch die Möglichkeit, der Liturgie per Streaming zu folgen. Selten habe ich so sinnfällig wie gerade jetzt wahrgenommen, dass das Lob Gottes nicht begrenzt ist durch Ort, Sprache, Kultur, Nationalität und auch nicht durch die derzeitigen Umstände.

Wie ich es schon zu Ostern wahrgenommen habe: „Vielleicht macht gerade die jetzige Situation besonders deutlich, dass wir Liturgie nie nur mit den uns gerade umgebenden Menschen feiern, sondern immer in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche und der himmlischen Wirklichkeit – letzteres ganz ohne Abstandsregeln und Infektionsgefahr.“

Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei unserm Gott, der auf dem Thron sitzt, und bei dem Lamm! Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und um die vier Wesen und fielen nieder vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
(Offenbarung 7, 9-12)

 

Ostern ist definitiv nicht ausgefallen!

Dieses Jahr ist alles anders, aber damit sage ich niemandem etwas Neues. Das betrifft natürlich auch die kirchlichen Vollzüge. Schon die Fastenzeit kam mir teilweise vor wie ein wochenlanger Karsamstag – kein Sakrament, keine Liturgie, zumindest keine direkte Teilnahme.

Nach und nach gab es aber immer mehr Möglichkeiten, sich wenigstens über Livestream mit dem Gebet und der Liturgie der Kirche zu verbinden. Das ist auch eine schöne Möglichkeit, die christlichen Geschwister anderer Traditionen ohne große Hemmschwelle zu „besuchen“. Nicht einmal um die Kommuniongemeinschaft müssen wir uns dabei Gedanken machen.

Meine zusammenfassenden Überlegungen zu diesen Tagen in dieser Situation:

  1. Vielleicht macht gerade die jetzige Situation besonders deutlich, dass wir Liturgie nie nur mit den uns gerade umgebenden Menschen feiern, sondern immer in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche und der himmlischen Wirklichkeit – letzteres ganz ohne Abstandsregeln und Infektionsgefahr.
  2. Ich bin dankbar für alle Priester, die auch ohne die terminliche Verpflichtung fest geplanter Gottesdienste treu bleiben in der Feier der göttlichen Geheimnisse.
  3. Ich bin dankbar für die technischen Möglichkeiten, die wir mittlerweile haben – und für den Mut, damit zu experimentieren, um die Gläubigen nicht allein lassen zu müssen.
  4. Auch wenn einige Stimmen gestreamte Liturgien als Geistermessen diffamieren und lieber „kreative Rituale“ der Laien zuhause hätten – das persönliche Gebet ist essentiell, aber die Rückbindung an das Gebet und die Liturgie der Kirche sind es genauso. Ansonsten steht man evtl. nur auf einem Bein. Am sichersten steht man aber, wenn beide „Beine“ gut ausgeprägt sind. Auch in dieser besonderen Situation!
  5. Ich bin dankbar, dass so viele Möglichkeiten gefunden wurden, den Gläubigen schließlich doch noch Sakramente zu spenden und dass auch die Sakramentalien nicht zu kurz kamen. Wir sind eben doch nicht nur Geist, sondern auch Leib.
    Für den Leib wurde auch dadurch Sorge getragen, dass überall große Umsicht geherrscht hat, damit es dabei nicht zu Ansteckungen kommt.

Jetzt aber im Einzelnen:

Am Palmsonntag habe ich von zuhause aus die Liturgie der Armenischen Gemeinde hier in Köln verfolgt – mit Tablet und Liturgiebuch (und sowieso ganz ohne Hemmschwelle) – außerdem noch eine Übertragung am Nachmittag. Weil ich davon ausgegangen bin, in diesem Jahr keine gesegneten Palmzweige zu bekommen, musste ein kleines Ästchen meines Olivenbaumes als Stellvertretung herhalten.

Am Karfreitag konnte ich am Morgen in der (katholischen) Kirche St. Pantaleon wider Erwarten doch noch zur Beichte gehen. Dort hatte ich auch die Möglichkeit, mit einem kurzen Ritus die hl. Kommunion zu empfangen – zum ersten Mal seit einigen Wochen.

