Bekennerschreiben

(veröffentlicht am 28.03.2011 auf dem Blog „Sende-Zeit“ / Blog der Medienpastoral im Erzbistum Freiburg)

Der 17. März ist für mich ein besonderes Datum. Es ist der Tag, an dem ich aus der kath. Kirche ausgetreten bin, und es ist der Tag, an dem ich 17 Jahre später die Entscheidung getroffen habe, wieder in die Kirche einzutreten.

Nun ist es nicht so, dass ich mich zwischenzeitlich vom christlichen Glauben entfernt hätte. Ich bin in einer formal katholischen Familie aufgewachsen. Nach einer recht frühen Krise zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr habe ich auch wieder innerhalb der kath. Kirche den Anschluss an den Glauben gefunden, doch mit den „spezifisch katholischen“ Elementen des Glaubens habe ich nie viel anfangen können. Ich hatte zwar eine lockere Verbindung an eine Jugendgruppe, doch durch die große Entfernung war es schwierig, dort eine verlässliche Anbindung zu finden. Es war für mich also kein großes Problem, mich an eine nahe gelegene Baptistengemeinde anzuschließen. Das verbindlich zu tun, hieß auch, aus der kath. Kirche auszutreten und mir keine Hintertüren offen zu lassen. Damit war aber nie eine bewusste Abkehr oder gar Ablehnung verbunden.

Auf sechs Jahre in der Baptistengemeinde folgten elf Jahre in der Heilsarmee. Dort habe ich die Bibelschul-Ausbildung absolviert, wurde ordiniert und als Offizierin (= Pastorin) erst in einer Gemeinde, dann in der Verwaltung eingesetzt. Irgendwann habe ich festgestellt: Wir leben uns auseinander, die Heilsarmee und ich.

Ich habe Kontakt zu anderen freikirchlichen Gemeinden, aber auch zu einer katholisch-charismatischen Gemeinschaft aufgenommen. Nach langen Jahren sah ich mich dort wieder mit Dingen wie Beichte und Eucharistische Anbetung konfrontiert. Ich musste mich damit auseinandersetzen, welche Position ich selbst eigentlich beziehe. Dabei war mir durchaus bewusst, dass diese Gedanken für mich gefährlich waren, denn es hing nicht nur meine Gemeindezugehörigkeit daran, sondern auch mein Arbeitsplatz und meine (möblierte) Dienstwohnung. Aber als ich die Gewissheit hatte, dass ich die Heilsarmee verlassen würde, war trotzdem noch nicht klar, was folgen sollte.

Wochenlang habe ich mit dieser Unsicherheit gelebt, bis ich irgendwann zum Gebet in eine Kirche gegangen bin und konkret gefragt habe „Gott, wo willst du mich haben? Wo ist mein Platz?“. Die Antwort: „Vor mir“ – „Ähm… hilft mir das jetzt weiter?“ Tja, und dann ist mir die Situation bewusst geworden: Ich war in einer katholischen Kirche, in der zudem noch den ganzen Tag über Eucharistische Anbetung war. Ich kniete also dort vor dem Allerheiligsten – und da war dann wohl auch mein Platz. Ich habe mich zwar immer noch gefragt, wie das konkret gehen soll. Ich war schließlich ein sehr verbindliches Gemeindeleben gewöhnt. Aber mir ist klar geworden, dass ich längst an die Gegenwart Jesu dort glaubte, dass ich es mir selbst aber nicht eingestehen konnte. Also war dann wohl auch in der kath. Kirche mein Platz.

Heute, sechs Jahre nach dieser Entscheidung, kann ich viele „katholische Eigenheiten“ in der Frömmigkeit besser verstehen und einordnen. Manches wird vermutlich nie einen großen Raum in meinem eigenen christlichen Leben einnehmen. Ich erfahre aber immer mehr, dass es in der Kirche eine große Weite gibt, in der viele unterschiedliche Prägungen Raum haben. Und das erlebe ich als großen Reichtum und als persönliche Bereicherung.

