Wenn an Sonn-/Feiertagen das Morgengrauen um 11 Uhr beginnt…

Ein guter Gedanke aus der heutigen Predigt zum Pfingstfest ist bei mir haften geblieben. Der Priester erinnerte heute daran, dass es neben den Priestern im Alten Testament immer auch die Propheten gab. Er hat die Gläubigen (okay, er nannte die Kirchenbesucher „Zuhörer“) dazu ermutigt, den Mund aufzumachen. Dem will ich gerne folgen:

Heute war ich mal wieder in einer bestimmten Kölner Pfarrei zur Messe und fand es wirklich übel. Mal ganz abgesehen von den üblichen „Eigenheiten“ in dieser Pfarrei (z.B. grundsätzliches Fehlen des Embolismus, Priesterkommunion immer erst nach den Gläubigen etc.) und „Geschmacksfragen“ (wie heute die viel zu kurze Mantelalbe über Jeans und Sandalen und grobbestickte Drittewelt-Stola) gab es vor allem drei Dinge, die besonders herausstachen:

In der Predigt wurde das Wehen des Geistes an drei Punkten beispielhaft festgemacht – der Ankündigung des zweiten Vatikanischen Konzils (noch absolut einverstanden), irgendeiner Revolution (kann mich nicht mehr genau erinnern wann und wo) und dem Ausstieg aus der Kernenergie als Folge der Erdbeben in Japan.

Die Fürbitten nahmen den Papstbesuch zum Anlass in Gebet verbrämt, die Forderung nach Wiederzulassung Geschiedener zur Eucharistie, kirchlicher Akzeptanz homosexueller Partnerschaften, und überhaupt Reformen – auch wegen der Missbrauchsfälle – aufzustellen. „Wir bitten dich, erhöre uns“ kam mir meist nicht über die Lippen.

Ein Messbuch gab es nicht, sondern nur eine Kladde mit anscheinend selbst formulierten Texten in loser Anlehnung an die Messtexte. Leider zogen sich diese Veränderungen bis ins Hochgebet und sogar den Einsetzungsbericht und die Wandlungsworte selbst hinein. Ich frage mich mittlerweile sogar, ob das Sakrament überhaupt zustande kam.

Und jetzt stehe ich vor der Frage, ob ich der Predigt weiter folgen soll und auch an anderer Stelle nochmal den Mund (oder die Tastatur) aufmache.

Der Hauptmann von Kapernaum – und das Gebet zu den Heiligen

„Ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden.“

Es ist schon etwas Merkwürdiges, wenn man beim Lesen der Bibel plötzlich über ein Thema nachdenkt, das man noch nie mit diesem Bibeltext in Verbindung gebracht hat – so geschehen gestern bei mir.

Der Hauptmann von Kapernaum ist ja vor allem bekannt, weil Jesus seinen großen Glauben lobte.

„Da ging Jesus mit ihnen. Als er aber nicht mehr fern von dem Haus war, sandte der Hauptmann Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: Ach Herr, bemühe dich nicht; ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst; darum habe ich auch mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen; sondern sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ (Lukasevangelium 7, 6+7)

Dass der Hauptmann nicht selbst zu Jesus gegangen ist, war mir zwar immer bewusst, aber irgendwie habe ich nie näher darüber nachgedacht. Und dann bleibe ich ausgerechnet dabei hängen:

„… ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst; darum habe ich auch mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen“

Solche Aussagen kenne ich auch von nicht wenigen Christen, denen es ähnlich geht. Darum fällt es ihnen – so sie Katholiken sind – genau aus diesem Grund manchmal leichter, Maria oder die Heiligen um Fürsprache zu bitten bzw. ihnen ihr Herz auszuschütten.

Mir kam das immer fremd vor. Dass ich mit allem immer zu Jesus gehen kann, ist eigentlich schon immer einer der Grundtöne meines Glaubens gewesen. Auch in der Verkündigung – gerade in freikirchlichen Gemeinden – wurde/wird immer wieder Wert darauf gelegt. Von Jesus ist aber nicht berichtet, dass er etwas dagegen hatte, wenn man sich an Fürsprecher wandte.

Genau wie bei der Heilung eines Gelähmten (im selben Ort übrigens), den seine Freunde zu Jesus brachten, so handelte er auch hier auf Bitte von anderen. Und in keinem Fall hat er die Betroffenen getadelt. Den Glauben des Hauptmanns hebt er sogar ganz besonders hervor, unbeschadet dessen, dass er sich nicht unmittelbar selbst an Jesus gewandt hat.

Ich weiß nicht, ob das Gebet zu Heiligen jemals einen großen Raum und Stellenwert bei mir haben wird. Ich vermute mal, eher weniger. Mir ist aber nochmals besonders deutlich geworden, dass es andererseits auch nicht ganz so abwegig ist und seine Berechtigung hat.