Am Nachmittag hatte ich dann das Privileg, auch körperlich an einer Liturgie teilnehmen zu können. Als Teil der Oekumenischen Choralschola Köln habe ich mit anderen Sängern und Sängerinnen und dem Liturgen Pfarrer Herzberg in der leeren (evangelischen) Antoniterkirche die Karfreitagsliturgie zur Sterbestunde Jesu mitgefeiert. Diese Liturgie wurde ebenfalls zum Mitbeten online gestellt.

In der Osternacht habe ich mich wieder aus der Ferne mit der Liturgie der Armenischen Gemeinde verbunden. Zur österlichen Freude kam bei mir außerdem noch die Freude dazu, die ich an meiner neuen Ikone hatte, die zu diesem Anlass erstmals ihren Platz bekam. Die für mich in Minsk (Weißrussland) angefertigte Ikone meiner Namenspatronin, der Prophetin Hanna, war nämlich erst wenige Tage zuvor angekommen.

Am Ostersonntag hat die Priesterbruderschaft St. Petrus in der Kirche Maria Hilf in Köln die Möglichkeit angeboten, die Osterkommunion zu empfangen. Eine Stunde lang war dafür die Kirche geöffnet und zur „Halbzeit“ haben die Patres zudem noch die mitgebrachten Osterspeisen gesegnet. Zu einer gesegneten österlichen Kerze bin ich dabei auch noch gekommen.

Den Ostermontag bestimmte ein Ausflug nach Aachen: Bei traumhaftem Wetter habe ich mir unter anderem den dortigen Westfriedhof angesehen. Besonders beeindruckt war ich vom Campo Santo, der bei diesem Wetter in wunderschönes Licht getaucht ist. Schön war es auch, mich gerade auf dem Friedhof mit Zeugnissen der Auferstehungshoffnung konfrontiert zu sehen.

In einer nahegelegenen Kirche (St. Laurentius in Aachen-Laurensberg) gab’s dann auch noch was von den gesegneten Palmzweigen und Osterkerzen.

Letztlich konnte ich in der Kar- und Osterwoche sehr viel mehr „Handfestes“ empfangen und erleben, als ich es mir vorher gedacht hätte.

Im letzten Jahr wären das alles noch Selbstverständlichkeiten gewesen.

Komplet – Antoniterkirche Köln

„Er liebt mich, darum will ich ihn erretten.
Er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen.“

Es ist schon etwas Besonderes, wenn man in der derzeitigen Situation das Privileg hat, mit anderen – wenn auch in sehr kleinem Kreis – das Gebet der Kirche (also das sogenannte Stundengebet / Tagzeitengebet) beten zu können. Es ist ein Stück Normalität in einer sehr besonderen Situation.

Gleichzeitig ist aber auch das Bewusstsein sehr präsent, dass hier nicht nur vier Einzelpersonen die Komplet singend beten, sondern dass wir das in Gemeinschaft mit allen tun – ob wir sie kennen oder nicht, – die aufgrund der Aufzeichnung mit uns beten. Gerade jetzt, wenn wir die Liturgien in leeren Kirchen feiern müssen, schärft sich das Bewusstsein, dass wir immer mit der ganzen Kirche beten, auch wenn wir sie nicht unmittelbar wahrnehmen.

Vor allem die Komplet mit ihren Psalmen und Gebeten tröstet uns in der gerade jetzt als besonders bedrohlich empfundenen Situation. An der Schwelle zur Nacht meditiert sie die Bedrohung aber vor allem auch das Vertrauen, bei Gott trotz allem geborgen zu sein.

Komplet … online geteilt für alle, die in dieser Zeit nicht persönlich anwesend sein können. Verbunden im Gebet!

Zölibatsdebatte und ‚Frauenfrage‘ – man spürt die Absicht und ist verstimmt

Die Debatte um den Zölibat der Priester könnte eigentlich recht unaufgeregt sein, aber sie scheint wohl gerade – gemeinsam mit der Debatte um die Weihe von Frauen – der Dreh- und Angelpunkt der derzeitige Diskussionen im kirchlichen Bereich zu sein – angefeuert von den Erwartungen, die mit dem Synodalen Weg in Deutschland verknüpft werden.

