Dinge mit Geschichte(n) – ein ungeplantes Tattoo

Auch wenn es kein „Ding“ ist, hat es doch seine Geschichte – mein Tattoo eines (armenischen) Kreuzes, mit dem ich selbst nie gerechnet hätte.

Im April – zum orthodoxen Ostertermin – habe ich eine Israelwallfahrt mit einer fast ausschließlich armenischen Gruppe gemacht. Die Armenische Kirche feiert eigentlich nur im Patriarchat von Jerusalem das Osterfest zum orthodoxen Termin, sodass wir es alle im Prinzip zum zweiten Mal gefeiert haben.

Am Mittwoch der (orthodoxen) Karwoche kam in den Gesprächen plötzlich das Thema Tattoo-Studio auf. Einige hatten wohl Kontakt mit einem Studio im armenischen Viertel aufgenommen und einen Termin erbeten. Jetzt sollte eine Liste erstellt werden, wer zu diesem Termin am letzten Tag unseres Aufenthaltes ein (Kreuz)Tattoo wollte. Von einem früheren Termin wurde uns abgeraten, weil wir noch zum Toten Meer wollten. Frisches Tattoo und Salz-Lake ist gar keine gute Kombination!

Die Nachfrage hatte mich völlig überrumpelt, denn ich konnte absolut nicht nachvollziehen, warum es jetzt plötzlich um Tätowierungen ging. Ich habe mich jedenfalls nicht mit auf die Liste setzen lassen.

Aber das Thema hatte sich dennoch in meinem Kopf festgesetzt. Eine Tätowierung aus einer Gruppendynamik heraus ist aber eine ziemlich schlechte Idee. Also habe ich mir Zeit genommen, darüber nachzudenken und mich auch mit einem guten Freund zu besprechen: „Lasse ich mich durch die Gruppendynamik motivieren?“ – „Was ist, wenn wir als Christen unter Druck geraten sollten und ich mich dadurch angreifbar mache?“

Dann habe ich mich an die koptischen Christen erinnert, die tatsächlich jetzt bereits unter Druck stehen und ihren Glauben auch durch ein gut sichtbares Tattoo bekennen. Im Laufe des Sonntags wurde mir dann klar, dass ich das doch machen möchte – wenn noch ein Platz auf der Liste frei wäre. Nun, er war frei, weil einige die Tätowierung doch noch vorgezogen haben. Also habe ich mich am vorletzten Tag entschlossen, mir am letzten Abend in Jerusalem ein Tattoo stechen zulassen:

 

Erst im Nachgang habe ich erfahren, dass es offenbar eine sehr alte Tradition ist, sich bei einer Jerusalemwallfahrt ein Kreuz tätowieren zu lassen. In der armenischen Kirche ist jemand, der eine Wallfahrt nach Jerusalem gemacht hat jemand, der den Tod gesehen hat (wegen der Gefahren). Hier und auch in anderen östlichen Kirchen ist es völlig normal, sich in Jerusalem tätowieren zu lassen. Im Nachhinein haben mir armenische und auch orthodoxe Christen ihre entsprechenden Tattoos gezeigt. Auch ein älterer katholischer Priester hat kommentiert: „Es gibt also noch die alte Tradition in Jerusalem. Gottes Segen!“

Damit wurde ich also – ohne es vorher zu wissen – Teil einer größeren ökumenischen Gemeinschaft, die eine jahrhundertelange Tradition weiterführt. Das macht mir diese Tätowierung noch einmal deutlich wertvoller.

Im Übrigen ist sie auch ein Zeichen, das mich nochmal stärker mit der Armenischen Kirche verbindet, mit der ich mich zunehmend identifiziere.

Anmerkung: Ja, die Tätowierung war schmerzhaft, aber lange nicht so sehr, wie ich mir das vorgestellt hätte.

