„Überspringen von Raum und Zeit“ oder politischer Zeitbezug?

Altarstein

Altarstein – (By ViennaUK (Own work) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia

Ein Gastbeitrag von Manfred Barnabas Loevenich SJB – Kommentar zu „Flüchtlingsboot soll Altar werden

„Der Altar ist der zentrale Ort einer katholischen Kirche. Er ist das Christussymbol schlechthin. Darauf weisen auch die fünf Weihekreuze auf dem Altar. Bei der Altarweihe werden sie mit Chrisamöl und Weihrauch verfüllt, die angezündet werden. Die fünf brennenden Kreuze symbolisieren die fünf Wundmale des Gekreuzigten. Auf diese Weise wird die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Jesu Christi auf dem Altar erinnert. Vergegenwärtigung ist mehr als bloß Erinnerung; Vergegenwärtigung bedeutet das Überspringen von Raum und Zeit.“ (www.mystagogische-kirchenfuehrung.de/altar.php)

Nun vergegenwärtigt sich das einmalige und unüberbietbare Kreuzesopfers Jesu Christi also – mit viel Zeitbezug und politischer Aussage – in einem Boot.

Ist das noch Repraesentatio (Vergegenwärtigung), Memoria (Gedächtnis), Applicatio (Zuwendung) und Instauratio (Erneuerung), als welche das Mess- und Kreuzesopfer Jesu Christi im Konzil von Trient und im Römischen Katechismus näherhin klassifiziert werden? Oder ist das bereits Aktion und politisches Zeichen?

Was dabei verdrängt zu werden und in Vergessenheit zu geraten droht: Die Messe ist die lebendige, objektive [!] Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers, eine sakramentale Darstellung desselben. Damit ist gleichzeitig ein objektives Gedächtnis verbunden, in Anlehnung an die Worte Jesu Christi: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“

Nun wird aber dem einmaligen und unüberbietbaren Kreuzesopfer Jesu Christi eine zweite Aussage beigesellt (oder soll ich sagen: übergestülpt?) … Nur wird dadurch irgend etwas klarer, wahrer, wahrhaftiger? Oder geschieht genau das Gegenteil?

„Wer sagt, in der Messe werde Gott nicht ein wirkliches und eigentliches Opfer dargebracht, oder die Opferhandlung bestehe in nichts anderem, als dass uns Christus zur Speise gereicht werde, der sei [aus der Kirche] ausgeschlossen.“ Sagt das Konzil von Trient (DH 1751).

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Flüchtlingsboot soll Altar werden

Der Kölner Kardinal will ein Boot, mit dem Schlepper Flüchtende nach Europa gebracht haben, als Altar für die Heilige Messe an Fronleichnam nutzen.

„… An Fronleichnam wird dieses Boot unser Altar bei der Heiligen Messe auf dem Roncalliplatz sein.“ (Kard. Woelki, zitiert im EXPRESS-Artikel)

Damit will der Kardinal Woelki auf die Flüchtlinge hinweisen, die bei dieser gefährlichen Unternehmung ihr Leben verloren haben.

Nun ist der Altar nicht einfach ein Möbel, auf dem genug Platz sein muss, um den Ritus zu vollziehen, sondern er repräsentiert Christus. Nicht umsonst gibt es deshalb (eigentlich) Vorgaben für Altäre, die auf diese Repräsentanz hinweisen. Als moralisches und/oder politisches Zeichen ist er jedenfalls nicht gedacht.

(Linktip: Mystagogische Kirchenführung – Der Altar)

Und nun soll also ein Flüchtlingsboot zum Altar werden:

„Auf einem Boot wie diesem, aus Holz, sieben Meter lang, 2,50 Meter breit, jederzeit in der Gefahr, unterzugehen – und seine Insassen mit in den Tod zu reißen…“ (EXPRESS)

Was soll uns das wohl sagen, wenn man bedenkt, dass der Altar Christus repräsentiert?