„Die Stunde der Laien…

… ist von 13 – 14 Uhr, weil da der Klerus schläft“ – sagte mir augenzwinkernd ein Priester im Hinblick auf seine Gewohnheit, Mittagsschlaf zu halten.

„Die Stunde der Laien“ war die Überschrift eines Vortrags heute bei einem Einkehrtag. Diesmal ging es nicht um schlafenden Klerus, sondern eher um „schlafende“ Laien.

In der letzten Zeit wurde das Thema der Verantwortung der Laien wieder einmal verstärkt in die Öffentlichkeit gebracht. In Zeiten des Priestermangels müssten, so sagt man, die Laien mehr mit eingebunden werden in die Verkündigung und ihren Platz einnehmen. Interessanterweise folgen dann allerdings Vorschläge zu Bereichen, die zu einem großen Teil in die priesterlichen Aufgabenfelder fallen. Kein Wort der Ermutigung, sein Christsein am Arbeitsplatz, im Freundeskreis oder der Familie zu leben. Keine Erwähnung des Zeugnisses, das nur die Laien geben können, weil sie eben vor Ort sind. Ebenfalls lese ich nichts davon, dass Laien in Verwaltung, Organisation, Katechese oder dergleichen die Priester unterstützen und entlasten können und damit Verantwortung für den Aufbau der Gemeinde übernehmen. Sehr merkwürdig!

Folge mir nach!

Und da freue ich mich über einen Vortrag wie heute mit dem Appell an die Laien, ihren Glauben in ihrem Umfeld nicht zu verstecken, sondern ihren Platz in der Welt einzunehmen. Zugegeben, das ist ein deutlich höherer Anspruch an mich, als in einem Liturgiekreis zu sitzen oder in anderen Gremien. Aber niemand hat gesagt, dass es einfach ist, seine ureigenste Berufung zu finden und ihr zu folgen.

„Weil er an mir hängt…“

„Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen, der sagt zum Herrn: «Du bist für mich Zuflucht und Burg, mein Gott, dem ich vertraue.»

Er rettet dich aus der Schlinge des Jägers und aus allem Verderben. Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, unter seinen Schwingen findest du Zuflucht, Schild und Schutz ist dir seine Treue.“ (Psalm 91, 1-4)

Das sind unerwartet tröstliche Worte, vor allem am Beginn der Fastenzeit. Gehört habe ich sie in der Messe des ersten Fastensonntags in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus.

In den Texten und Gebeten dieser Messe kommen immer wieder – neben Themen des Verzichts und des Opfers – Teile dieses Psalms vor. Es ist schön, am Anfang der Fastenzeit daran erinnert zu werden, unter welchem Vorzeichen diese Zeit steht: Nicht so sehr mit dem Focus auf eigene Leistung, sondern mit der deutlichen Erinnerung an die Fürsorge, die Liebe und den Schutz unseres Gottes.

„Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt; du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf Löwen und Drachen.

«Weil er an mir hängt, will ich ihn retten; ich will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen. Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören. Ich bin bei ihm in der Not, befreie ihn und bringe ihn zu Ehren. Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse ihn schauen mein Heil.»“ (Psalm 91, 11-16)

„Weil er an mir hängt, will ich ihn retten…“ Wieder eher die Erinnerung an die Beziehung, als an die Leistung. In Zeiten, in denen mir mein eigener Glaube besonders trocken erscheint, habe ich mich oft an dieses Wort erinnert und mich meinerseits daran festgehalten. Wenn ich der Meinung war, hinter den Ansprüchen zurück zu bleiben (wer auch immer diese an mich gestellt haben mag), dann hat mir dieses Wort zu neuem Vertrauen geholfen. Wie schön, dass es gerade am Anfang dieser herausfordernden Periode „Fastenzeit“ wieder auftaucht.

In diesem Sinne wünsche ich allen eine gute Fastenzeit im Bewusstsein, von Gott selbst gehalten zu sein.

Nicht einmal am Rosenmontag erträglich

Kunterbuntes passt ja eigentlich ganz gut in den Karneval, doch hier wird’s mir eindeutig zu bunt:

Büttenpredigt:
Roland Breitenbach und seine Sicht der Kirche
„Mehr Schein als Sein“

Das Lesen dieser schlecht gereimten Generalabrechnung mit der Kirche geschieht auf eigene Gefahr!

