„Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt“ (Galaterbrief 4, 4)
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Aus einer heutigen Predigt irgendwo in diesem unserem Land stammt dagegen folgendes Zitat: „Das mit der Geburt aus der Jungfrau ist nicht wörtlich zu verstehen, wie wenn eine Frau namens Maria wirklich schwanger wurde, es geht nur symbolisch darum, dass Gott in uns Menschen wohnt, dass wir uns von ihm ausfüllen lassen…“
Ich bin froh, dass ich selbst mir diese Predigt heute nicht anhören musste, bin aber auch ziemlich sicher, dass solche Äußerungen keine Seltenheit sind in den derzeitigen Adventspredigten. In anderen Zusammenhängen habe auch ich schon oft hören müssen, es komme ja hauptsächlich/nur auf die geistlichen Realitäten „dahinter“ an. Mir bleibt es ein Rätsel, wie man mit dieser Haltung noch das Credo sprechen kann.
Den Schreibern der Evangelien war die Geschichtlichkeit der Menschwerdung Gottes (und aller Heilsereignisse) jedenfalls so wichtig, dass sie nicht mit Zeitangaben gespart haben. Im heutigen Evangelium (in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus) haben wir z.B. gehört:
„Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene; Hohepriester waren Hannas und Kajaphas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias…“
(Lukasevangelium 3, 1-2)
Jetzt muss ich nochmals auf den Text von P. Bernward Deneke „Das Eigentliche der Weihnachtsbotschaft“ verweisen, den ich gestern bereits hier verlinkt habe, denn er beschäftigt sich mit genau diesem Thema. In Abänderung eines Zitates von Angelus Silesius bringt er es auf den Punkt:
„Und wäre Christus nie in Bethlehem geboren – auch nicht in dir!
Und du bliebst ewiglich verloren.“
Unser Glaube – und unsere Hoffnung – steht und fällt damit, ob diese Ereignisse wirklich stattgefunden haben oder nicht.
In diesem Zusammenhang stellt sich für mich übrigens auch die Frage nach dem Glauben z.B. an die Realität der Eucharistie. Ich glaube, nicht umsonst fällt mir vor der Kommunion oft eine Zeile aus einem modernen Adventslied ein:
„Herr, du kommst zu uns, wie dein Wort es versprach. Herr, du kommst zu uns, deine Uhr geht nicht nach…“ – ganz konkret, in diese Zeit und zur rechten Zeit!