Die Zeitungs-Artikel zum Thema:

Stundenbuch-App wurde erweitert

Seit Oktober 2013 gibt es nun schon vom Deutschen Liturgischen Institut und vom Katholischen Pressebund eine App mit dem deutschsprachigen (kleinen) Stundenbuch. Seit Neuestem ist die App erweitert auf den Inhalt des großen Stundenbuchs.

Deshalb nochmals von mir der Tip, sich die App unbedingt einmal näher anzusehen. Zu bekommen ist sie für iOS, für Android und für Windows Phone.

Die Bedienung ist sehr einfach. Für jeweils 10 Tage werden die täglichen Texte geladen, so dass man die App auch ohne ständige Internetverbindung nutzen kann. Ein sehr einfacher Einstieg ins Stundengebet und das auch noch kostenlos.

Es ist aber nicht verboten, das Projekt mit einer Spende zu unterstützen – zum Beispiel über Better Place. 😉

Herzlichen Dank an den Katholischen Pressebund für den großen Einsatz, mit dem die Entwicklung der App vorangetrieben wird!

Dies ist die Nacht …

Osternacht 2016 in der Kirche Maria Hilf, Köln

»… Dies ist die Nacht,
in der Christus die Ketten des Todes zerbrach
und aus der Tiefe als Sieger emporstieg.

Wahrhaftig, umsonst wären wir geboren,
hätte uns nicht der Erlöser gerettet.

O staunenswertes Erbarmen, mit dem du dich uns zuneigst.

O unfassbare Liebe des Vaters:
Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin!

O wahrhaft heilbringende Sünde des Adam,
du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet hat!

O glückliche Schuld,
welch großen Erlöser hast du gefunden!

O wahrhaft selige Nacht,
dir allein war es vergönnt, die Stunde zu kennen,
in der Christus erstand von den Toten! …«

(Aus dem Exsultet)

 

Christus ist auferstanden!

Gar nicht so einfach

Graduale2Nach nunmehr 10 Jahren bin ich im alten Ritus – äh, in der ‚außerordentlichen Form des Römischen Ritus‘ – eigentlich zuhause. Wenn ich in der Bank sitze – knie – stehe, ist mir der Ablauf und auch das Singen der gleichbleibenden Teile (Ordinarium) ganz selbstverständlich.

Ganz anders sah es allerdings heute aus, als ich auf der Empore stand und für den Choral verantwortlich war. Genauer gesagt: Ich war die ‚Schola‘. Jetzt lag es an mir, das ‚Vidi aquam‘, Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei anzustimmen – möglichst zum richtigen Zeitpunkt. Lag es an der neuen Perspektive, der Verantwortung, der Aufregung? Ich war mir jedenfalls plötzlich gar nicht mehr so sicher, wann ich ‚dran‘ war. Und eigentlich vertraute Gesänge waren auch plötzlich gar nicht mehr so vertraut und selbstverständlich.

Es ist letztlich (fast) alles gut gegangen. Aber mein Respekt für diejenigen, die sich für diesen Dienst zur Verfügung stellen, ist gewachsen. Was aus der Kirchenbankperspektive normal und offensichtlich ist, ist es nicht automatisch auch, wenn man selbst dafür die Verantwortung trägt. Wieder was gelernt!

Beim nächsten Mal wird es dann hoffentlich etwas souveräner.

Graduale1

2. Sonntag nach Epiphanie / 2. Sonntag im Jahreskreis

Selten hat mir eine Oration so sehr aus dem Herzen gesprochen:


2. Sonntag nach Epiphanie (Außerordentliche Form des römischen Ritus)

Tagesgebet
Allmächtiger, ewiger Gott, du lenkst gleicherweise Himmel und Erde; erhöre huldvoll das Flehen deines Volkes und schenke deinen Frieden unseren Zeiten: durch unseren Herrn.

Graduale (Ps 106, 20-21)
Der Herr sandte sein Wort und heilte sie; er entriß sie ihrem Verderben. Darum sollen sie den Herrn für sein Erbarmen und für seine Wundertaten an den Menschenkindern preisen.


