Die gezielte Ausgrenzung und Entwurzelung der traditionsverbundenen Katholiken ging kurz vor Weihnachten in eine neue Phase. Nicht nur die Feier der traditionellen Messform wurde erschwert und ins Ghetto verbannt, sondern auch die Spendung anderer Sakramente, Weihen und Sakramentalien nahezu unmöglich gemacht. Außerdem hat der Präfekt der Gottesdienstkongregation in den „Responsa ad dubia“ Anweisungen gegeben, die auch noch die Einheit des traditionellen Ritus in sich aufbrechen – indem nämlich die Lesungstexte der reformierten Bücher genutzt werden sollen. Die Gesamtkomposition aus Gebetstexten, Lesungen und Proprium wäre damit auseinandergerissen. Es hat den Anschein, dass hier gezielt die Wurzeln abgehauen und das Wasser abgegraben werden soll. Diese „Pflanze“ soll unbedingt zum Absterben verurteilt werden.
Ich hatte ja schon von Anfang an den Verdacht, dass das Hauptproblem eher ist, dass die „Alte Messe“ nicht brav ausgestorben ist, sondern sich das Interesse an ihr sogar ausgeweitet hat. Das hält der Obrigkeit einen unerwünschten Spiegel vor.
Im Begleitbrief zum Motu proprio klang das schon an: „Eine von Johannes Paul II. und mit noch weiterem Großmut von Benedikt XVI. gewährte Möglichkeit, um die Einheit der Kirche unter Achtung der verschiedenen liturgischen Sensibilitäten wiederherzustellen, ist dazu verwendet worden, die Abstände zu vergrößern, die Unterschiede zu verhärten, Gegensätze aufzubauen, welche die Kirche verletzen und sie in ihrem Weg hemmen, indem sie sie der Gefahr der Spaltung aussetzen.“!
Noch deutlicher wird es jetzt von Erzbischof Roche in einem Interview formuliert: „Die Konzessionen, die Johannes Paul II. und Benedikt XVI. an die alte Liturgie approbiert haben, dienten nie dazu, sie zu fördern, sondern nur dazu, sie zu tolerieren. – Leider haben viele die Gelegenheit genutzt, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.“
Die gezielte Demütigung und Diskreditierung der Gläubigen, die in der traditionellen Messform beheimatet sind, lässt eigentlich nur zwei Reaktionen zu: Sich verschreckt und eingeschüchtert in die Vorgaben zu fügen und alles zu vermeiden, was irgendwie kritisch sein könnte, oder eben Aufbegehren. Letzteres wird dann im Nachgang(!) die Begründung für das Motu proprio liefern. Eine perfide Zwickmühle!
Und dann wird auch noch vorsorglich behauptet, eine Verletzung habe nicht stattgefunden: „… und nicht die eigenen Wunden zu lecken, wenn niemand verwundet worden ist.“
Man könnte meinen, die Gläubigen würden absichtlich und gezielt provoziert. Der Zeitpunkt der „Responsa ad dubia“ kurz vor Weihnachten macht es nicht besser. Schon als das Motu proprio herauskam, hat jemand sehr treffend geschrieben: „Wie formuliert man etwas so, dass es genau die Reaktionen hervorruft, auf die man (angeblich) reagiert?!“ (aus dem Gedächtnis zitiert)