Am Gründonnerstag muss ich – wegen der Fußwaschung – immer auch an das Thema Beichte denken. Auch wenn es keine so ganz übliche Verbindung ist, so hat für mich die Fußwaschung und das, was Jesus dazu sagt, eine ganz enge Verbindung zur Beichte.
„Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz rein.“ (Johannesevangelium 13, 10)
Um dieses – sperrige – Sakrament und das dazugehörende sperrige Kirchenmöbel ging es auch in einem Artikel aus der Kölner Kirchenzeitung vom 15.04.2011. Der komplette Artikel ist bis Ende April noch in der PDF-Ausgabe auf Seite 45 zu lesen:
„Sakramentales Handeln – als Vermächtnis des Wanderpredigers Jesu – ist nicht an einen Ort oder etwa an eine Kirchenarchitektur gebunden. Diese kann unter Umständen mit ihrer Raumproportion und Lichtdramaturgie der körperlichen und seelischen Erfahrung der gefeierten Inhalte dienen. Dem hilft auch die Ausstattung – seien es Bilder, Ausschmückung oder – was im Folgenden näher betrachtet werden soll – der Beichtort.“
Von dieser Prämisse ausgehend folgt eine Schilderung der „Beichtorte“ früherer Zeiten – jeweils mit Deutung – bis der Autor dann zur heutigen Beichtpraxis kommt. Letztere allerdings sehr reduziert auf das Beichtgespräch und die dazugehörenden Beichtzimmer:
„Nur belegen die Erfahrungen mit in der Folge eingerichteten „Gesprächsräumen“, dass diese für die Mehrheit der Pönitenten offenbar auch nicht die passende Lösung sind: sie bleiben diesem Angebot einfach fern.“
Ich kann mich ja des Gefühls nicht erwehren, dass hier von den äußeren Gegebenheiten der Haupteinfluss auf die Beichtpraxis erwartet wird. Die Architektur, die Räume als psychologischer Kniff, der zum gewünschten Ergebnis führen soll. Mich würde doch sehr wundern, wenn die „Beichtzimmer“ Schuld daran wären, dass die Beichte aus der Mode gekommen ist. Fehlt uns also einfach nur der heute adäquate „Beichtort“? Und dann wissen die Katholiken plötzlich wieder etwas anzufangen mit Schuld, Vegebung, Verantwortung und Reue? Ich habe meine Zweifel!
Mit Recht richtet sich der Autor gegen Zweckentfremdung und „Profanierung“ der Beichtstühle z.B. durch Nutzung als Abstellkammer. An der Sinnhaftigkeit des folgenden Vorschlags habe ich allerdings auch meine Zweifel:
„Vielleicht können mit einer Rückbesinnung auf Ursprung und Heilsabsicht dieses Sakramentes Wege zur Erprobung neuer Formen alter Traditionen beschritten werden: Zwischen Aschermittwoch – dem Tag der Reue – und Gründonnerstag – in der Zeit der Buße und am Tag der Wiederaufnahme der Sünder in die Gemeinschaft der Gemeinde – sollte der Ort der Beichte eine besondere Herausstellung und Würdigung erfahren. Dies könnte deutlich unterschieden werden von der übrigen Zeit im Kirchenjahr, in der der Beichtstuhl möglicherweise verhüllt sein könnte.“
Ähm… Und wo beichtet man dann im restlichen Jahr? Oder soll das vermitteln „So, das war’s mit der Pflichterfüllung für dieses Jahr – das Thema kann man jetzt getrost bis zur nächsten Fastenzeit abhaken“? Na, das wird ganz sicher (nicht!) dazu beitragen, dass die Beichte wieder als selbstverständlicher Teil des praktizierten Glaubens etabliert wird!
Was bin ich froh, dass die Beichte
- an vielen verschiedenen Orten möglich ist: im Beichtstuhl, im Gesprächszimmer, in der Kirchenbank, in einem Wohn- oder Sprechzimmer, unterwegs auf einem Spaziergang oder einer Wallfahrt …,
- bei Vielen nicht aus der Übung gekommen ist und auch nicht reduziert auf die kurzen Perioden direkt vor den großen Feiertagen,
- immer noch in einigen Kirchen als regelmäßiges, sogar tägliches Angebot besteht und vor allem
- die bleibende Einladung Gottes ist – auch an mich – ihm wieder neu zu begegnen und Heilung zu finden!
Oh je. Da ist sich ja mal wieder jemand sehr klug und kreativ vorgekommen.
(Beichtstühle das Jahr über verhüllen … ja nee, is klar. Das klingt fast so sinnvoll, wie während der Fastenzeit Sand in die Weihwasserbecken zu füllen – was in den USA wohl seit einigen Jahren modern sein soll.)
Bei uns in der Pfarrei wurden in der Karwoche die Beichtzeiten dieses Jahr sehr ausgedehnt. Fast jeden Abend seit Palmsonntag (Samstag nach 1. Vesper :-)) war Beichte. Und siehe da: Auf einmal muß der Priester in 1.5 Stunden 20 Beichtwilligen Herr werden (so geschehen „Palmsamstag“ vor der Abendmesse).
Und obwohl es natürlich vor dem Fest ist, könnte man trotzdem darüber nachdenken, daß die Beichtdisziplin auch etwas mit dem „Angebot“, d.h. mit den Beichtzeiten zu tun hat. Samstag nachmittags zwischen 16+17 Uhr ist halt bei dem „gewöhnlichen“ Gläubigen anders verplant. Eine Beichtzeit 45 min bis 15 min vor jeder Messe (und zwar verläßlich) würde bestimmt dafür sorgen, daß häufiger und „einfacher“ gebeichtet werden könnte.
Ortsgebunden ist eine Beichte jedenfalls nicht. Das geht glücklicherweise überall, wenn man zufällig einen Priester dabei hat. 🙂
Das mit dem Verhüllen ist Quatsch, aber irgendeine besondere Betonung während der Fastenzeit finde ich überlegenswert.
Die Architektur könnte schon etwas damit zu tun haben. Das Beichtzimmer mag bequemer sein, aber hineintrauen muß man sich erst einmal. Im Beichtstuhl muß man dem Priester nicht persönlich begegnen; zumindest nicht wenn man nicht will. Damit meine ich jetzt nicht, daß das gut oder schlecht ist, sondern nur, daß es eine mentale Barriere ist.