2. Sonntag im Jahreskreis (Ordentliche Form des römischen Ritus)

Tagesgebet
Allmächtiger Gott, du gebietest über Himmel und Erde, du hast Macht über die Herzen der Menschen. Darum kommen wir voll Vertrauen zu dir; stärke alle die sich um die Gerechtigkeit mühen, und schenke unserer Zeit deinen Frieden. Darum bitten wir durch Jesus Christus.


 

Oration zum Fest Kreuzerhöhung

IMG_1490Gott, Du erfreust uns heute durch das festliche Jahresgedächtnis der Erhöhung des heiligen Kreuzes. Nun bitten wir: Laß uns im Himmel die Frucht der Erlösung durch Jesus Christus erlangen, dessen Mysterium wir auf Erden erkannt haben.

Oration in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus
(Übersetzung aus dem ‚Volksmeßbuch‘ von Urbanus Bomm OSB, gedruckt 1961)

Damit ich auch morgen noch kraftvoll …

… mitsingen kann! 🙂

GLneu sw

In meiner Pfarrei wird das neue Gotteslob zum ersten Fastensonntag eingeführt. Gerade rechtzeitig habe ich mir mein eigenes Exemplar besorgen können.

Ich bin mal gespannt, ob überhaupt irgendwas anderes gesungen wird, als das bisher Bekannte.

Stundenbuch jetzt auch online

Screenshot

Screenshot

Eine gute Nachricht! Die Web-Version des (kleinen) Stundenbuches ist mittlerweile ebenfalls online.

Jetzt kann man also das Gebet der Kirche auch via App oder und/oder online beten. Nochmals herzlichen Dank, an alle, die sich dafür eingesetzt und daran mitgewirkt haben!

Endlich verfügbar: Stundenbuch-App

Stundenbuch-AppVom Deutschen Liturgischen Institut und vom Katholischen Pressebund gibt es nun endlich eine App mit dem deutschsprachigen (kleinen) Stundenbuch – für iOS, Android und für WindowsPhone.

Die Bedienung ist sehr einfach. Für jeweils 10 Tage werden die täglichen Texte geladen, so dass man die App auch ohne ständige Internetverbindung nutzen kann. Ein sehr einfaher Einstieg ins Stundengebet und das auch noch kostenlos.

Eine Online-Version ist unter stundenbuch.katholisch.de vorgesehen, bisher allerdings noch nicht im Netz.

Bei der Gelegenheit möchte ich auch nochmal an den Bändelblog erinnern. Wer die Stundenbücher – großes oder kleines – besitzt, findet hier Angaben, was gerade ‚dran‘ ist.

Das Brevier von 1962 in Latein gibt es ebenfalls als App: Breviarium meum (iOS)

Dürfen Kultus und Kultur etwas kosten?

Die Nachrichten um den Bischof von Limburg reißen nicht ab. Ich habe mir vorgenommen, dazu nicht explizit Stellung zu nehmen und tue das auch jetzt nicht. Allerdings mache ich mir Gedanken um einige grundsätzliche Themen, die auch dabei wieder zum Tragen kommen.

Eucharistische Anbetung

Seit Beginn des Pontifikats Papst Franziskus‘ und mit den Zeichen, die dieser Papst setzt, taucht mit neuer Vehemenz die Frage nach der ‚Einfachheit‘ auf. Dazu habe ich hier auch schon einmal was geschrieben (‚Einfachheit, Schönheit, Schlichtheit, Würde, Glanz… wie denn nun?‚). Zumindest in unserem Land scheint sie immer auch mit der Frage verbunden ‚Welchen Nutzen hat das? / Wozu soll das gut sein?‘ Das Schöne, das (augenscheinlich) Zweckfreie hat in unserer technisierten Welt kaum noch eine Daseinsberechtigung. Mit dieser sehr säkularen Fragestellung werden dann auch Angelegenheiten der Kirche beurteilt. Das, was bei einigen Kirchenrenovierungen herauskommt spricht davon eine beredte Sprache (Stichwort: Multifunktionsräume). Meines Erachtens werden wir dadurch alle ärmer – auch die Armen. Ein Franziskanerbruder hat mir mal gesagt: Armseligkeit haben viele schon zuhause, das müssen sie nicht auch noch in der Kirche haben.