Regenbogenbunt ist auch dieser Rosenkranz mit der fragwürdigen Bezeichnung – gefunden bei ebay:

21″ GAY PRIDE Rosary

Ich frage mich, wer sowas kauft und dann auch noch betet.

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen“

Diese Woche haben in meinem Umfeld zwei Menschen einen lieben nahen Verwandten verloren, einer davon plötzlich und völlig unerwartet. Der Schock sitzt tief und zwingt zum Nachdenken.

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Ps. 90, 12)

Vor vier Jahren, beim Tod meiner Mutter, gingen mir ähnliche Gedanken schon einmal durch den Kopf – und seitdem immer wieder:

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“

Das sind die „Hausaufgaben“, die uns in diesen Fällen gestellt werden: „Bedenken, dass wir sterben müssen!“ Es ist eine unangenehme Aufgabe, sich mit dem Sterben auseinander zu setzen, aber sie bringt vieles wieder zurecht.

Ich selbst wurde vor allem im Jahr 2006 wie niemals vorher mit dem Tod konfrontiert. Liebe Menschen aus meiner Umgebung starben, oder aber Freunde verloren nahe Verwandte. Durch den Tod meiner eigenen Mutter ist mir dieses „Bedenken“ allerdings besonders nahe gekommen. So hat mich dieser Vers aus den Psalmen von Anfang an begleitet.

Vor diesem Hintergrund haben sich Prioritäten völlig neu geordnet:

  • Was ist wirklich wichtig?
  • Welchen Wert hat das am Ende?
  • Was bleibt wirklich?

Und andere Fragen sind aufgetaucht:

  • Was glaube ich eigentlich?
  • Wie steht es eigentlich mit meinem Glauben an die Auferstehung, das ewige Leben?
  • Wie tragfähig ist meine christliche Hoffnung?

Und dabei ist mir dann – fast zeitgleich mit dem Vers aus Psalm 90 – ein weiterer biblischer Text eingefallen:

„Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einher führen.

Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind. Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.“
(1. Thessalonicher 4, 13 – 18)

Es ist gut, sich mit Tod und Sterben auseinander zu setzen. Es ist gut, vor diesem Hintergrund immer wieder das eigene Leben zu überprüfen. Es ist gut, sich dieser letzten Begrenzung zu stellen. Und es ist gut, zu wissen, dass Jesus durch sein Opfer am Kreuz den Weg in die Ewigkeit bei Gott frei gemacht hat.

Damit wir nicht trauern wie die, die keine Hoffnung haben.

Das hat wirklich gut getan!

Kurztrip nach Linz! Eigentlich ist es ja schon ein bisschen unvernünftig, mal eben jeweils 7 Stunden mit dem Auto zu fahren, um gerade mal 3 volle Tage in Österreich zu verbringen. Aber die kleine Auszeit war dringend nötig, also kam mir die Einladung gerade recht.

Tja, und dann waren diese wenigen Tage für mich erholsam, wie schon lange nichts mehr. Nicht, dass ich etwas Besonderes unternommen hätte – ich konnte einfach eine unkomplizierte Zeit mit freundlichen Leuten verbringen: Viel gelacht, auch Zeit zum Gebet und gute Gespräche.

Und das Wichtigste: Willkommen sein! Ich neige ja ein bisschen dazu, etwas skeptisch zu sein, ob ich nicht etwa doch störe. Umso entspannender ist es, wenn diese Gedanken gar nicht erst aufkommen können. So bin ich im Moment einfach nur dankbar für dieses unverhoffte und unverdiente Geschenk.

Die Leute, die es betrifft, wissen, wer/was gemeint ist – und Gott weiß es sowieso!

Da fehlt doch was

Es existiert jetzt also ein Memorandum, das mittlerweile von knapp 200 Theologen unterschrieben wurde. Die Forderungen nach Wegfall des Zölibat, Änderung der Zulassungsbedingungen zum Priestertum und weitere nicht ganz neue Reformwünsche treten damit zeitlich „günstig“ in der Planungsphase des Papstbesuches in Deutschland vehement wieder an die Öffentlichkeit. Blogger Alipius denkt laut darüber nach, dass dieser Zeitpunkt möglicherweise kein Zufall ist.