Ja, der Zölibat hat seinen Wert – nicht so sehr, weil er dem Priester Freiräume für vermehrten Einsatz für die Gemeinde bietet, nicht weil Ehe und Familie ihn zu viel Zeit kosteten und schon gar nicht, weil Sexualität etwas Verwerfliches wäre, sondern weil er auf die himmlische Wirklichkeit hinweist. Der Zölibat der Priester – genauso wie die Jungfrauenweihe oder die Witwenweihe – ist ein unübersehbares Zeichen dafür, dass es mehr gibt, als diese Welt und dieses Leben. Darum wird er, genau wie die Jungfrauen- und Witwenweihe, so angeriffen. Für viele ist es unerträglich, mit einem unübersehbaren Zeichen konfrontiert zu werden, das mehr als nur pragmatisch ist, sondern an eine transzendente Wirklichkeit erinnert, an unser letztendliches Ziel.

Aber der Zölibat ist andererseits auch kein Dogma und nicht Voraussetzung für die Gültigkeit einer Weihe. Auch die Verteidiger des Zölibats schießen häufig über’s Ziel hinaus und messen ihm eine Bedeutung bei, die er nicht hat. Es gibt ja bereits verheiratete Priester, und zwar sowohl in der römisch-katholischen Kirche als auch vor allem in den orthodoxen und altorientalischen Kirchen. Diesen Priestern wird wohl (hoffentlich!) niemand das Priestertum, eine priesterliche Existenz und priesterliches Wirken absprechen.

Ich glaube, in den derzeitigen Diskussionen um das Thema Zölibat geht es weniger um ‚arme einsame Priester ohne Familie‘ (es werden schließlich fast die Hälfte der Ehen hierzulande geschieden und es gab noch nie so viele Singles wie heute), sondern eher darum, jeglichen Unterschied zwischen geweihten Klerikern und Laien zu beseitigen oder zumindest unsichtbar zu machen. Das Heilige darf nicht mehr sichtbar werden!

Mit verheirateten Priestern hätte ich noch das geringste Problem, wenn sie denn ihrem Stand gemäß z.B. priesterliche Kleidung trügen und sich gemäß ihrer Würde und ihres geweihten Standes verhielten. Deswegen funktioniert das ja auch bei den Ostkirchen, wäre bei uns aber ein fatales Zeichen. Damit wäre hier im Westen einer der letzten und der viellleicht augenfälligste sichtbare Hinweis auf die so ganz andere Welt Gottes eliminiert.

Und ich vermute, das ist der Hauptgrund für die Forderung der Aufhebung des Zölibats: Nivellierung des geweihten Priestertums. Bei der Frage nach der Frauenordination steckt im Übrigen dieselbe Denkweise dahinter, wie ich in den verschiedenen Diskussionen mit den einschlägigen Gruppierungen feststellen konnte. Irgendwann kam nämlich immer das ‚Argument‘, Jesus habe schließlich überhaupt keine Priester geweiht.

Letztlich geht es also wohl vor allem darum, das Weihepriestertum an sich abschaffen zu wollen. Die Marginalisierung des Zölibats und die Forderung nach Weiheämtern für Frauen sind lediglich Zwischenstationen dazu.

Zum selben Thema: „Zölibatsdebatte, Frauenordination und was dabei gern ‚vergessen‘ wird“

Zwei Tage, drei Konfessionen … und nochmal ausgiebig Weihnachten feiern

In diesem Jahr habe ich mir für den 6. Januar endlich einmal Urlaub genommen. Seit vielen Jahren singe ich bereits in der Oekumenischen Choralschola Köln, die jedes Jahr an Epiphanie / Epiphanias im Gottesdienst in der Antoniterkirche singt. Dafür hätte ich zwar nicht Urlaub nehmen müssen, aber ich habe mir vorgenommen, den 6. Januar in diesem Jahr zu einem zweiten Weihnachtsfest werden zu lassen.