Ein Verwandter sagte mir häufiger mal, dass ihn z.B. ärgere, wieviel Geld immer für Silvesterfeuerwerk ausgegeben wird angesichts der vielen hungernden Menschen in der Welt. Ich habe ihn dann mal gefragt, wohin er selbst denn das gesparte Geld für das Feuerwerk spende. Nirgends! …

Ein anderer Vorwurf, der dem Bischof von Limburg gemacht wird, und auch dem emeritierten Papst Benedikt XVI – und vielen traditioneller geprägten Priestern – ist, dass die Gottesdienste stark liturgisch ausgeprägt sind und dazu auch kostbare Gewänder und liturgische Gerätschaften benutzt werden.

  1. Diese Gewänder und Gerätschaften sind meist schon vorhanden. Ich sehe keinen Grund, sie nicht auch zu benutzen. Es ist deshalb auch unsinnig, sich über ihren Wert aufzuregen.
  2. Mir ist schleierhaft, wie man allerorten den Wert von Ritualen neu entdecken kann und sich ausgerechnet in der hl. Messe darüber aufregen muss.
  3. Liturgie ist nicht in erster Linie eine katechetische Veranstaltung sondern Anbetung Gottes. Warum wundert man sich dann, wenn Gläubige ihre Liebe und Verehrung auch äußerlich ausdrücken wollen?

Sehr bezeichnend ist für mich eine kleine Begebenheit, die immerhin in drei der vier Evangelien auftaucht. Es geht um eine Frau, die ihre Liebe und Verehrung Jesu auf ‚verschwenderische‘ Weise zeigt:

Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. (Mk. 14, 6-7)

Es geht um Beziehung, nicht in erster Linie um Nutzen. Dass daraus dann auch die Sorge für und um den Nächsten erwächst, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Ich wehre mich aber gegen den Versuch, der Kirche von außen vorzuschreiben, was ihr am Christsein (einzig) wichtig zu sein hat.

Gaststatus adé!

Einige Male habe ich jetzt als Gast an Begegnungen der Hochkirchlichen St. Johannes-Bruderschaft teilgenommen (hier und hier nachzulesen). Dazwischen gab es Kontakte über Facebook, Mail, Telefon … und dabei wurde es mir immer klarer: Da möchte ich gern verbindlich dabei sein!

Von Seiten der Bruderschaft gab es offenbar keine Einwände, denn am 28.09.2013 wurde ich während der Vesper ins Noviziat aufgenommen:

Noviziatsaufnahme

So ein Gaststatus hatte natürlich auch seine Vorteile – alle Optionen offen, keine Verantwortung. Aber ich freue mich auf einen weiteren geistlichen Weg, den ich jetzt in engerer Verbindung zu anderen – Brüdern und Schwestern mit unterschiedlicher geistlicher Prägung – gehen kann. An meinen äußeren Lebensumständen – Wohnung, Arbeit etc. – wird sich zwar nichts ändern, trotzdem bin ich sehr gespannt auf die vor mir liegende Zeit, das Lernen und Kennenlernen.

Mehr, als erwartet

Ein bisschen unvernünftig ist es ja schon, ‚mal eben‘ an einem Wochenende insgesamt über 700 Kilometer zu verfahren – und dazwischen ein volles Programm mit hoher Liturgiedichte und intensiven thematischen Arbeitseinheiten. Das hatte mich jedenfalls erwartet, als ich am vergangenen Wochenende als Gast zu einer Novizentagung der St. Johannes-Bruderschaft nach Thüringen gefahren bin. Natürlich wusste ich, es würde anstrengend sein, aber insgesamt habe ich dann doch deutlich mehr zurück bekommen.

Die erste Überraschung war, dass mir ein riesiges Zimmer zugeteilt wurde. Nicht, dass ich besonders viel Zeit darin hätte verbringen können, aber es hat gut getan, jede Menge Platz zu haben. Die Aussicht aus dem Fenster und die ganze Gegend war auch genial.

