Netzloser Ausflug

Geplant war gestern eine Mischung aus Wallfahrt und Ausflug. Ich konnte mich erst nicht so richtig entscheiden, wohin es gehen sollte, aber dann fiel ganz kurzfristig die Entscheidung auf das Kloster Maria Engelport in der Eifel – Fahrtzeit knapp 1,5 Stunden.

Auf dem Weg haben wir – ich war mit einem Bekannten aus der Kirchengemeinde unterwegs – am Wegesrand in einem Dorf eine kleine Kirche entdeckt, die wir uns spontan anschauen wollten. Wir erlebten eine sehr schöne Überraschung: Die Katholische Filialkirche St. Nikolaus in Brohl scheint wie aus einem Guss geblieben zu sein, zudem in einem guten Zustand. Der Hochaltar ist weiterhin in Nutzung und selbst die Kommunionbank ist in der Kirche verblieben. Eine unerwartete und sehr erfreuliche Entdeckung!

Der Versuch allerdings, den Namen der Kirche online herauszufinden oder die Entdeckung gleich der Netzwelt mitzuteilen scheiterte wegen „kein Netz“. Hier funktionierte nur die Verbindung mit dem Hausherrn der Kirche, die allerdings mit dem Smartphone inkompatibel ist.

Nach weiteren 25 Minuten Fahrtzeit durch reichlich Gegend sind wir am Kloster Maria Engelport der „Anbetungsschwestern des Königlichen Herzens Jesu“ angekommen – mitten in einem schmalen Tal zwischen Gegend und noch mehr Gegend. Das erste, was wir festgestllt haben war – wie Überraschend! – „kein Netz“ :-/

Also blieben uns erst das Stöbern im kleinen Klosterladen und der Besuch in der Klosterkirche. Hier gibt es nahezu ganztägig die Möglichkeit der Eucharistischen Anbetung und täglich auch Zeitfenster mit Beichtgelegenheit. Für beides kamen wir zu einem günstigen Zeitpunkt. Die Verbindung zum Hausherrn der Kirche war jedenfalls einigermaßen störungsfrei, wenn man sich nicht von den Geräuschen der gelegentlich vorbeifahrenden Motorräder, Autos und Landmaschinen ablenken ließ. Für die Einkehr ist der Ort jedenfalls bestens geeignet. Und ein bisschen was zu fotografieren gabs auch.

Auf dem Hinweg hatten wir festgestellt, dass die Abtei Maria Laach quasi auf dem Weg liegt. Bevor wir also mitten im Nirdendwo nach einer Möglichkeit zum Mittagessen suchen wollten, haben wir uns spontan entschieden, gleich dorthin zu fahren.

Mittagessen, Kirchenbesuch, umfangreicher Einkauf im Klosterladen und in der Klostergärtnerei füllten den Nachmittag aus. Auch hier hatten wir keine Möglichkeit, die Netzwelt am Geschehen teilhaben zu lassen: „kein Netz“! Wie vorher auch gab es nur die technikinkompatible Verbindung mit dem Hausherrn der Kirche. Den Abschluss des Tages bildete nämlich die Choralvesper der Mönche.

Vor dem geistlichen Abschluss musste aber auch noch ein ganz profaner Abschluss sein. Ich habe schließlich Urlaub! 🙂

 

 

Zwei Mini-Wallfahrten

IMG_1219Es ist zwar schon zwei Wochen her, dennoch möchte ich es noch kurz erwähnen:

Auf Hin- und Rückfahrt nach/von Heiligenstadt zu einem Konvent der Hochkirchlichen St Johannes-Bruderschaft gab es Abstecher zu zwei Wallfahrtsorten – wie mir erst durch eine Bemerkung meines ‚Beifahrers‘ aufgefallen ist, beide von Franziskanern betreut.

Der Abstecher auf der Hinfahrt ging nach Werl zur Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung (und zum Essen im hahegelegenen Gasthof 😉 ). Einige Fotos habe ich hier ja schon gepostet. Das Foto oben wurde an einem Brunnen vor dieser Kirche aufgenommen.

Der Abstecher auf dem  Rückweg war verkehrstechnisch etwas schwieriger zu erreichen. Es ging schmale Serpentinen hinauf auf den Hülfensberg. Dort befindet sich die Wallfahrtskirche „Christus der Erlöser“ mit dem romanischen Hülfenskreuz und ein Franziskanerkloster.
Zwar habe ich dort keine Fotos gemacht, dafür erinnere ich mich aber umso lieber und lebhafter an die kleine Begenung zwischen ‚Johannesbruderschaft‘ und Franziskanern, die sich dort ergeben hat. Ein wunderbarer Abschluss für schöne und erfüllte Tage!