Begonnen hat dieses zweite Weihnachten aber bereits am Sonntagabend mit dem Besuch der Liturgie bei der stets gastfreundlichen Armenischen Gemeinde Köln (Facebook), die am 5. Januar ihren Heiligen Abend feiert. Die feierliche Liturgie, habe ich mittlerweile sehr schätzen gelernt, und der Besuch dort war der optimale Beginn für eine ausgiebige Würdigung des Hochfestes. Ganz zu schweigen von den kurzen aber sehr herzlichen Begegnungen im Anschluss! Schön, dass meine beiden Begleiter, die zum ersten Mal die dortige Liturgie besucht haben, das ähnlich empfunden haben.

Das Licht – vom Altar kommend und in die Gemeinde hinein weiter verbreitet – hat unbeschadet den Weg zu mir nach Hause gefunden.

Der Montagmorgen begann mit dem Pontifikalamt im Dom – hauptsächlich deshalb, weil es der Auftakt zum traditionellen Dreikönigs-Bloggertreffen (#3kbt20) war. Auf dem Weg dorthin habe ich doch tatsächlich zum ersten Mal – ich lebe ja auch erst seit fast 20 Jahren in Köln – bewusst den „Dicken Pitter“ wahrgenommen.

Im Dom war natürlich an einen Sitzplatz gar nicht zu denken, aber ein guter Stehplatz ist auch nicht schlecht. Über die klare Predigt unseres Erzbischofs habe ich mich besonders gefreut. Das war für mich dann der zweite sehr feierliche Gottesdienst zum Hochfest – mit anschließender Prozession zum Dreikönigsschrein und unter ihm hindurch.

Das Hochamt ist übrigens in kompletter Länge auch auf Youtube zu finden.

„Auf den (x)ten Heiligen Dreikönig“

Dann kam der gemütliche Teil: Brauhausbesuch mit knapp 10 Bloggern (darunter 2 Blogerinnen 🙂 ). Es war schön, endlich mal einige Personen persönlich zu treffen, die man sonst nur aus den Sozialen Medien kennt – oder überhaupt zum ersten Mal zu begegnen. Schön war auch, dass ein guter Freund und Mitbruder zum ersten Mal mit dabei sein konnte. Da sage noch einer, die „Sozialen Medien“ würden reale Beziehungen behindern! Der heiligen Drei Könige wurde ebenfalls reichlich gedacht – eine alles andere als puritanische Veranstaltung. Leider mussten wir uns allerdings relativ früh verabschieden.

Um 16 Uhr standen nämlich bereits Einsingen und Probe für den Epiphanias-Gottesdienst mit Gregorianischem Choral in der Antoniterkirche an. Bis dahin sollte ich wieder halbwegs fit sein, genau wie mein Mitbruder, der die Schola leitet.

Auf diesen Gottesdienst freue ich mich immer ganz besonders. Ich liebe die Gregorianischen Gesänge des Festes und ich liebe es während des Gangs zur Krippe der Gemeinde mein Lieblings-Weihnachtslied teilweise solistisch singen zu dürfen. „Ich steh‘ an Deiner Krippen hier“ umrahmt nämlich den Krippengang.

Überhaupt habe ich diesmal recht viel solistisch singen dürfen:

Teile im Alleluja („Vidimus stellam“) – gemeinsam mit einer weiteren Scholasängerin:

„Ich steh‘ an Deiner Krippen hier“ (Strophen 2+3):

Das Offertorium „Reges Tharsis“ – gemeinsam mit einem weiteren Sänger:

… und die Verse der Communio – ebenfalls mit einem weiteren Sänger

Warum ich so viel darüber schreibe, Fotos und Audiodateien einbinde? Zum ersten, weil es für mich selbst wunderbare Tage waren. Zum zweiten aber auch, weil ich gerne einen kleinen Eindruck vermitteln möchte von der Atmosphäre, Ästhetik und „Temperatur“ des Festtages in den verschiedenen Traditionen. Ein großer Reichtum, der uns da zur Verfügung steht, und es bleibt doch das eine Fest und die Verehrung des einen Herrn!

Adventsgedanken … aus der Armenisch Apostolischen Kirche

Nachdenkenswertes auch für unseren Advent – vom Primas der Armenischen Kirche in Deutschland:

Direktlink: https://fb.watch/5mDoU0FsyM

Ökumenische Grüße an die armenischen Schwestern und Brüder!

Ein kleiner Unterschied

Kirchliche Diskussionen laufen gerne schonmal unter dem „Highlander-Motto“ ab – „Es kann nur einen geben“!