Heiligenstadt2013 (01)  Heiligenstadt2013 (02)  Heiligenstadt2013 (04)

Es war natürlich schön, einige sehr geschätzte Leute wieder zu treffen, die ich kurz nach Ostern kennengelernt habe – fast, als wären es nicht bereits wieder einige Monate her. Es tut gut, einfach mal ohne „Fremdeln“ zu sein. Dasselbe galt für die sehr interessanten und spannenden thematischen Einheiten und für die Liturgie. Manches war zwar unbekannt, aber nichts wirklich fremd.

Ja, das Wochenende war wirklich sehr anstrengend. Trotzdem bin ich heute allenfalls rechtschaffen müde, aber nicht ausgepowert. Im Gegenteil! Hätte gern mehr davon…

Heiligenstadt2013 (06)

Vielfalt

VielfaltVor einiger Zeit habe ich (hier und hier) schon einmal über die Begriffe geschrieben, die im Garten der Religionen den einzelnen Weltreligionen zugeordnet werden. Da diese Begriffe aber nicht exklusiv für die jeweilige Religion verstanden werden wollen, habe ich mir ein paar persönliche Gedanken gemacht über deren Ausprägung im christlichen Kontext.

Schon seit einiger Zeit habe ich in unserer Gesellschaft den Eindruck, dass die Vielfalt ‚an sich‘ als hoher Wert angesehen wird – verbunden allerdings mit einer sonderbaren Intoleranz gegenüber allem und jedem, was diese Vielfalt an Werten messen möchte. Niemand ist so intolerant, wie derjenige, der sich ‚für alles offen‘ hält. So haben wir die merkwürdige Situation, dass diejenigen, die am lautesten Toleranz und Verständnis für unterschiedliche Lebens- und Glaubensentwürfe fordern, mit gleicher Vehemenz andere Sichtweisen verurteilen/bekämpfen, wie diejenigen, die man landläufig Fundamentalisten schimpft. Beide Ränder des Spektrums können oder wollen nicht wahrhaben, dass es im christlichen Glauben eine große Weite gibt.

Jetzt mal ganz abgesehen von den verschiedenen Denominationen, die teilweise allzu schnell als Sekte diffamiert werden, will ich mich jetzt hauptsächlich einmal auf verschiedene Strömungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche beziehen.

Die wenigen Male, an denen ich an Katholikentagen teilgenommen habe, konnte man mich meist an den Orten finden, an denen sich die verschiedenen Orden, Gemeinschaften und Bewegungen dargestellt haben. Auch meine eigene Biographie ist geprägt von den unterschiedlichsten Bewegungen. Sie alle haben sich packen lassen von einem bestimmten Aspekt des Glaubens. Dabei finde ich faszinierend zu sehen, dass sie alle in der Kirche ihren Platz aber auch ihr Korrektiv haben. Meines Erachtens gilt für Gemeinschaften bzw. Bewegungen das, was für jeden einzelnen Christen gilt: Es braucht die gegenseitige Ergänzung der unterschiedlichen Charismen.

Schade, wenn Bewegungen oder Einzelpersonen ihre Prioritätensetzung oder ihren Zugang als das einzig Wahre, Echte, Christliche darstellen – seien es die sozial oder politisch Engagierten, die gegen die ‚Frommen‘ wettern, seien es die Vertreter der Schlichtheit, die sich gegen die Hochformen der Liturgie und sakrale Kunst stellen oder die liturgisch Konservativen oder Traditionellen, die in jeder Betonung der Gemeinschaft den verderblichen Modernismus wittern.

Bei allem braucht es allerdings die Rückbindung an die Kirche, das Lehramt und die liturgischen Regelungen. Nicht ‚anything goes‘, sondern aufrichtiges Hinhören mit der Bereitschaft, sich korrigieren zu lassen.

