Brot muss man essen, um satt zu werden!

Gastbeitrag von Manfred Barnabas Loevenich SJB


Das kleine Kirchenbuch, in Verbindung mit der Lutherischen Liturgischen Konferenz zusammengestellt von Edith Thomas, mit Bildern von Christian Rietschel

Dieses 1953 im Johannes Stauda-Verlag Kassel herausgegebene wunderbare Büchlein wurde im engeren Sinne für Kinder geschrieben. Ihnen soll darin die Schönheit der Liturgie vermittelt werden; es will die Liebe zum liturgischen Vollzug der Kirche wecken und dessen tieferes Verständnis fördern.

Allerdings ist Das kleine Kirchenbuch auch für Erwachsene und selbst für Theologen äußerst lesenswert. Denn es lenkt den Blick auf wesentliche Aspekte des Gottesdienstes (in diesem Fall des lutherischen Hauptgottesdienstes, der Messe). Sein Inhalt ist – selbstverständlich mit Akzentverschiebungen in Praxis und Lehre – auch für Katholiken sowie für Christen anderer Konfessionen informativ und geistlich wertvoll.

Ich habe das Buch antiquarisch „ergattern“ können. Gestern ist es mir mit der Post geliefert worden und die Freude darüber ist groß. Den Hinweis auf das Buch verdanke ich einem Freund bei Facebook, dem ich dafür herzlich dankbar bin. Er hatte es dort vor kurzem in einer „Sieben-Tage-Sieben-Lieblingsbücher-Challenge“ präsentiert.

Das Besondere an diesem bald siebzig Jahre alten Büchlein besteht für mich u.a. darin, dass hier in einer gläubigen Selbstverständlichkeit und tiefen Ehrfurcht über die Liturgie gesprochen wird, wie sie heute selten geworden sind: sowohl bei evangelischen als auch bei katholischen „Teilnehmenden“ am Gottesdienst – und leider oft genug auch bei den Liturgen selbst.

In den vergangenen Wochen ist mir angesichts der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie schmerzlich bewusst geworden, wie „verzichtbar“ der Gottesdienst und namentlich die Eucharistie hierzulande in vielen Gemeinden, bei Geistlichen, Bischöfen und Kirchenleitungen unterschiedlicher Prägung zu sein scheint.

Wie anders, „hell strahlend“ und direkt ansteckend scheint demgegenüber die besondere Hochachtung vor der Heiligen Eucharistie – dem lebendigen Christus in Leib und Blut – in diesem kleinen Bändchen für Kinder auf. Dort heißt es:

„Der Heiland hat von Sich gesagt: Ich bin das Brot des Lebens. Brot muss man essen, um satt zu werden. Den Herrn Jesus bewundern wie einen großen Mann, hilft uns nichts.

Wir müssen Ihn in unser Herz aufnehmen, wie wir das Brot mit unserem Munde empfangen. In dem Stücklein Brot, in dem Schluck Wein ist Er Selbst uns gegenwärtig, der gestorbene und auferstandene Heiland.“

In Verbindung mit diesem Zitat habe ich meine Neuerwerbung bei Facebook vorgestellt, und bekam darauf viel positive Resonanz. Die Reaktion eines Pfarrers im Ruhestand hat mich besonders gefreut. Sie hat mir gezeigt, dass ich mit meiner Einschätzung nicht alleine stehe. Er schreibt:

„Danke für diesen Hinweis auf Das kleine Kirchenbuch von Edith Thomas, das noch immer einlädt das Geheimnis der Gegenwart Gottes in der Eucharistie in Liebe und Ehrfurcht zu feiern, gerade jetzt in der Corona-Krise.“

Dies macht Hoffnung und stimmt mich zuversichtlich – gerade auch im Blick auf die hohen Feste Christi Himmelfahrt und Pfingsten, die wir in diesen Tagen feiern.

Was man so alles Diskriminierung nennt

Verständlicherweise befasse ich mich gerade sehr stark damit, wie ich mit der kürzlich festgestellten Glutenunverträglichkeit mein Leben umorganisiere. Das reicht bis in die Frage hinein, wie ich das mit dem Kommunizieren in der Messe regeln kann.

Einerseits gibt es das ‚organisatorische‘ Problem, andererseits die Normen für das, was als Hostien genutzt werden kann. In einer Diskussion mit anderen Betroffenen erzählte jemand, dass der Pfarrer auch völlig glutenfreie Hostien aus Maismehl zugelassen hat. Mein Einwand, dass das problematisch sei, wurde – natürlch mal wieder mit Hinweis auf das Jahrhundert, in dem wir uns befinden – abgebügelt. So etwas sei Diskriminierung (gefolgt vom Hinweis darauf, dass sich auch das sicher mit dem jetzigen Papst ändern wird).

Klar ist es blöd, wenn man nicht an der Kommunion teilnehmen kann, weil man evtl. zu den Leuten gehört, die auch die kleinsten Spuren von Gluten nicht vertragen. Dennoch finde ich es merkwürdig, sofort ‚Diskriminierung‘ zu schreien, nur weil einem nicht gleich eine maßgeschneiderte Lösung geboten wird. Niemandem wird etwas verwehrt(!), nur weil er krank ist. Wenn ich etwas aus gesundheitlichen Gründen nicht in Anspruch nehmen kann, was angeboten ist, ist das zwar Pech aber keine Diskriminierung.

Bei allem Verständnis für die Frustration oder evtl. den Schmerz der Betroffenen – offensichtlich haben wir uns sehr daran gewöhnt, dass jedem alles zur Verfügung stehen muss und andere bitte dafür zu sorgen haben.