 

Bethlehem – die letzten Tage der Israelwallfahrt

Von Tabgha aus sind wir zum letzten Teil der Wallfahrt in Richtung Bethlehem aufgebrochen – mit einem ausgedehnten Zwischenstop zum Baden am Toten Meer. In Bethlehem angekommen mussten wir feststellen, dass unser Bus wegen der engen Straßen nicht direkt bis zur Unterkunft fahren konnte. Das letzte Stück mussten wir zu Fuß zurücklegen und gerieten in einen heftigen Regen. Natürlich wurde alles klatschnass, aber als wir von der Wassersituation in Bethlehem hörten und dass es der erste Regen seit April war, wurden nasse KLamotten definitiv zum Luxusproblem. (Okay, vielleicht hätte ich das Lied „O Herr, gieße Ströme des lebendigen Wassers aus“ nicht auf der Hinfahrt vor mich hinsingen sollen, sondern erst auf der Rückfahrt 😉 )

In Bethlehem haben wir natürlich die Geburtsgrotte und die Katharinenkirche besucht, die Milchgrotte und die Hirtenfelder (wo wir auch Messe feiern konnten). Zu unserer Messe in einer der Kapellen der Katharinenkirche kam noch eine weitere Gruppe mit dazu, die allerdings erst einmal mit dem ungewohnten Ritus zurecht kommen musste. Das war aber letztlich kein Problem.

Schön war auch, dass bei unserem gemeinsamen Rosenkranzgebet in der Milchgrotte immer wieder Leute dazu kamen und mitgebetet haben, eine Gruppe Ordensschwestern und auch einmal mehrere orthodoxe Geistliche.

In Bethlehem haben wir uns bewußt auch mehr Zeit gelassen – zum Verarbeiten, zum Nachdenken und Beten. An den letzten beiden Tagen gab es viel freie Zeit und kleinere Ausflüge in eine Olivenholzschnitzerei und zum Karmel.

Dieser Text an der Tür der Katharinenkirche ist für mich eine gelungene Zusammenfassung:

Weitere Bilder aus Israel

In den nächsten Tagen (11. – 14. November) haben wir den Teich Bethesda, den Berg Tabor und zwei verschiedene (Tauf-)Stellen am Jordan besucht. Außerdem haben wir von Tabgha aus Ausflüge gemacht zum Berg der Seligpreisungen, nach Kanaan  und nach Nazareth (Verkündigungsbasilika etc.)

Auf dem Berg Tabor hatten wir eine Messe in der Moseskapelle. Am Jordan war die Gelegenheit, das Taufversprechen zu erneuern und in Kanaan konnten die Ehepaare ihr Eheversprechen erneuern. Die Messe auf dem Berg der Seligpreisungen fand im Freien statt. Die Tatsache, das wir Messe nur im „alten Ritus“ hatten führte dort dazu, dass wir 1. zwischendurch immer wieder neugierige Zuschauer hatten und dass es 2. gewissen Probleme mit dem steinigen Untergrund gab. Knien war da nicht wirklich gut möglich.

Der zweite Tag in Jerusalem …

…war für mich besonders bewegend, vor allem der Besuch der Grabeskirche. Aus einem kurzen Gespräch mit dem begleitenden Pater hat sich ziemlich bald eine spontane Beichte entwickelt – genau unter der Kreuzigungskapelle. Eigentlich gibt es keinen besseren Ort dafür. Das war eines der großen Geschenke dieser Zeit für mich.

Außer der Grabeskirche haben wir auch noch die Kirche St. Peter in Gallicantu, den Abendmahlssaal und die Dormitio-Kirche besucht.

Bei Wikipedia findet sich übrigens eine Liste der Kirchengebäude in Jerusalem

Israel 09.11.2011

Hier nun die Fotos von meinem ersten Tag in Jerusalem:
Himmelfahrtskirche, Vaterunserkirche, ‚Dominus flevit‘, Gethsemane und Mariengrab

Nachdem wir nach der Anreise erst morgens um sechs Uhr in der Unterkunft in Jerusalem angekommen waren, wurde das Programm erst nach einem Nickerchen und dem Mittagessen gestartet.

Bilder im Kopf

Jetzt bin ich also zurück von meiner Israelreise und habe auch die Fotos gesichtet und ca. 200 davon zur Archivierung aussortiert. Es sind schöne Erinnerungen, die ich auch mit anderen teilen kann. Doch die wichtigsten Augenblicke habe ich nicht auf Fotos gebannt.

Die wichtigsten Bilder habe ich im Kopf. Sie kamen mir auch heute Morgen in der Messe ins Bewusstsein, und ich bin froh, in diesen Augenblicken keinen Fotoapparat in der Hand gehabt zu haben – vor allem in der Kreuzigungskapelle, bei der Beichte in der Adamskapelle darunter und in der Geburtsgrotte.

Es werden hier sicher noch Fotos und der eine oder andere Bericht folgen, aber das Wichtigste bleibt wohl unbeschreibbar und nicht vorweisbar – und ich bin froh darum.