„Die Schönheit ist gefällig,
ob sie gleich ein Geschenk des Himmels
und kein selbst erworbener Wert ist.“
Johann Wolfgang von Goethe,
„Schriften zur Literatur“
„Die Schönheit ist gefällig,
ob sie gleich ein Geschenk des Himmels
und kein selbst erworbener Wert ist.“
Johann Wolfgang von Goethe,
„Schriften zur Literatur“
Die Nachrichten um den Bischof von Limburg reißen nicht ab. Ich habe mir vorgenommen, dazu nicht explizit Stellung zu nehmen und tue das auch jetzt nicht. Allerdings mache ich mir Gedanken um einige grundsätzliche Themen, die auch dabei wieder zum Tragen kommen.
Seit Beginn des Pontifikats Papst Franziskus‘ und mit den Zeichen, die dieser Papst setzt, taucht mit neuer Vehemenz die Frage nach der ‚Einfachheit‘ auf. Dazu habe ich hier auch schon einmal was geschrieben (‚Einfachheit, Schönheit, Schlichtheit, Würde, Glanz… wie denn nun?‚). Zumindest in unserem Land scheint sie immer auch mit der Frage verbunden ‚Welchen Nutzen hat das? / Wozu soll das gut sein?‘ Das Schöne, das (augenscheinlich) Zweckfreie hat in unserer technisierten Welt kaum noch eine Daseinsberechtigung. Mit dieser sehr säkularen Fragestellung werden dann auch Angelegenheiten der Kirche beurteilt. Das, was bei einigen Kirchenrenovierungen herauskommt spricht davon eine beredte Sprache (Stichwort: Multifunktionsräume). Meines Erachtens werden wir dadurch alle ärmer – auch die Armen. Ein Franziskanerbruder hat mir mal gesagt: Armseligkeit haben viele schon zuhause, das müssen sie nicht auch noch in der Kirche haben.
Ein Verwandter sagte mir häufiger mal, dass ihn z.B. ärgere, wieviel Geld immer für Silvesterfeuerwerk ausgegeben wird angesichts der vielen hungernden Menschen in der Welt. Ich habe ihn dann mal gefragt, wohin er selbst denn das gesparte Geld für das Feuerwerk spende. Nirgends! …
Ein anderer Vorwurf, der dem Bischof von Limburg gemacht wird, und auch dem emeritierten Papst Benedikt XVI – und vielen traditioneller geprägten Priestern – ist, dass die Gottesdienste stark liturgisch ausgeprägt sind und dazu auch kostbare Gewänder und liturgische Gerätschaften benutzt werden.
Sehr bezeichnend ist für mich eine kleine Begebenheit, die immerhin in drei der vier Evangelien auftaucht. Es geht um eine Frau, die ihre Liebe und Verehrung Jesu auf ‚verschwenderische‘ Weise zeigt:
Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. (Mk. 14, 6-7)
Es geht um Beziehung, nicht in erster Linie um Nutzen. Dass daraus dann auch die Sorge für und um den Nächsten erwächst, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Ich wehre mich aber gegen den Versuch, der Kirche von außen vorzuschreiben, was ihr am Christsein (einzig) wichtig zu sein hat.
Gerade laufen auf Facebook an mehreren Stellen Diskussionen über den neuen(?) Stil von Papst Franziskus in Bezug auf Liturgie und Paramente. Auslöser für eine dieser Diskussionen war meine Verlinkung eines sehr lesenswerten Artikels von P. Bernward Deneke FSSP, der auf dem Blog ‚Frischer Wind‘ veröffentlicht wurde: ‚Liturgie und Armut‘
Er schreibt unter anderem: „Während Prachtstücke der Goldschmiedekunst und Paramentik unbenutzt in Sakristeien oder Museen stehen, setzt man in der Liturgie vorwiegend dürftige und nichtssagende Massenprodukte ein, die oft nicht einmal billig oder wenigstens preiswert sind. An die Stelle evangelischer, franziskanischer Armut ist so die zur Schau gestellte Armseligkeit einer im Übrigen sehr wohlhabenden Kirche getreten…“
Ich kann nicht nachvollziehen, warum Paramente und Geräte, die frühere Generationen mit viel Liebe und unter Opfern angeschafft haben, achtlos in den Sakristeien verstauben und unter der Begründung der Einfachheit für reichlich Geld neue Sachen angeschafft werden. Liturgie hat eben auch eine zeitlose Komponente, anders als die individuelle Kleidung. Sie geht über die aktuelle gesellschaftliche Dimension hinaus. Ich finde es auch nicht falsch, die Dimension der himmlischen Herrlichkeit im Gottesdienst ausdrücken zu wollen. Auch das kann tröstlich sein. Und wenn ich mir die Ostkirchen so ansehe, ist da bei uns noch viel Luft nach oben.
Ich habe überhaupt nichts gegen Schlichtheit, solange sie Würde bewahrt. Was mir aber weh tut, ist diese Haltung „Endlich ist das weg!“, die ich in der letzten Zeit auf Facebook und anderswo immer wieder lese. Ich denke dabei an diejenigen, die mit viel Liebe versuchen (und in früherer Zeit versucht haben), das Beste für den Gottesdienst zu tun – aus Liebe zu Gott. Mein persönlicher Geschmack muss da erst einmal hintenan stehen. (Und gerade die vielgeschmähte „Brokatfraktion“ ist sich nicht zu schade, in vielen Fällen einfach das vor Ort Verfügbare zu nutzen)
Nochmal P. Deneke: „Nicht einer sakralen Glitzerwelt voller Prunk und Protz soll hier das Wort geredet werden. Gerade das Vorbild des heiligen Franziskus zeigt uns, dass es nicht hohle Veräußerlichung, nicht überfeinerter Ästhetizismus, auch nicht der Drang zu klerikaler Selbstdarstellung sein darf, der sich für die Schönheit der Liturgie und des Gotteshauses einsetzt, vielmehr die gläubige und liebende Betrachtung des geopferten Jesus in der schlichten Brotsgestalt.“