Dienst wertschätzen

Als Christen – erst recht als kirchlich Engagierte – leben wir in der paradoxen Situation, dass einerseits häufig von Wertschätzung die Rede ist, andererseits von “innen” und “außen” erwartet wird, dass wir uns selbstlos engagieren. Dienste, die im Hintergrund geschehen, sind vielleicht auch deshalb so unbeliebt.

Aber neu sind diese Probleme ganz und gar nicht. Bereits in den neutestamentlichen Briefen kommt Paulus gleich zweimal darauf zu sprechen:

“Wer zieht denn in den Krieg und zahlt den eigenen Sold? Wer pflanzt einen Weinberg und isst nicht von seiner Frucht? Oder wer weidet eine Herde und nährt sich nicht von der Milch der Herde? Sage ich das nach menschlichem Gutdünken? Sagt das nicht auch das Gesetz? Denn im Gesetz des Mose steht geschrieben (5. Mose 25,4): »Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden.« Sorgt sich Gott etwa um die Ochsen? Oder redet er nicht überall um unsertwillen? Denn um unsertwillen ist es geschrieben.” (1. Korinther 9,7-10a)

“Die Ältesten, die der Gemeinde gut vorstehen, die halte man zweifacher Ehre wert, besonders, die sich mühen im Wort und in der Lehre. Denn die Schrift sagt (5. Mose 25,4): »Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden«; und: »Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert«. Gegen einen Ältesten nimm keine Klage an ohne zwei oder drei Zeugen.” (1. Timotheus 5,17-19)

Paulus spricht hier in erster Linie von finanzieller Versorgung. Im ehrenamtlichen Dienst spielt aber Anderes eine größere Rolle. Viel fruchtbarer Dienst wird behindert oder sogar gänzlich verhindert, weil mit den Aufgaben nicht auch entsprechende Kompetenzen abgegeben werden. Wer will, dass Menschen eine Arbeit tun, kann nicht alles klein- / kleinstteilig kontrollieren wollen, sonst degradiert er sie zu Handlangern. Wem ein Dienst anvertraut wird, der übernimmt damit auch in einem gewissen Rahmen die Verantwortung. Die Währung, mit der ein ehrenamtlicher Dienst entlohnt wird, ist das Vertrauen und ein entsprechender Handlungsspielraum. Das ist mehr wert, als Dankesworte und eine Ehrung einmal im Jahr – auch wenn die natürlich nicht ausbleiben sollen.

Domino-Day

Ein Text aus dem Jahr 2002:

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domino01Im Jahr 2001 wurde ein neuer Weltrekord aufgestellt. Mehr als 2.977.000 Dominosteine wurden kunstvoll zu Fall gebracht. Viele haben mit den Erbauern dieser verschiedenen Kunstwerke mitgefiebert und ihre Leistung bewundert. Was wir da zu sehen bekamen, hatte mit dem ursprünglichen Domino-Spiel nicht mehr viel zu tun – um so mehr allerdings mit dem sprichwörtlichen Domino-Effekt: An einer Stelle angestoßen, wirft ein Stein den nächsten um. Nach und nach sind dann die Bilder und Logos zu sehen, die vorher vorbereitet wurden. Um so enttäuschender, wenn es dann nicht funktioniert und man lediglich erraten kann, wie es hätte aussehen sollen.

So war es dann auch Anfang dieses Monats (November), als versucht wurde, den bisherigen Rekord, der in China aufgestellt wurde zu brechen. Mehr als 3,1 Millionen Steine wurden aufgebaut, in vielen verschiedenen Projekten und Motiven. Aber an manchen Stellen wollte es nicht richtig funktionieren. Fast 200.000 Steine blieben stehen – trotz sogenannter Rettungslinien, die als Alternativen gedacht waren. Manchmal genügte es, dass ein einziger Stein nicht planmäßig fiel, und schon konnte es ein, dass ganze Motivteile stehen blieben. Zum Schluss war es sogar fraglich, ob die erforderliche Anzahl erreicht werden würde.

Der Rekord wurde gebrochen, trotz einiger Pannen.

Kleine Ursache – Grosse Wirkung! Das ist allerdings nicht nur bei Domino-Steinen so. Mich erinnerte das an unser Leben als Christen. So könnte ich z.B. denken, es sei gleichgültig, ob ich meinen Platz ausfülle, oder? Bei so vielen Leuten fällt das doch gar nicht auf. Und sicher gibt es jemanden, der diesen Platz dann irgendwie ausfüllt. Doch es kommt eben auf den einzelnen an. Auch wenn Gott vieles trotz allem gelingen lässt, es wird dennoch nicht unbedingt das ganze Bild in seiner Schönheit erkennbar. Für jeden einzelnen hat Gott einen Platz und eine Aufgabe vorgesehen.

Die Bibel benutzt da ein anderes Bild:

„Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“ (1. Petrusbrief 2,5 )

Hier geht es auch um Steine – keine Steine, die fallen, sondern Steine, die ihren Platz im Gebäude einnehmen sollen. Aber die Aussage bleibt die gleiche: Gott hat mich – hat Sie – an eine bestimmte Stelle berufen, die genau richtig ist. Und es ist nicht egal, ob dieser Platz eingenommen wird oder nicht.