Lavash – Immaterielles Weltkulturerbe

Während meiner Armenienreise hat unsere Gruppe auch zusehen dürfen, wie höchst routiniert auf traditionelle Weise Lavash gebacken wurde. Das traditionelle armenische Fladenbrot gehört seit ca. 10 Jahren zum Immateriellen Weltkulturerbe – wie auch vieles weitere, was die armenische Kultur zu biten hat.

Sehr beeindruckend, beim Backen zuzusehen – und sehr lecker, im Anschluss davon zu essen.

 

Dürfen Kultus und Kultur etwas kosten?

Die Nachrichten um den Bischof von Limburg reißen nicht ab. Ich habe mir vorgenommen, dazu nicht explizit Stellung zu nehmen und tue das auch jetzt nicht. Allerdings mache ich mir Gedanken um einige grundsätzliche Themen, die auch dabei wieder zum Tragen kommen.

Eucharistische Anbetung

Seit Beginn des Pontifikats Papst Franziskus‘ und mit den Zeichen, die dieser Papst setzt, taucht mit neuer Vehemenz die Frage nach der ‚Einfachheit‘ auf. Dazu habe ich hier auch schon einmal was geschrieben (‚Einfachheit, Schönheit, Schlichtheit, Würde, Glanz… wie denn nun?‚). Zumindest in unserem Land scheint sie immer auch mit der Frage verbunden ‚Welchen Nutzen hat das? / Wozu soll das gut sein?‘ Das Schöne, das (augenscheinlich) Zweckfreie hat in unserer technisierten Welt kaum noch eine Daseinsberechtigung. Mit dieser sehr säkularen Fragestellung werden dann auch Angelegenheiten der Kirche beurteilt. Das, was bei einigen Kirchenrenovierungen herauskommt spricht davon eine beredte Sprache (Stichwort: Multifunktionsräume). Meines Erachtens werden wir dadurch alle ärmer – auch die Armen. Ein Franziskanerbruder hat mir mal gesagt: Armseligkeit haben viele schon zuhause, das müssen sie nicht auch noch in der Kirche haben.

Ein Verwandter sagte mir häufiger mal, dass ihn z.B. ärgere, wieviel Geld immer für Silvesterfeuerwerk ausgegeben wird angesichts der vielen hungernden Menschen in der Welt. Ich habe ihn dann mal gefragt, wohin er selbst denn das gesparte Geld für das Feuerwerk spende. Nirgends! …

Ein anderer Vorwurf, der dem Bischof von Limburg gemacht wird, und auch dem emeritierten Papst Benedikt XVI – und vielen traditioneller geprägten Priestern – ist, dass die Gottesdienste stark liturgisch ausgeprägt sind und dazu auch kostbare Gewänder und liturgische Gerätschaften benutzt werden.

  1. Diese Gewänder und Gerätschaften sind meist schon vorhanden. Ich sehe keinen Grund, sie nicht auch zu benutzen. Es ist deshalb auch unsinnig, sich über ihren Wert aufzuregen.
  2. Mir ist schleierhaft, wie man allerorten den Wert von Ritualen neu entdecken kann und sich ausgerechnet in der hl. Messe darüber aufregen muss.
  3. Liturgie ist nicht in erster Linie eine katechetische Veranstaltung sondern Anbetung Gottes. Warum wundert man sich dann, wenn Gläubige ihre Liebe und Verehrung auch äußerlich ausdrücken wollen?

Sehr bezeichnend ist für mich eine kleine Begebenheit, die immerhin in drei der vier Evangelien auftaucht. Es geht um eine Frau, die ihre Liebe und Verehrung Jesu auf ‚verschwenderische‘ Weise zeigt:

Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. (Mk. 14, 6-7)

Es geht um Beziehung, nicht in erster Linie um Nutzen. Dass daraus dann auch die Sorge für und um den Nächsten erwächst, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Ich wehre mich aber gegen den Versuch, der Kirche von außen vorzuschreiben, was ihr am Christsein (einzig) wichtig zu sein hat.

Gürtellinie im freien Fall

Gestern und heute habe ich mich mit verschiedenen Leuten darüber unterhalten, dass die Sprache offenbar immer gröber und die Witze derber werden. Viele empfinden sexuelle Anspielungen nicht einmal mehr als solche. In Doku-Soaps, Talk-Shows und Casting-Shows wird der Respekt vor und die Würde von Menschen immer gnadenloser demontiert. Das, was als „unter der Gürtellinie“ angesehen wird, rutscht immer tiefer – Richtung Kniekehle (und weiter).

Alles, um den Voyeurismus (und vielleicht auch die Schadenfreude) zu befriedigen? Ich weiß es nicht, und ich verstehe es auch nicht. Ich weiß nur, dass es mich gerade hochgradig nervt.

Alles nur Spaß? Unser Fazit im gestrigen Gespräch war jedenfalls: Die Schnittmenge zwischen Spaß und Freude ist erschreckend klein.

Da wünschte ich mir, dass der Text der heutigen Lesung (im außerordentlichen Ritus) wieder neue Aufmerksamkeit bekäme:

„Von Unzucht aber und Schamlosigkeit jeder Art oder von Habgier soll bei euch, wie es sich für Heilige gehört, nicht einmal die Rede sein. Auch Sittenlosigkeit und albernes oder zweideutiges Geschwätz schickt sich nicht für euch, sondern Dankbarkeit.“ (Epheser 5, 3+4)