Die Verfasser des Memorandums selbst begründen ihre Wortmeldung allerdings mit dem Priestermangel und ihrer Sorge um die individuelle Seelsorge, die dadurch nicht mehr gewährleistet sei. Merkwürdig nur, dass bei diesem Focus auf die Seelsorge und der Befürchtung einer überbordenden Verwaltung/Organisation gerade an den Strukturen gedreht werden soll.

Bei aller Sorge um die Seelsorge lese ich auf der anderen Seite nichts von der Wichtigkeit der Beichte und der Notwendigkeit von festen Beichtgelegenheiten. Ich lese nichts von der unbedingt notwendigen Katechese, die ja nicht zwingend allein durch die Priester geleistet werden muss. Mir fehlt auch völlig die Erwähnung von Möglichkeiten, bei denen Laien ihre spezielle Berufung in der Kirche leben können und damit die Priester unterstützen. Der Kirche wird Klerikalismus – sogar ein wachsender – vorgeworfen. Die Konzentration auf das quantitative Wachstum der Priesterschaft scheint mir nicht weniger klerikalistisch – wenn man nicht unterstellen will, dass eigentlich etwas ganz anderes bezweckt werden soll.

Die beste Idee überhaupt…

… angesichts der derzeitigen Debatten um Zölibat, Kirchenstrukturen etc. hatte Annuntiator:

Gebetsaufruf – Novene für die Kirche

Stimmt! Was die Kirche jetzt am nötigsten braucht, ist das Gebet der Gläubigen und vor allem das Wirken des Heiligen Geistes.

Ich bin dabei!

Der Hauptmann von Kapernaum – und das Gebet zu den Heiligen

„Ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden.“

Es ist schon etwas Merkwürdiges, wenn man beim Lesen der Bibel plötzlich über ein Thema nachdenkt, das man noch nie mit diesem Bibeltext in Verbindung gebracht hat – so geschehen gestern bei mir.

Der Hauptmann von Kapernaum ist ja vor allem bekannt, weil Jesus seinen großen Glauben lobte.

„Da ging Jesus mit ihnen. Als er aber nicht mehr fern von dem Haus war, sandte der Hauptmann Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: Ach Herr, bemühe dich nicht; ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst; darum habe ich auch mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen; sondern sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ (Lukasevangelium 7, 6+7)

Dass der Hauptmann nicht selbst zu Jesus gegangen ist, war mir zwar immer bewusst, aber irgendwie habe ich nie näher darüber nachgedacht. Und dann bleibe ich ausgerechnet dabei hängen:

„… ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst; darum habe ich auch mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen“

Solche Aussagen kenne ich auch von nicht wenigen Christen, denen es ähnlich geht. Darum fällt es ihnen – so sie Katholiken sind – genau aus diesem Grund manchmal leichter, Maria oder die Heiligen um Fürsprache zu bitten bzw. ihnen ihr Herz auszuschütten.

Mir kam das immer fremd vor. Dass ich mit allem immer zu Jesus gehen kann, ist eigentlich schon immer einer der Grundtöne meines Glaubens gewesen. Auch in der Verkündigung – gerade in freikirchlichen Gemeinden – wurde/wird immer wieder Wert darauf gelegt. Von Jesus ist aber nicht berichtet, dass er etwas dagegen hatte, wenn man sich an Fürsprecher wandte.

Genau wie bei der Heilung eines Gelähmten (im selben Ort übrigens), den seine Freunde zu Jesus brachten, so handelte er auch hier auf Bitte von anderen. Und in keinem Fall hat er die Betroffenen getadelt. Den Glauben des Hauptmanns hebt er sogar ganz besonders hervor, unbeschadet dessen, dass er sich nicht unmittelbar selbst an Jesus gewandt hat.

