(veröffentlicht am 28.03.2011 auf dem Blog „Sende-Zeit“ / Blog der Medienpastoral im Erzbistum Freiburg)
Der 17. März ist für mich ein besonderes Datum. Es ist der Tag, an dem ich aus der kath. Kirche ausgetreten bin, und es ist der Tag, an dem ich 17 Jahre später die Entscheidung getroffen habe, wieder in die Kirche einzutreten.
Nun ist es nicht so, dass ich mich zwischenzeitlich vom christlichen Glauben entfernt hätte. Ich bin in einer formal katholischen Familie aufgewachsen. Nach einer recht frühen Krise zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr habe ich auch wieder innerhalb der kath. Kirche den Anschluss an den Glauben gefunden, doch mit den „spezifisch katholischen“ Elementen des Glaubens habe ich nie viel anfangen können. Ich hatte zwar eine lockere Verbindung an eine Jugendgruppe, doch durch die große Entfernung war es schwierig, dort eine verlässliche Anbindung zu finden. Es war für mich also kein großes Problem, mich an eine nahe gelegene Baptistengemeinde anzuschließen. Das verbindlich zu tun, hieß auch, aus der kath. Kirche auszutreten und mir keine Hintertüren offen zu lassen. Damit war aber nie eine bewusste Abkehr oder gar Ablehnung verbunden.
Auf sechs Jahre in der Baptistengemeinde folgten elf Jahre in der Heilsarmee. Dort habe ich die Bibelschul-Ausbildung absolviert, wurde ordiniert und als Offizierin (= Pastorin) erst in einer Gemeinde, dann in der Verwaltung eingesetzt. Irgendwann habe ich festgestellt: Wir leben uns auseinander, die Heilsarmee und ich.
Ich habe Kontakt zu anderen freikirchlichen Gemeinden, aber auch zu einer katholisch-charismatischen Gemeinschaft aufgenommen. Nach langen Jahren sah ich mich dort wieder mit Dingen wie Beichte und Eucharistische Anbetung konfrontiert. Ich musste mich damit auseinandersetzen, welche Position ich selbst eigentlich beziehe. Dabei war mir durchaus bewusst, dass diese Gedanken für mich gefährlich waren, denn es hing nicht nur meine Gemeindezugehörigkeit daran, sondern auch mein Arbeitsplatz und meine (möblierte) Dienstwohnung. Aber als ich die Gewissheit hatte, dass ich die Heilsarmee verlassen würde, war trotzdem noch nicht klar, was folgen sollte.
Wochenlang habe ich mit dieser Unsicherheit gelebt, bis ich irgendwann zum Gebet in eine Kirche gegangen bin und konkret gefragt habe „Gott, wo willst du mich haben? Wo ist mein Platz?“. Die Antwort: „Vor mir“ – „Ähm… hilft mir das jetzt weiter?“ Tja, und dann ist mir die Situation bewusst geworden: Ich war in einer katholischen Kirche, in der zudem noch den ganzen Tag über Eucharistische Anbetung war. Ich kniete also dort vor dem Allerheiligsten – und da war dann wohl auch mein Platz. Ich habe mich zwar immer noch gefragt, wie das konkret gehen soll. Ich war schließlich ein sehr verbindliches Gemeindeleben gewöhnt. Aber mir ist klar geworden, dass ich längst an die Gegenwart Jesu dort glaubte, dass ich es mir selbst aber nicht eingestehen konnte. Also war dann wohl auch in der kath. Kirche mein Platz.
Heute, sechs Jahre nach dieser Entscheidung, kann ich viele „katholische Eigenheiten“ in der Frömmigkeit besser verstehen und einordnen. Manches wird vermutlich nie einen großen Raum in meinem eigenen christlichen Leben einnehmen. Ich erfahre aber immer mehr, dass es in der Kirche eine große Weite gibt, in der viele unterschiedliche Prägungen Raum haben. Und das erlebe ich als großen Reichtum und als persönliche Bereicherung.
Wow! Das finde ich ganz schön stark.
Wo ist mein Platz? – Vor mir.
Wow, hammer Aussage, die denk ich für uns alle gilt! Tolle Geschichte, die mich persönlich berührt… im Inneren meines „FroKi“ (frommes Kind) -Herzens…
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