Eine Wallfahrt von Paris nach Chartres…

Vor Kurzem habe ich durch einen Freund eine Facebook-Notiz entdeckt. Kai Röder erzählt dort von seiner ersten Wallfahrt – und überhaupt ersten Begegnung – mit der Priesterbruderschaft St. Petrus. Weil ich den Bericht klasse finde und viel zu schade, ’nur‘ als Notiz in Facebook zu stehen, habe ich den Autor um Erlaubnis gebeten, ihn hier weitergeben zu dürfen. Voilà! (Vielen Dank, Kai!):

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Wallfahrt von Paris nach Chartres – ein Fazit

Bisher kannte ich die Priesterbruderschaft St. Petri nur vom „Hören-Sagen“. Das sollte sich ändern, als mir ein guter Freund die Wallfahrt mit über 10.000 Teilnehmern empfahl von Paris nach Chartres. Nach gut 100 km Laufstrecke bin ich nun um eine Erfahrung reicher und kann nur sagen: Nichts Neues unter der Sonne.

Keine Skandale, keine Propaganda und überhaupt nichts Außergewöhnliches – außer dem Umstand, dass Wallfahrten immer ein außergewöhnliches Erlebnis sind.

Beeindruckend war die Organisation! Gepäcktransfer, Essensausgaben, Gruppeneinteilung und Marschordnung liefen exorbitant reibungslos ab. Ich konnte mich ganz und gar auf das Pilgern konzentrieren, weil alles andere mit betonter Schlichtheit aber auf den Punkt super organisiert war.

Die Teilnehmer waren m.E. durchschnittliche Jugendliche mit einem guten „Vereinssinn“. Im Vergleich kamen sie mir irgendwie gut diszipliniert vor; alles andere hätte bei dieser Wallfahrt vermutlich auch schlecht funktioniert. Der Weg war zeitlich gesehen straff eingeteilt. Auf dem Weg wurden am Tag 40 km gelaufen, 3 Rosenkränze gebetet, 3 Vorträge gehalten, 1 Messe (im außerordentlichen Ritus) gefeiert und beliebig viele Gebets- und Gesangseinheiten abgehalten. Die Pausen bestanden oft genug nur darin, einen Platz zu finden, um dann gleich wieder aufzubrechen. Das schafft per se eine gemeinschaftliche Atmosphäre und einen Zusammenhalt. Zudem brauchte man sich um sonstige „erzieherische Maßnahmen“ keine Gedanken zu machen, da bei dem Programm vermutlich kaum jemand auf dumme Gedanken jedweder Art gekommen ist 🙂

Das Auffällige an der Petrus-Bruderschaft:

Das Beichtsakrament:

Zwischen jeder Gruppe war stets ein Abstand – ein Diskretionsraum – zu halten: Ein sprichwörtlich „wandelnder Beichtstuhl“. Und bei der Lossprechung konnte man sich hinknien, weil der gesamte Zug zu diesem Zweck stehen blieb. Das ist ein beeindruckendes Erleben!! Es war unterwegs einer der Hauptakzente für Beichtgelegenheit zu sorgen und zu werben, um den Pilgerort Chartres im „Zustand der Gnade“ zu erreichen.

Die Priester:

Persönlich konnte man die Priester immer wieder vor oder nach den Vorträgen erleben, ansprechen und befragen. Ansonsten waren sie ständig im Dienst; entweder hörten sie Beichte, hielten eben die Vorträge (ebenfalls während des Laufens über gruppengemäße Lautsprecher) oder beteten das Brevier. Selbstverständlich waren alle Priester erkennbar durch Rochette oder Stola über der Soutane.

Die Messe:

Ich persönlich fand die Messen sehr schön. Zeitlich waren sie knapper als z.B. auf dem Weltjugendtag, da nichts übersetzt werden musste, da eh alles auf Latein war… Auffällig war, dass es – gefühlter Weise – mehr Durchsagen zum Thema Kommunionempfang gab („wenn sie die Heilige Kommunion empfangen wollen, stellen sie um 12:20 das Essen ein, um die eucharistische Nüchternheit zu respektieren“; „zum Empfang der Heiligen Kommunion sind zugelassen: ….“ usw.) als Sicherheitshinweise an einem Flughafen. Die Teilnehmer waren ob der Anstrengungen unterwegs dennoch nicht zu müde, um allen Knie-, Steh- und Sitzregelungen zu entsprechen. Ansonsten kann ich nur sagen, dass auch die Messen von einer Schlichtheit geprägt waren, die dem Teilnehmer jede Möglichkeit zum persönlichen Gebet gaben. Um den Predigten auf Französisch gut zu folgen, war ich zu erschöpft…

Die Vorträge:

Um die Katze sofort aus dem Sack zu lassen: Das vermutlich für jeden Auffälligste war, dass nahezu in jedem Vortrag der Teufel nicht zu kurz kam. In dem Motto „Erziehung – ein Weg zur Heiligkeit“ wurden verschiedenste Winkel beleuchtet. Zumeist jedoch, wie man zu sich, zu dem Kind/den Eltern aber allen voran zu Gott in Beziehung steht und was der Teufel tut, um das Gute zu verhindern. Ebenso wie „moderne Theologen“ war auch viel von der einzigartigen Liebe Gottes die Rede und natürlich war es eben die Liebe Gottes, die das Zentrum aller Dinge ist. Dass zusätzlich der Gegenspieler in jedem Vortrag zur Sprache kam, sorgte aber auch für die jüngeren Teilnehmer nicht für größere Aufregung. In den Gesprächen stellte sich heraus, dass sie sich eben auch ihr ganz eigenes Bild davon machen. („für mich kann Gott den Teufel nicht geschaffen haben… er muss eine Art „Un-Wesen“ sein…“).