Ich weiß nicht, ob das Gebet zu Heiligen jemals einen großen Raum und Stellenwert bei mir haben wird. Ich vermute mal, eher weniger. Mir ist aber nochmals besonders deutlich geworden, dass es andererseits auch nicht ganz so abwegig ist und seine Berechtigung hat.

Tridentinischer Stuhlkreis

Endlich hat er auch in traditionelle Kreise Einzug gefunden, der Stuhlkreis mit gestalteter „Mitte“!

Dank an Peter, der uns den tridentinischen Stuhlkreis vorstellt!

Ich warte schon mit Ungeduld auf die Fortsetzung der Reihe.

Selige Unwissenheit… oder „Wo bleibt die Einheit?“

Warum hat mich das früher eigentlich nicht gestört? Vermutlich, weil ich nicht allzu viel wusste über die Messfeier und die Zusammenhänge. Da hätte ich an einer Messe, wie ich sie heute erlebt habe, nichts auszusetzen gehabt. Heute muss ich sagen, diese mehr oder weniger subtilen eigenmächtigen Veränderungen in der Messe stören mich gewaltig.

Neben vielem Anderen, was mir zugegebenermaßen auch nicht neu war, bin ich heute vor allem an einer „kleinen“ Veränderung im Hochgebet hängen geblieben. Statt „in Einheit mit…“ hieß es wörtlich:

„Stärke Papst und Bischöfe, sowie alle Männer und Frauen, die…“

Abgesehen davon, dass nicht einmal die Namen genannt wurden, ist es natürlich viel unverbindlicher und ungefährlicher für Papst und Bischöfe zu beten (auch schon gehört „wir bitten für den Papst, den Bischof…“), als die Einheit mit ihnen zu bekennen oder dieses Bekenntnis gar mit Leben zu füllen. Sehr bezeichnend! Beten kann und soll man ja sogar für die Feinde!

Ja, und wenn ich mir dann die Messfeier so ansehe, bleibt – zumindest in liturgischen Dingen – auch nicht viel übrig an Einheit mit Papst und Bischöfen. Die liturgischen Regelungen werden jedenfalls fleißig ignoriert. Insofern ist es dann vielleicht auch ehrlicher, für Papst und Bischöfe zu beten, statt Einheit mit ihnen zu behaupten.

Ach, war das alles einfach, als ich noch unbedarft in unterschiedliche Gottesdienste gehen konnte und mir diese Dinge gar nicht erst aufgefallen sind!

Krippe zum Abgewöhnen

Vor Kurzem in der Kölner Kirchenzeitung entdeckt!

Na, bei dieser Krippe kann ich verstehen, wenn man sie gleich nach Weihnachten wieder wegräumt. Wozu muss man eigentlich überhaupt eine Krippe aufstellen, wenn man sie dann bis zur Unkenntlichkeit „reduziert“? Dann lieber noch ein bisschen weiter reduzieren und es ganz sein lassen (ganz abegesehen davon, dass ich nicht wissen will, was man für diese Bauklötze bezahlt hat).

„Die Krippe passt sehr gut zu dem transparenten und quaderförmigen Gebäude“

„Gerade durch die Reduktion bietet die Krippe außerdem eine gute Gelegenheit zum Nachdenken darüber, was an Weihnachten wesentlich ist.“

Ah ja! Ehrlich gesagt geht mir die „Reduktion“ allerorten langsam gehörig auf die Nerven. Ich glaube nicht, dass das die ursprüngliche Intention von Krippenspiel und Krippendarstellung ist. Sollte es nicht genau das Gegenteil sein?

Und was ist das Wesentliche? Was sagen mir die kubischen Figuren dazu?

Mir nichts! Gar nichts!

Warum ich trotzdem Rosenkranz bete

Heute hat mir ein lieber Freund einen selbstgeknüpften Rosenkranz geschenkt – Maßanfertigung im Fullservice sozusagen (er hat ihn auch gleich segnen lassen). Ich habe mich total gefreut und freue mich immer noch.