Christen, denen ihr Glaube wichtig ist, verteidigen diesen selbstverständlich. Wir leben auch nicht gerade in einer Zeit, in der Apologetik nicht dringend nötig wäre. Schwierig wird es dann, wenn nichts Richtiges, Gutes, Hilfreiches stehen gelassen werden kann, nur weil es von der falschen Seite, Bewegung oder gar Konfession kommt. Jeder gute Ansatz ist dann sofort zu verwerfen, wenn er aus der falschen Ecke kommt.

Als Christen können wir nicht oft genug betonen, dass Christus das Zentrum des Glaubens und das Haupt der Kirche ist. Da gibt es keinerlei Möglichkeit, indifferent zu bleiben. Einen Mittelweg gibt es nicht.

Gleich an zwei Stellen in den Evangelien wird uns überliefert, was Christus in Bezug auf sich selbst sagt:

»Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich;
und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.«
(Mt. 12, 30 / Lk 11, 23)

Ein anderes Jesuswort hört sich ganz ähnlich an, scheint dem aber komplett zu wiedersprechen. In Bezug auf seine Jünger und Nachfolger heißt es nämlich:

»Und Jesus sprach zu ihm: Wehrt ihm nicht!
Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.«
(Lk 9, 50)

Die Kirche hängt engstens mit Christus ihrem Haupt zusammen, aber sie ist nicht 100% identisch mit ihm. So wichtig die Kirche für den Gläubigen ist, sie existiert auch in einer gefallenen Welt mit eingeschränkter Erkenntnis und begrenztem Fassungsvermögen.

Ich halte es für gut möglich, dass andere kirchliche Traditionen Dinge bewahrt (oder neu entdeckt) haben, die uns vielleicht verloren gegangen sind – und dass bei uns Dinge lebendig geblieben sind, die bei anderen vielleicht in Vergessenheit geraten oder in den Hintergrund gerückt sind. Das wahrzunehmen halte ich einerseits für einen großen Reichtum, andererseits aber auch für eine Herausforderung, meine eigene Position immer wieder neu zu reflektieren.


Disclaimer: Nein, das ist jetzt kein Plädoyer dafür, sich steinbruchartig bei anderen Konfessionen zu bedienen, sich seine individuelle Religion zusammen zu basteln und alle real vorhandenen Grenzen eigenmächtig zu überschreiten. Das gebietet alleine schon der Respekt vor der eignenen und der jeweils anderen Tradition.


Ähnliches Thema:

 

»Dass alle eins seien…« – Glieder am Leib

Pünktlich zu meinem Namenstag 😉 ging der Relaunch der Website der Hochkirchlichen St. Johannes-Bruderschaft online. Darin findet sich auch ein kleiner Text darüber, wie das Sein in der Bruderschaft meinen Alltag beeinflusst:

Leben in der Bruderschaft

“Nun aber sind es viele Glieder, aber der Leib ist einer. Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht.” (1. Kor. 12, 20-21)

Ökumenische Beobachtungen zur Liturgie

Der „Liturgifuchs“ – Autor eines neuen Blogs zur Liturgie – hat ein interessantes kleines Experiment gestartet. In ein und derselben Kirche hat er an einem Sonntag an fünf Hl. Messen von fünf verschiedenen Gruppierungen/Gemeinschaften teilgenommen. Auf „Liturgica – Eine Reise durch die Welt christlicher Liturgie“ lässt er den Leser an seinen Beobachtungen und Überlegungen teilhaben – und zwar aus einer ökumenischen Perspektive. Lesenswert!

Experiment in St. Clemens — Ein Tag im Leben einer Kirche

Damals wie heute

„… Noch beklagenwerter ist die Unterordnung des kirchlichen Geistes unter die staatliche Politik; die Kirchen haben sich nationalisiert, statt dass sie die Nationen christianisierten. Aber Christi Wille und Beispiel steht über allem; die christlichen Kirchen dürfen zu Ehren des modernen Staates ebenso wenig Weihrauch opfern wie zu Ehren des antiken Cäsar.“

(Bischof Charles Brent (Episkopalkirche NewYork), über die Anwendung des Evangeliums auf das nationale und internationale Leben, Stockholmer Konferenz 1925 / Quelle: Friedrich Heiler, Evangelische Katholizität)

90 Jahre und einen Weltkrieg später scheint die Situation kein bisschen besser zu sein. Heute heißen die Super-Dogmen ‚Zeitgemäßheit‘, ‚Modernisierung‘, ‚Übereinstimmung mit der modernen Lebenswirklichkeit‘ etc. und münden ebenfalls in nationale Sonderwege.

