Der Nächste bitte …

Die nächste Runde im Bischofsbashing ist eingeläutet. Diesmal soll es dem Churer Bischof Huonder an den Kragen gehen. Argumente gibt es kaum – außer, seine Haltung sei nicht ‚zeitgemäß‘ . Aber nochmal: ‘Zeitgemäß’ ist keine Kategorie der Wahrheit.

Die sogenannten Basis-/Reform- (oder sonstwas) Bewegungen erinnern mich immer stärker an Kleinkinder in der Trotzphase, die aufstampfend quengeln „ICH WILL ABER!!!“

‚Zeitgemäß‘ ist keine Kategorie der Wahrheit

Das Gerangel um Bischofsstühle geht in die zweite Runde. Zur Kampagne gegen den Bischof von Limburg gesellt sich jetzt noch eine zweite um die zu erwartende Neubesetzung im Erzbistum Köln.

Eine Kölner Kircheninitiative fordert in einem offenen Brief an den Papst mehr Mitbestimmung der Gläubigen Gremien bei der Neubesetzung des Kölner Bischofsstuhls. Unterstützung sucht man bei allem, was (unter)schreiben kann, egal ob katholisch, egal ob aus Köln, egal… Die geplante unterstützende Medienkampagne ist auch brav gestartet, wenn auch verfrüht, weil da jemand geplaudert hat (siehe auch: „Die ‚Kölner Kircheninitiative‘ und eine österreichische Plaudertasche“).

Kleines Schmankerl am Rande: Auf der Facebook-Seite dieser Befürworter der Mitsprache werden kritische Stimmen, auch aus dem Erzbistum Köln, gelöscht und User blockiert.

Eines der Hauptargumente für die Agitation ist, die hierarchischen Strukturen seien nicht mehr zeitgemäß. Tatsächliche oder vermeintliche Fehler von Amtsträgern sind willkommene Vehikel, gleich die ganze Struktur mit entsorgen zu wollen. Die verräterischen Formulierungen: „nicht zeitgemäß, lässt sich heute nicht mehr vermitteln, passt nicht in die heutige Gesellschaft, heute kann man doch nicht mehr…“ Seit wann ist „zeitgemäß“ eine Kategorie für die Wahrheit?

Neu ist so ein Vorgehen nicht gerade. Im Alten Testament findet sich eine ganz ähnliche Situation. Das Volk Israel war – wohl mit Recht – unzufrieden mit der Leitung und forderte eine neue, zeitgemäße Struktur:

„Da versammelten sich alle Ältesten Israels und kamen nach Rama zu Samuel und sprachen zu ihm: Siehe, du bist alt geworden und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. So setze nun einen König über uns, der uns richte, wie ihn alle Heiden haben.“ (1. Samuel 4-5)

Gib acht, was du dir wünschst, du könntest es bekommen:

„Der HERR aber sprach zu Samuel: Gehorche der Stimme des Volks in allem, was sie zu dir gesagt haben; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sein soll.“ (1. Samuel 8, 7)

In der Kirche scheint mir Ähnliches vorzugehen. Es ist unbequem, sich nicht stromlinienförmig in den Mainstream einpassen zu können. Die Gesellschaft wird zum Maßstabgeber für die Kirche ernannt. Kein Wunder, dass man dann auch in der Gesellschaft nachfragt, wie man die Kirche denn nun gerne hätte. Zum Argument wird dann, was sich „nach außen vermitteln“ lässt.

Ich bin ja dafür, dass man auch die Gesetze der Schwerkraft mal daraufhin überprüft. Als übergewichtiger Mensch fühle ich mich durch die Schwerkraft extrem behindert und diskriminiert.

Kirchenpolitik an der Kommunionbank?

Es ist ein nie enden wollendes und emotional höchst aufgeladenes Thema: Die Art des Kommunionempfangs. Ich habe es leider selten erlebt, dass Katholiken mit unterschiedlichen Auffassungen dazu sachlich miteinander reden können.

Auf der Seite „direktzu (Joachim Kardinal Meisner)“ hat der Kardinal sich dieser Frage gestellt:

„Wann gehört die Handkommunion der Vergangenheit an?“

Der Ton dieser Frage zeugt nicht eben von Respekt für eine immerhin in unseren Breiten mögliche Form des Kommunionempfangs. Der Kardinal weist dann auch darauf hin, dass es eher darauf ankommt, mit welcher inneren Haltung die Kommunion empfangen wird. Er plädiert für eine verstärkte Katechese und Stärkung der eucharistischen Frömmigkeit.

Ich persönlich wäre nicht glücklich darüber, wenn die „Handkommunion“ irgendwann der Vergangenheit angehören würde und nur noch die „Mundkommunion“ möglich wäre. Habe ich die Wahl, wähle ich die Handkommunion. Habe ich nicht die Wahl – was bei mir sogar meistens der Fall ist – dann passe ich mich den Gepflogenheiten an.

Was ich gar nicht nachvollziehen kann, ist der Versuch, an der Kommunionbank Kirchenpolitik machen zu wollen – sei es, z. B. im „alten Ritus“ unbedingt die Handkommunion ertrotzen zu wollen, sei es, Menschen die Mundkommunion zu verweigern. Sei es der Angriff auf Katholiken, die Handkommunion praktizieren, sei es, die alleinige Möglichkeit der Mundkommunion zu propagieren. Schon gar nicht nachvollziehen kann ich die Verteufelung der jeweils anderen Meinung/Vorliebe/Sicht. Das ist wirklich unwürdig.

So wie ich das sehe, sollte man einfach den Anregungen des Kardinals folgen und die Katechese verstärken und die eucharistische Frömmigkeit fördern – und dann die Leute auf die Weise kommunizieren lassen, die sie aus den vorhandenen Möglichkeiten auswählen.

Die Kommunionbank ist nicht der Ort, Kirchenpolitik zu betreiben.