„Im Wesentlichen Einheit,
im Zweifelhaften Freiheit,
in allem Liebe.“

Augustinus Aurelius (354 – 430)

‚Si tacuisses…‘ – Noch ein ahnungsloser KSTA-Artikel

Es gefiel dem Kölner Stadtanzeiger, (mindestens) einen weiteren Artikel über den Eucharistischen Kongress zu veröffentlichen, der von keiner Sachkenntnis getrübt wurde. Mal wieder war die ‚Alte Messe‘ das bevorzugte Ziel. Es hat bereits mehrere Kommentare dazu unter dem Artikel und auch auf diversen Blogs gegeben. Dennoch konnte ich mir meinen (ergänzenden) Senf dazu nicht ganz verkneifen:

Statt ‚vielleicht 200 frommer Abtrünniger‘ nahmen beim Pontifikalamt in St. Kunibert übrigens ca. 700-800 ganz normale Gottesdienstbesucher aller Altersstufen teil. Es gab da überhaupt keine Abtrünnigen! Die wenigen Frauen, die eine Kopfbedeckung trugen, haben dabei ganz sicher nicht ihr Gesicht verschleiert. Und niedergekniet sind die Leute beim Einzug nicht wegen des Klerus, sondern weil der Bischof segnend in die Kirche einzieht und diese Leute es gewöhnt sind, zum SEGEN niederzuknien.

Was übrigens den dargestellten Unterschied zwischen den neuen geistlichen Gemeinschaften und den ‚Altrituellen‘ angeht: Die kommen oft besser miteinander zurecht, als man denkt. Jedenfalls konnte ich in der Minoritenkirche bei einem Priester der Priesterbruderschaft St. Petrus zur Beichte gehen, während im Hintergrund moderne Geistliche Lieder gesungen wurden. Wo ist das Problem? Mir scheinen hier die sogenannten Konservativen offener zu sein als die selbsternannten ‚Toleranten‘.

Sagt mal, was sitzt euch eigentlich daran so quer, dass hier solche Geschütze aufgefahren werden?

‚Si tacuisses, philosophus mansisses‘ – Hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben…

Kardinal Lehmann kritisiert den ‚tridentinischen Ritus‘ – Mein Kommentar

Während des Eucharistischen Kongresses hat sich offenbar Kardinal Lehmann kritisch zur außerordentlichen Form des römischen Ritus geäßert – So berichtet heute der Kölner Stadtanzeiger („Kritik am ‚Tridentinischen Ritus'“).

Einiges, was dort zu lesen war, hat mich doch sehr befremdet. Es hieß zum Beispiel, der ‚tridentinische Ritus‘ sei abgeschafft worden und das Verbot teilweise von den beiden letzten Päpsten zurückgenommen worden. Außerdem ist dort zu lesen: „Er halte ‚ein stärkeres Nebeneinander beider liturgischer Formen heute nicht für sinnvoll, auch weil es nicht von unten gewachsen ist‘, sagte Lehmann.“

Zwar halte ich mich sonst von den Kommentarbereichen der Online-Seiten von Zeitungen fern, aber diesmal konnte ich mir einen Kommentar doch nicht verkneifen:

Erstens stimmt es nicht, dass der „tridentinische Ritus“ abgeschafft wurde, was – zweitens – Papst Benedikt im Motu Proprio ‚Summorum Pontificum‘ auch genau so bestätigt hat. Deswegen konnte das ‚Verbot‘ auch – drittens – nicht ‚teilweise‘ wieder zurückgenommen werden. Es gab keines! Der römische Ritus in der außerordentlichen Form hat ein Existenzrecht in der Kirche. Das besagt dieses Motu Proprio.

Außerdem ist es nicht wahr, dass der Zuspruch zu diesen Messfeiern nicht zugenommen hätte. Nach dem Motu Proprio kamen von vielen Seiten Anfragen an z.B. die Petrusbruderschaft. Zum einen von Priestern, die diese Form des Ritus erlernen wollen, zum anderen von verschiedenen Katholiken, die sich eine solche regelmäßige Messe in erreichbarer Nähe wünschen. Und damit kann ich dann auch nicht verstehen, wie man behaupten kann, das Nebeneinander beider Formen sei ’nicht von unten gewachsen‘. Das ist dann kaum zu vermitteln. Im Gegenteil sind häufig Katholiken, die den Wunsch nach der ‚Alten Messe‘ hatten, an der Blockade einiger Bischöfe und anderer relevanter Stellen gescheitert.