Nun bin ich in Punkto Marienverehrung eher deutlich zurückhaltend. Ich kann auch nicht behaupten, dass mir das in meiner Zeit in den Freikirchen irgendwie gefehlt hätte. Die meisten Marienlieder sind mir definitiv zu süßlich und manche singe ich erst gar nicht mit. So habe ich sehr lange gebraucht, dazu auch nur ansatzweise einen Zugang zu finden. Und trotzdem bete ich Rosenkranz – wenn auch nicht so häufig, wie ich vielleicht sollte.

Zum ersten Mal dazu herausgefordert wurde ich indirekt durch eine Priesterbruderschaft und deren damals neu gegründete Konfraternität. Gerne hätte ich mich angeschlossen, aber das hätte bedeutet, täglich ein Gesätz des Rosenkranzes für diese Priester zu beten. Mist! Das konnte ich mir wirklich nicht vorstellen. Andererseits gab und gibt es viele Freunde, – Leute, die ich hoch achte – denen das Rosenkranzgebet wichtig und wesentlich ist.

Und dann habe ich mich damit beschäftigt und schließlich zaghaft begonnen. Nach und nach habe ich dann selbst festgestellt, dass es in erster Linie um Christus geht, um das Betrachten christlicher Wahrheiten. Der Rhythmus der wiederholten Gebete bildet dazu gleichsam den Grundton und die Worte helfen mir, die Gedanken wieder zurückzuholen, wenn sie „wandern gehen“. Wenn mir das freie Beten schwer fällt, wenn sich Wortlosigkeit breitzumachen droht, dann habe ich den Rosenkranz als eine Möglichkeit erlebt, einfach Zeit im Gebet vor Gott zu verbringen. Einfach da sein und nicht selbst etwas produzieren müssen, selbst wenn es „nur“ fromme Gedanken und fromme Formulierungen wären – eine Hilfe zu beten, auch wenn ich mich nicht danach fühle.

Und darum bete ich eben auch den Rosenkranz!

Neue Wege

Neues Jahr, neue Herausforderungen, (neuer Blog,) Unbekanntes – eine gute Zeit, neu Position zu beziehen und das eigene Leben zu überprüfen. Vor zwei Jahren habe ich einmal das neue Jahr mit Exerzitien begonnen, weit entfernt von meinem üblichen Umfeld.

Auf der Rückfahrt hat mich dann mein Navigationsgerät (wie eigentlich relativ häufig) nicht wieder auf derselben Strecke zurückgeführt, die es auf der Hinfahrt errechnet hatte. Irgendwie passend für diesen Tag – den 6. Januar

„Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurück zu kehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.“ (Matthäus 2, 10 – 12)

Kann man nach einer Begegnung mit Christus eigentlich auf den altbekannten Wegen bleiben? Die Könige (oder Weisen, Magier) haben den neugeborenen König gefunden, ihn angebetet und ihm ihre Geschenke gebracht. Sie hatten diese lebensverändernde Begegnung.

„Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“

Die Nachhaltigkeit solcher Tage und dieser Begegnung zeigt sich unter anderem auch an den neuen Wegen, die beschritten werden. Sie zeigt sich im Alttag, im Gebetsleben, in der Treue, im Umgang mit den Mitmenschen und im Vertrauen auf die Führung Gottes. Sie zeigt sich darin, ob ich mich davon verändern lasse, gerade im Alltag – mit oder ohne Gefühle.

„Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurück zu kehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.“

Das ist mein Wunsch auch für das neue Jahr 2011 und darüber hinaus: Auf einem anderen Weg zurück zu kehren.

Mein „Dreikönigs-Navi“ wird mich wohl hin und wieder an diese Lektion erinnern.

Zum Start…

… erst einmal einige ältere Beiträge von meiner Website oder aus Facebook.

Neues hoffentlich bald! Ich möchte einem befreundeten Blogger nicht die Auszeichnung in seiner Kategorie streitig machen. 😉

„Der Geist der Straßenverkehrsordnung“

… ein Gleichnis

1965 ging die drei Jahre andauernde 2. Allgemeine Beratung zur Revision der Straßenverkehrsordnung zuende. Neue Entwicklungen in der Technik, neue Möglichkeiten und Gefahren sowie ein verändertes Fahrverhalten hatten Anpassungen und Klarstellungen nötig werden lassen. Die schließlich verabschiedete Fassung der Straßenverkehrsordnung wurde jedoch unterschiedlich interpretiert und rezipiert.