Traditionalismus:

Die Gruppen haben sehr viele Lieder gekonnt. Und viele traditionelle Lieder; aber viele davon waren der Wallfahrt entsprechend auf französisch. Dass sich hier eine „rechte Gesinnung“ erkennbar gemacht hätte, konnte ich an keinem Beispiel erkennen. Es kam mir eher so vor, wie jede Mode, die alte Formen aufgreift – wie zum Beispiel Plateau-Schuhe. Alter look von modernen Menschen getragen; also ein ungezwungener Umgang mit Tradition und Form. Erfreulich war der immer wieder erklingende Aufruf zur Einheit mit der Kirche und dem Papst.

Fazit:

Die Wallfahrt war sicher einer der „frommsten“, die ich selber erlebt habe. Das stramme Programm hat positiv zur Bewältigung der Wegstrecke beigetragen und den Fokus – ein guter Christ zu sein – im Auge behalten. Die Priester waren jung, aufmerksam und erfrischend „gut drauf“! Ich kam mir nicht wie in einer „Retro-Gesellschaft“ vor, sondern fühlte mich beheimatet in einer Atmosphäre von Gläubigen, die bereit sind, für den Glauben auch einzustecken. Auch wenn das Wort Teufel so häufig viel, wie in allen Predigten, die ich sonntäglich überhaupt erlebt habe, kann von „Höllenpredigern“ nicht die Rede sein. Es schien mir eher die Suche nach Gleichgewicht; denn schließlich sind nicht alle Erfahrung „göttlicher Natur“. Dass dabei vieles im Allgemeinen verbleibt ist ein Phänomen, dass ich auch bei der Rede über die Göttliche Liebe in der Sonntagspredigt feststelle. So habe ich bei meinem ersten Kennenlernen der Priester von der Petrusbruderschaft nichts spektakuläres zu berichten. Eher fand ich alles überraschend normal. Es ist eine Bewegung innerhalb der Kirche wie jede andere auch; sie verstehen sich nicht als die einzige Form der Heilsbringung, sondern betonen, dass wir alle Christen als Brüder und Schwestern annehmen müssen.

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Und wer jetzt noch mehr über die alljährliche Chartreswallfahrt wissen möchte, der findet auf dem Blog ‚Frischer Wind‚ noch Fotos und Links zu weiteren Berichten.

„Das Wort ist Fleisch geworden“ oder „Die Heilig-Rock-Wallfahrt“

An der Heilig-Rock-Wallfahrt scheinen sich derzeit die Geister zu scheiden. Während sich in der Blogoezese Kopfschütteln darüber ausbreitet, dass Bischof Ackermann offenbar aus ökumenischer Rücksichtnahme in Rom nicht um einen besonderen Ablass für die Wallfahrt bitten wird, stößt man bei manchen evangelischen Christen auf generelles Unverständnis für ein solches Ereignis.

In einer Facebook-Diskussion habe ich Äußerungen gelesen wie „So ein Quatsch!“ oder „Ich halte viel vom Pilgern. Aber: Nichts ist heilig an der Bescheißerei zu Trier.“ … „Jeder Versuch, das Göttliche in Dingliches zu packen, muss zwangsläufig scheitern.“

Mein Kommentar dazu: ‚Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns‘ (Johannesevangelium 1, 14) Und davon, dass Gott real in die Zeit gekommen ist, leben wir als Christen. Daran hängt unsere Erlösung. Was ist so schlimm daran, sich an konkreten Orten und Gegenständen daran zu erinnern, dass die Evangelien keine Märchenbücher sind, sondern die Heilsereignisse wahrhaftig stattgefunden haben – zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte? Das ist übrigens eine Erfahrung, die mir gerade auf meiner Israelreise vor Kurzem sehr klar geworden ist.

Ob das nun tatsächlich Christi Gewand ist, das da in Trier verehrt wird, ist mir eigentlich gar nicht mal so wichtig. Auf alle Fälle ist es eine Möglichkeit sich daran zu erinnern, dass wir nicht an Fabeln glauben.“

Ich weiß noch nicht, ob ich selbst an der Wallfahrt teilnehmen werde, die von der hiesigen Gemeinde organisiert wird. Für mich persönlich ist es auch nicht wichtig, ob es einen Ablass geben wird oder nicht. Wichtig ist mir allerdings, dass Gott sich geoffenbart hat – und zwar sicht- und greifbar, an konkreten Orten zu konkreten Zeiten. Damit ist – so meine ich – jenen der Wind aus den Segeln genommen, die den Glauben ins rein Geistige (oder soll man sagen „Vergeistigte“?) abdrängen wollen.

Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt“ (Galaterbrief 4, 4)