Es ist einfach ärgerlich, wie hier Ressentiments aufgebaut und geschürt werden. Die Trennung zwischen dem, was der Kardinal tatsächlich gesagt hat und was aus der Feder des Redakteurs stammt, ist auch nicht so ganz deutlich. Unnötig ist solch eine polarisierende Diskussion auf einem „Eucharistischen Kongress“ allemal.

Zusätzlich hat sich Kardinal Lehmann auch noch zur Übersetzung der Wandlungsworte geäußert: „Da Papst Benedikt XVI. selbst zugestehe, dass beide Übersetzungen theologisch angemessen und legitim sind, sei es ’nicht ganz einzusehen, warum dann strikt nur noch die eine Übersetzung zulässig sein sollte‘.“

Abgesehen davon, dass hier ein Bischof relativ offen den päpstlichen Entscheidungen in den Rücken fällt, könnte man ihn dann im Gegenzug auch fragen: Wenn nicht ganz einzusehen ist, warum dann strikt nur noch eine Übersetzung zulässig sein sollte, dann wäre also auch nicht einzusehen, warum es umgekehrt nur „für alle“ heißen soll? Eine Übersetzung muss jedenfalls im Messbuch stehen. Damit wäre dann für einen Kardinal der Kirche nicht ganz einzusehen, warum man sich strikt ans Messbuch halten sollte. Das wirft schon Fragen auf.

„Dass alle eins seien…“ – Offenheit

Gestern bin ich von sehr spannenden Tagen in Marburg zurück gekommen. Ich durfte mit einigen Anderen als Gast teilnehmen an einem Treffen der Hochkirchlichen St.-Johannes-Bruderschaft. Dass ich hier keinen detaillierten Bericht abgebe, versteht sich von selbst. Uns Gästen ist man dort jedenfalls mit sehr großer Offenheit und Herzlichkeit begegnet.

Neben einer großen „Liturgiedichte“ waren die Tage geprägt von vielen Gesprächen und viel Austausch (Nachtschlaf wird definitiv überbewertet! 😉 ). Es hat mir sehr gut getan, die Offenheit zu sehen, mit der unterschiedlichen Zugängen begegnet wurde.

Dabei habe ich an manche Frömmigkeitsformen gedacht, mit denen ich mich bei und nach meiner Rückkehr in die kath. Kirche auseinandersetzen mußte. Es ist mir ein Herzensanliegen, im ökumenischen Miteinander genau diesen respektvollen Weg zu gehen, der Unterschiede zu verstehen sucht, ohne sie vorschnell einebnen zu wollen – auf der Suche nach einem gemeinsamen Weg in Wahrheit, Respekt und Verständnis. Es war schön, Gleichgesinnte zu treffen! Für mich ein unverdientes Geschenk, das ich genossen habe. Ganz nebenbei habe ich auch noch ziemlich viel Interessantes gelernt (Neugier lässt grüßen 😉 ).

(Und ehe sich jetzt jemand berufen fühlt, mich von einer vermuteten rosa Wolke wieder herunterzuholen: Natürlich bin ich mir im Klaren darüber, dass es überall menschelt – aber in diesen Tagen hat’s halt einfach mal gepasst)

Und weil ich mir schon seit Langem Gedanken über diese Dinge mache, habe ich hier mal ein paar Postings von mir verlinkt, die ich zu diesem Thema bereits geschrieben habe:

Meine Gedanken zum allgemeinen ökumenischen Miteinander… :

…und zu einzelnen („katholischen“) Frömmigkeitsformen…:

Ich gehe mal davon aus, dass ich mich demnächst auch noch mit weiteren Themen in diesem Umfeld auseinandersetzen werde.

