Heute Morgen fast zeitgleich in Köln:
Auch wenn mittlerweile wieder öffentliche Gottesdienste – mit Auflagen – möglich sind, gibt es glücklicherweise immer noch die Möglichkeit, der Liturgie per Streaming zu folgen. Selten habe ich so sinnfällig wie gerade jetzt wahrgenommen, dass das Lob Gottes nicht begrenzt ist durch Ort, Sprache, Kultur, Nationalität und auch nicht durch die derzeitigen Umstände.
Wie ich es schon zu Ostern wahrgenommen habe: „Vielleicht macht gerade die jetzige Situation besonders deutlich, dass wir Liturgie nie nur mit den uns gerade umgebenden Menschen feiern, sondern immer in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche und der himmlischen Wirklichkeit – letzteres ganz ohne Abstandsregeln und Infektionsgefahr.“
Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei unserm Gott, der auf dem Thron sitzt, und bei dem Lamm! Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und um die vier Wesen und fielen nieder vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
(Offenbarung 7, 9-12)
Allen gemeinsam ist aber eine fast leere Kirche. Dieser Teil der „Corona-Erfahrung wirkt schmerzlich in mir nach. Auf der einen Seite freue ich mich, dass wir ich seit dieser Woche keine Anmeldeliste für den Gottesdienst führen muss, die einige abgeschreckt hat („Ich will doch anderen den Platz im Gottesdienst nicht wegnehmen.“). Andererseits ist es befremdlich, dass ich heute Zettel drucken muss, mit denen ganze Bankreihen gesperrt werden, dass wir die Gemeinde auffordern müssen, sich einzeln zu setzen (und nicht so wie am letzten Sonntag). Bislang haben wir versucht, darauf hinzuwirken, dass in den großen Kirchen eine kleine Gemeinde beieinander sitzt, um sich als Gemeinde wahrzunehmen. Nun müssen wir das Gegenteil veranlassen, um möglichen horrenden Strafen zu entgehen…
Lieber Bruder Clemens, mir geht es ganz ähnlich mit den leeren oder jetzt mindestens halbleeren Kirchen. Das hat etwas Bedrückendes. Andererseits bemerke ich bei mir auch das geschärfte Bewusstsein dessen, was über die die sinnlich wahrnehmbare Gemeinschaft hinausgeht. Es ist meine Hoffnung, dass es anderen in dieser besonderen Situation ähnlich geht.