Heute hat mir ein lieber Freund einen selbstgeknüpften Rosenkranz geschenkt – Maßanfertigung im Fullservice sozusagen (er hat ihn auch gleich segnen lassen). Ich habe mich total gefreut und freue mich immer noch.
Nun bin ich in Punkto Marienverehrung eher deutlich zurückhaltend. Ich kann auch nicht behaupten, dass mir das in meiner Zeit in den Freikirchen irgendwie gefehlt hätte. Die meisten Marienlieder sind mir definitiv zu süßlich und manche singe ich erst gar nicht mit. So habe ich sehr lange gebraucht, dazu auch nur ansatzweise einen Zugang zu finden. Und trotzdem bete ich Rosenkranz – wenn auch nicht so häufig, wie ich vielleicht sollte.
Zum ersten Mal dazu herausgefordert wurde ich indirekt durch eine Priesterbruderschaft und deren damals neu gegründete Konfraternität. Gerne hätte ich mich angeschlossen, aber das hätte bedeutet, täglich ein Gesätz des Rosenkranzes für diese Priester zu beten. Mist! Das konnte ich mir wirklich nicht vorstellen. Andererseits gab und gibt es viele Freunde, – Leute, die ich hoch achte – denen das Rosenkranzgebet wichtig und wesentlich ist.
Und dann habe ich mich damit beschäftigt und schließlich zaghaft begonnen. Nach und nach habe ich dann selbst festgestellt, dass es in erster Linie um Christus geht, um das Betrachten christlicher Wahrheiten. Der Rhythmus der wiederholten Gebete bildet dazu gleichsam den Grundton und die Worte helfen mir, die Gedanken wieder zurückzuholen, wenn sie „wandern gehen“. Wenn mir das freie Beten schwer fällt, wenn sich Wortlosigkeit breitzumachen droht, dann habe ich den Rosenkranz als eine Möglichkeit erlebt, einfach Zeit im Gebet vor Gott zu verbringen. Einfach da sein und nicht selbst etwas produzieren müssen, selbst wenn es „nur“ fromme Gedanken und fromme Formulierungen wären – eine Hilfe zu beten, auch wenn ich mich nicht danach fühle.
Und darum bete ich eben auch den Rosenkranz!
Das ist echt interessant, weil ich viele Mitstudenten habe, die evangelisch-freikirchlich sind. Wie können die behutsam den Katholizismus entdecken? Was würden Sie sagen?
Ich antworte eigentlich nur, wenn Leute mich konkret nach meiner Sicht fragen. Und auch dann versuche ich nicht zu überzeugen, sondern lediglich zu erklären, dass diese Sicht nicht so abwegig ist.