Einfachheit, Schönheit, Schlichtheit, Würde, Glanz… wie denn nun?

altarkerzenGerade laufen auf Facebook an mehreren Stellen Diskussionen über den neuen(?) Stil von Papst Franziskus in Bezug auf Liturgie und Paramente. Auslöser für eine dieser Diskussionen war meine Verlinkung eines sehr lesenswerten Artikels von P. Bernward Deneke FSSP, der auf dem Blog ‚Frischer Wind‘ veröffentlicht wurde: ‚Liturgie und Armut‘

Er schreibt unter anderem: „Während Prachtstücke der Goldschmiedekunst und Paramentik unbenutzt in Sakristeien oder Museen stehen, setzt man in der Liturgie vorwiegend dürftige und nichtssagende Massenprodukte ein, die oft nicht einmal billig oder wenigstens preiswert sind. An die Stelle evangelischer, franziskanischer Armut ist so die zur Schau gestellte Armseligkeit einer im Übrigen sehr wohlhabenden Kirche getreten…“

Ich kann nicht nachvollziehen, warum Paramente und Geräte, die frühere Generationen mit viel Liebe und unter Opfern angeschafft haben, achtlos in den Sakristeien verstauben und unter der Begründung der Einfachheit für reichlich Geld neue Sachen angeschafft werden. Liturgie hat eben auch eine zeitlose Komponente, anders als die individuelle Kleidung. Sie geht über die aktuelle gesellschaftliche Dimension hinaus. Ich finde es auch nicht falsch, die Dimension der himmlischen Herrlichkeit im Gottesdienst ausdrücken zu wollen. Auch das kann tröstlich sein. Und wenn ich mir die Ostkirchen so ansehe, ist da bei uns noch viel Luft nach oben.

Ich habe überhaupt nichts gegen Schlichtheit, solange sie Würde bewahrt. Was mir aber weh tut, ist diese Haltung „Endlich ist das weg!“, die ich in der letzten Zeit auf Facebook und anderswo immer wieder lese. Ich denke dabei an diejenigen, die mit viel Liebe versuchen (und in früherer Zeit versucht haben), das Beste für den Gottesdienst zu tun – aus Liebe zu Gott. Mein persönlicher Geschmack muss da erst einmal hintenan stehen. (Und gerade die vielgeschmähte „Brokatfraktion“ ist sich nicht zu schade, in vielen Fällen einfach das vor Ort Verfügbare zu nutzen)

Nochmal P. Deneke: „Nicht einer sakralen Glitzerwelt voller Prunk und Protz soll hier das Wort geredet werden. Gerade das Vorbild des heiligen Franziskus zeigt uns, dass es nicht hohle Veräußerlichung, nicht überfeinerter Ästhetizismus, auch nicht der Drang zu klerikaler Selbstdarstellung sein darf, der sich für die Schönheit der Liturgie und des Gotteshauses einsetzt, vielmehr die gläubige und liebende Betrachtung des geopferten Jesus in der schlichten Brotsgestalt.“

Ich hätte es wissen müssen

Am 2. Feiertag in eine bestimmte Kölner Kirche zu gehen ist einfach ein Fehler!

Die Predigt hörte sich wie eine Generalabrechnung mit der Amtskirche und ihren formalen Vorgaben an. Es käme viel mehr auf die Erfahrung der Menschen an, als auf Glaubenswissen und -unterweisung. Der Weg der Neuevanglisierung via Wissensvermittlung sei ein Irrweg. Die Jünger in der Emmauserzählung hätten Jesus ja auch beim Brotbrechen (also einer Handlung) erkannt. – Vergessen bzw. ausgelassen wurde allerdings, dass dem eine ausführliche Katechese vorausging.

Die Messtexte wurden – um der Lebendigkeit willen – umformuliert bzw. mit Füllwörtern versehen, inklusive Wandlungsworte. Und in dem ein oder anderen Nebensatz wurde ganz nebenbei auch noch die Gottheit Jesu ‚umdefiniert‘.

Dazu passt die Herrnhuter Losung für den heutigen Tag:

„Muss ich nicht das halten und reden, was mir der HERR in den Mund gibt?“ (4.Mose 23, 12)