Der heutige Gedenktag der Hl. Katharina von Siena wird mancherorts als „Tag der Diakonin“ gehandelt. Man beruft sich unter anderem darauf, dass diese Heilige dem Klerus ihrer Zeit die Stirn geboten und Einfluss genommen habe.
Bisher habe ich mich eigentlich überhaupt nicht mit dieser Frau aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts befasst. Heute ist mir aber aufgefallen, dass sie mir sehr sympathisch ist. Es geht dabei weniger um das, wofür sie heute vereinnahmt wird. Es geht darum, dass sie als Frau ihren eigenen Weg gefunden hat, unabhängig von Weiheämtern und Hierarchien.
Einige Merkmale haben mich bei der Hl. Katharina besonders beeindruckt:
- Sie hat sich Vieles erkämpfen und erarbeiten müssen, was ihr nicht in die Wiege bzw. die Erziehung gelegt wurde
- Sie hat gesagt, was zu sagen war, auch der ‚Obrigkeit‘
- Ihre Theologie war eine, die nicht nur durch Studium, sondern vielmehr durch Gebet und die lebendige Beziehung zu Gott erworben wurde
- Sie mühte sich, gegen die Spaltungen in der Christenheit zu wirken.
Insofern sehe ich die Hl. Katharina tatsächlich als Vorbild für den Dienst der Frauen in der Kirche, aber nicht für das Streben nach einem Weiheamt. Sie hat beispielhaft gezeigt, dass Frauen tatsächlich auf ihre Weise Einfluss auf die Kirche haben. Dieser Einfluss wird aber nur dann zur sinnvollen Ergänzung, wenn er tatsächlich anders ist.
In meinem kleinen bescheidenen Umfeld habe ich jedenfalls festgestellt, dass ich in meiner Rolle eine ganz andere Freiheit habe, mit dem Glauben umzugehen und dass meine – manchmal vielleicht etwas unorthodoxe – Sicht oder Herangehensweise geschätzt wird. Zumindest wird sie gehört.
Das alles ist nicht Selbstzweck und/oder Selbstbestätigung, sondern Dienst. Und dieser Dienst ist gegenseitig – mit den je eigenen Gaben und am je eigenen Platz. Und weil mich das Thema schon länger beschäftigt, habe ich dazu schon vor einiger Zeit etwas grundsätzlicher geschrieben: „Herrschaft oder Dienst?“
Wie gesagt, Katharina von Siena ist mir sympathisch. Ich glaube, ich werde mich mal ein bisschen ausführlicher mit ihr beschäftigen. Jedenfalls macht sie mir gerade Mut für meinen eigenen Weg in der Kirche. Könnte ich mir auch als (Wahl-)Patronin vorstellen…
Für alle, die jetzt mit Bedenken kommen – „Ja, aber sie hat doch auch… Das kann man doch nicht gutheißen… Und außerdem…“ – Ja, weiß ich! Ich halte es mit dem Ausspruch (von wem weiß ich nicht mehr) „Vieles an den Heiligen ist eher zu bewundern als nachzuahmen“. Heiligkeit bedeutet nicht Irrtumslosigkeit sondern ganze Hingabe. Das geschieht nicht außerhalb der jeweiligen Zeit und des jeweiligen Welt- und Menschenbildes.
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