So heißt es denn auch etwas später im selben Vortrag:

„… Die Kirchen haben die Pflicht und die großartige Gelegenheit, ihre Schüchternheit und ihren Partikularismus abzulegen und den ungenähten Rock der Brüderlichkeit und Einigkeit gemäß dem Geiste Christi anzuziehen.“

Kreuzerhöhung – Was soll das mit den Reliquien?

IMG_1685Das Fest Kreuzerhöhung ist offensichtlich nicht leicht zu vermitteln. Ein Fest aus Anlass der Wiederauffindung des Kreuzes durch die Kaiserin Helena fordert auch Widerspruch heraus. Auf Facebook habe ich dazu eine sehr engagierte Diskussion verfolgen können. Letztlich ging es dabei nur am Rande um die Frage der Echtheit der Reliquie, sondern vielmehr viel grundsätzlicher um Sinn und Unsinn von Reliquien für das geistliche Leben überhaupt. Letztlich stehen sich dabei diejenigen gegenüber, die ‚geistlich‘ mit ‚rein geistig‘ gleichsetzen und diejenigen, die ihren Glauben auch von Greifbarem stärken lassen.

In einer ähnlich gelagerten Diskussion – damals ging es um die Heilig-Rock-Wallfahrt – habe ich geschrieben:

‚Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns‘ (Johannesevangelium 1, 14) Und davon, dass Gott real in die Zeit gekommen ist, leben wir als Christen. Daran hängt unsere Erlösung. Was ist so schlimm daran, sich an konkreten Orten und Gegenständen daran zu erinnern, dass die Evangelien keine Märchenbücher sind, sondern die Heilsereignisse wahrhaftig stattgefunden haben – zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte?

So ganz weit weg von der Bibel ist das mit der Reliquienverehrung nun auch wieder nicht – auch nicht im Neuen Testament. In der Apostelgeschichte gibt es z.B. einige interessante Sätze, die ganz gerne mal überlesen werden:

„Desto mehr aber wuchs die Zahl derer, die an den Herrn glaubten – eine Menge Männer und Frauen -, sodass sie die Kranken sogar auf die Straßen hinaustrugen und sie auf Betten und Bahren legten, damit, wenn Petrus käme, wenigstens sein Schatten auf einige von ihnen fiele.“ (Apostelgeschichte 5, 14-15)

„Und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hände des Paulus. So hielten sie auch die Schweißtücher und andere Tücher, die er auf seiner Haut getragen hatte, über die Kranken, und die Krankheiten wichen von ihnen und die bösen Geister fuhren aus.“ (Apostelgeschichte 19, 11-12)

Manchmal frage ich mich, was eigentlich die Grundlage derer ist, die sich so so massiv und teilweise auch herablassend gegen jegliche Form von (Be)Greifbarem im geistlichen Leben wenden – Die Bibel? Oder eine aufklärerische Philosophie, die nur noch gelten lassen kann/will, was sich damit in Einklang bringen lässt? Man kann natürlich alles irgendwie mit Zeitbedingtheit oder frühen Verirrungen/Missverständnissen erklären. Es steht aber nun einmal drin, und nirgends lese ich von Distanzierungen davon.

Merken

Zölibatsdebatte, Frauenordination und was dabei gern ‚vergessen‘ wird

Katholisch.de greift die endlose Debatte um den Zölibat wieder auf: ‚Zwischen Ehelosigkeit und Laienpredigern

Bei diesen Dingen wird allerdings jedes Mal ‚vergessen‘, dass es ein großer Unterschied ist, ob ein Verheirateter zum Diakon oder Priester geweiht wird, oder ein Diakon / Priester heiratet. Ehe ist nicht zwingend ein Weihehindernis (siehe ständige Diakone oder konvertierte verheiratete Pfarrer), aber eine Weihe ist ein Ehehindernis. Bei letzterem berührt es nämlich bereits die Sakramententheologie.