Einige Straßenverkehrsteilnehmer haben sich mit „Liberalisierungen“ nicht abfinden können. Es sei ein Angriff auf die gute bewährte Ordnung, wenn man die Einbahnstraßen aufgebe und stattdessen auf manchen Straßen Bewegung in beiden Richtungen erlaube. Außerdem seien Kreuzungen mit gleichberechtigten Straßen die Vorboten der Anarchie im Straßenverkehr. Es müsse zwingend überall klare Vorfahrtsstraßen geben. Bereits die Einrichtungen von Ampeln, die mal der einen Straße, mal der anderen den Vorzug gäben, seien ein völlig falsches Signal. Mehrspurige Straßen, die ein Nebeneinander unterschiedlicher Geschwindigkeiten in der gleichen Richtung ermöglichen und ein heraufgesetztes Tempolimit führten nach Ansicht dieser Skeptiker zu Verwirrung und Eigensinn im Fahrverhalten. So könne das alles kein gutes Ende nehmen.

Der explizite Hinweis darauf, dass im Straßenverkehr „gegenseitige Rücksicht“ die Grundhaltung sein müsse führt eine weitere Gruppe dazu, sich eher dem „Geist der Straßenverkehrsordnung“ verpflichtet zu wissen als ihren tatsächlich niedergeschriebenen Regelungen. „Eigentlich wollte man ja noch viel weiter gehen, aber das war zu der Zeit einfach noch nicht möglich. Die Öffnung hat begonnen, und wir müssen alles dafür tun, dass es in dieser Richtung weiter geht.“ Unter diesem Motto setzt man sich ein für die Abschaffung dieser hierarchischen Einrichtung namens Vorfahrtstraßen: „Warum sollen nicht alle Straßen gleichberechtigt sein? Und warum dann eigentlich nicht viel lieber „Links vor Rechts“? Okay, an manchen Straßen stehen Vorfahrtsschilder, aber das sind ja nur Relikte aus einer anderen Zeit. Wer dort einfach fährt in der Meinung Vorfahrt zu haben ist selbst schuld am Unfall. Schließlich hätte er wissen müssen, dass man das hier anders handhabt.“

Verbotsschilder werden als unzulässige Gängelung und Eingriff in die Freiheit empfunden. So wird vorgeschlagen, diese doch wenigstens weniger streng aussehen zu lassen bzw. sie in unverbindliche Empfehlungen umzuwandeln. Es sei heute ja niemandem mehr zuzumuten, sich über Gefahren Gedanken zu machen. Die „gegenseitige Rücksichtnahme“ sei nicht zu vereinbaren mit klaren Verboten.

Man kümmert sich selbstverständlich auch um diejenigen, die aus den unterschiedlichsten Gründen im Straßengraben gelandet sind. Straßenfeste seien ein geeignetes Angebot, diesen Leuten wenigstens das Gefühl zu geben, einen Platz unter den Straßenverkehrsteilnehmern zu haben. Es sei Ihnen unter dem Motto der „gegenseitigen Rücksichtnahme“ jedoch nicht zuzumuten, eine Fahrschule zu besuchen oder sich die Regeln im Straßenverkehr wieder (neu) anzueignen.

Und schließlich gäbe es ja andernorts auch noch andere Regeln im Straßenverkehr, die ja nicht automatisch schlechter sein müssten. Wie käme man dazu, ausgerechnet auf die Einhaltung der hier gültigen Regeln zu pochen? Gruppen wie „Wir sind der Straßenverkehr“ oder „Straßenverkehrsregeln von unten“ reklamieren für sich, den „Geist der Straßenverkehrsordnung“ umzusetzen – das, was die Verfasser eigentlich gewollt hätten (sollen), wenn sie nicht in ihrer traditionellen Denkweise gefangen gewesen wären.

Der „Geist des Konzils“ verhält sich zu den Texten des Konzils in etwa so, wie mein Fahrstil zur Straßenverkehrsordnung.