Also selbst, wenn der allgemeine Zölibat für das Priestertum aufgehoben würde, änderte sich nichts für die bereits Geweihten. Darin sind sich Ostkirche und Westkirche übrigens einig. Ein Abgehen von dieser Linie wäre also auch ein großes Hindernis für die Ökumene.

Ähnliches gilt für die Forderung nach der Weihe von Frauen. Es ist beständiger kirchlicher Konsens in nahezu allen Kirchen, dass die Diakonen- und Priesterweihe nur für Männer vorgesehen ist. Geändert wurde das meines Wissens nur in der Altkatholischen und der Anglikanischen Kirche – und zwar erst vor relativ kurzer Zeit. Die Praxis der Evangelischen Kirche und der Freikirchen kann hier nicht als Argument dienen, denn da wird im Normalfall überhaupt nicht geweiht(!) – weder Männer noch Frauen.

Auch die Weihe von Frauen wäre demnach ein Ökumene-Hindernis (auch wenn es gern genau anders herum dargestellt wird). Rechtfertigen muss sich meiner Meinung nach übrigens derjenige, der den bisherigen Konsens verlässt und nicht diejenigen, die dabei bleiben.

Unge(b)ahnte Wege gehen

Schwanberg(09)„Warum denn das jetzt schon wieder?“ Diese Frage begegnet mir in der letzten Zeit in unterschiedlichen Formulierungen immer wieder. Daraus spricht Unverständnis, Sorge, Irritation und Überraschung über meinen Weg in die Hochkirchliche St. Johannes-Bruderschaft, die ich gut nachvollziehen kann. (Und ehrlich gesagt schätze ich die Aufrichtigkeit dahinter sehr).

Nachdem ich nach 17 Jahren in Freikirchen im Jahr 2005 wieder in die kath. Kirche zurückgekehrt bin, kann ich die Befürchtung nachvollziehen, dass sich da eventuell der nächste Konfessionswechsel anbahnen könnte. Nein, er bahnt sich nicht an! Ich habe – und behalte – meine Verortung in der kath. Kirche. Das hat aber noch nie bedeutet, dass ich alle anderen Prägungen wegschieben würde. Sie sind Teil des Weges, den Gott mit mir gegangen ist.

Die Trennungen und Spaltungen in der Christenheit sind für mich nicht nur theoretisch eine offene Wunde. Es wäre einfacher, diese Spannung in Richtung Beliebigkeit einerseits oder Selbstgenügsamkeit andererseits aufzulösen. Aber es muss eben auch Christen geben, die diese Spannungen aushalten um der Einheit willen. Umso schöner, wenn man dann entdeckt, dass es auch noch andere Christen / Gemeinschaften gibt, die bewusst in diesen Riss treten – mit allen Spannungen die das nun einmal mit sich bringt. Noch schöner, wenn diese Begegnung zustande kommt, ohne dass man danach gesucht hätte.

Gaststatus adé!

Einige Male habe ich jetzt als Gast an Begegnungen der Hochkirchlichen St. Johannes-Bruderschaft teilgenommen (hier und hier nachzulesen). Dazwischen gab es Kontakte über Facebook, Mail, Telefon … und dabei wurde es mir immer klarer: Da möchte ich gern verbindlich dabei sein!

Von Seiten der Bruderschaft gab es offenbar keine Einwände, denn am 28.09.2013 wurde ich während der Vesper ins Noviziat aufgenommen:

Noviziatsaufnahme

So ein Gaststatus hatte natürlich auch seine Vorteile – alle Optionen offen, keine Verantwortung. Aber ich freue mich auf einen weiteren geistlichen Weg, den ich jetzt in engerer Verbindung zu anderen – Brüdern und Schwestern mit unterschiedlicher geistlicher Prägung – gehen kann. An meinen äußeren Lebensumständen – Wohnung, Arbeit etc. – wird sich zwar nichts ändern, trotzdem bin ich sehr gespannt auf die vor mir liegende Zeit, das Lernen und Kennenlernen.