Was man so alles Diskriminierung nennt

Verständlicherweise befasse ich mich gerade sehr stark damit, wie ich mit der kürzlich festgestellten Glutenunverträglichkeit mein Leben umorganisiere. Das reicht bis in die Frage hinein, wie ich das mit dem Kommunizieren in der Messe regeln kann.

Einerseits gibt es das ‚organisatorische‘ Problem, andererseits die Normen für das, was als Hostien genutzt werden kann. In einer Diskussion mit anderen Betroffenen erzählte jemand, dass der Pfarrer auch völlig glutenfreie Hostien aus Maismehl zugelassen hat. Mein Einwand, dass das problematisch sei, wurde – natürlch mal wieder mit Hinweis auf das Jahrhundert, in dem wir uns befinden – abgebügelt. So etwas sei Diskriminierung (gefolgt vom Hinweis darauf, dass sich auch das sicher mit dem jetzigen Papst ändern wird).

Klar ist es blöd, wenn man nicht an der Kommunion teilnehmen kann, weil man evtl. zu den Leuten gehört, die auch die kleinsten Spuren von Gluten nicht vertragen. Dennoch finde ich es merkwürdig, sofort ‚Diskriminierung‘ zu schreien, nur weil einem nicht gleich eine maßgeschneiderte Lösung geboten wird. Niemandem wird etwas verwehrt(!), nur weil er krank ist. Wenn ich etwas aus gesundheitlichen Gründen nicht in Anspruch nehmen kann, was angeboten ist, ist das zwar Pech aber keine Diskriminierung.

Bei allem Verständnis für die Frustration oder evtl. den Schmerz der Betroffenen – offensichtlich haben wir uns sehr daran gewöhnt, dass jedem alles zur Verfügung stehen muss und andere bitte dafür zu sorgen haben.

41 Gedanken zu „Was man so alles Diskriminierung nennt

  1. Hallo liebe Blogschreiberin, Jesus hat bestimmt nicht gesagt „mögen alle Kindlein zu mir kommen die keine Autoimmunerkrankung haben.“ In vielen Kirchen in Deutschland wird übrigens bereits die Ausgabe von komplett glutenfreien Hostien praktiziert und das ohne organisatorische Probleme. Wir haben in unserer Gruppe Zöliakie Austausch auch viele sehr aktive Kirchgänger die das Thema „Zöliakie“ beim Pfarrer angebracht haben und die offene Ohren gefunden haben. Wenn du nun zu diesen sagst sie haben einfach „Pech“ wenn es nciht klappt, ist das bestimmt kein christlicher Standpunkt. Wenn Glaube selbst Berge versetzt , dann sollte er es auch hinbekommen das die Schäflein mit Zöliakie auch an der Kommunion teilnehmen können.

    • Lieber Jürgen, es ist ja nicht so, dass ich von dem Thema völlig unbetroffen wäre. Das Organisatorische lässt sich sicher mit dem Priester vor Ort regeln. Es ist zwar ein bisschen umständlich, aber machbar und wird sicherlich nicht verweigert werden.
      Ein ganz anderes Thema sind die nicht zugelassenen Hostien aus Anderem als glutenreduziertem Weizenmehl. Sie gelten als ‚ungültige Materie‘. Die Frage ist also, ob dann überhaupt ein Sakrament zustande kommt. Wenn nämlich dadurch die Wandlung nicht zustande kommen sollte, nutzt es mir auch nichts die Hostie zu empfangen. Damit (nach kath. Lehre) ein Sakrament zustande kommt, braucht es 1. die richtige Form, 2. gültige Materie(!) und 3. die Intention des Spenders, das Sakrament auch wirklich zu spenden. Wenn sich Priester über diese Regelungen hinwegsetzen, ist das meines Erachtens verantwortungsloser Etikettenschwindel. Der kommt bei den Leuten zwar gut an, bleibt aber dennoch ein Schwindel. Die existenzielle Frage, die sich mir persönlich dann stellt: Geht es mir nur darum, einfach irgendwie teilzunehmen, oder geht es mir um Vereinigung mit Christus in der Einheit der Kirche. Letzteres kann ich im Notfall auch auf anderen Wegen erreichen (Stichwort ‚geistige Kommunion‘). Es geht ja nicht nur um ein schönes Gemeinschaftsgefühl. Was genau ist daran deiner Meinung nach unchristlich?

      • Ok. Dann frage ich mich aber, wo der Schwindel beginnt. Vlt schon, wenn es nicht am Ende sowieso um eine geistige Kommunion geht. Alles andere klingt doch sehr nah Voodo.

        • Na, bei der Sicht frage ich mich andererseits, warum man dann noch unbedingt an der Kommunion materiell teilnehmen will – selbst unter Umgehung der klaren Regelungen.

          • Ich will ja gar nicht. Möchte aber, dass die, die es wollen und unter Einschränkungen leiden, dies können. Und wenn ich Christlichkeit in meiner Weise interpretiere, dann ist doch Rücksichtnahme, Verständnis usw. der Kern der entsprechenden Lehre…

        • Das klingt alles recht nach, wie soll ich sagen, Iso-2000-Zertifizierung: Viel Kleinlichkeit und I-Tüpferl-Reiterei. Kein Mensch weiß, was für Brot Jesus beim Letzten Abendmahl ausgegeben hat, ich meine, welche genaue Zusammensetzung das hatte. Und 2000 Jahre später versteift man sich darauf, dass NUR GENAU DIESE EINE Zusammensetzung für eine gültige Wandlung sorgen kann. Das erscheint mir recht kleingläubig und paragraphenreiterisch – ich glaube nicht, dass das zu dem passt, was Jesus so an weisen Worten von sich gegeben hat.

  2. dann frage ich mich seit wann von Menschen gemachte gesetze der Kirche wichtiger sind als das neue Testament und die Botschaft Jesu, die ausdrücklich gegen jede Art von Ausgrenzung gerichtet ist, es gibt eine Lösung, die muss uns nicht erst präsentiert werden, nämlich die Verwendung von gf-Hositen, sie muss nur akzeptiert werden – und das wird sie von immer mehr Pfarrern

    Ich stimme Jürgen da voll und ganz zu.

    • Entschuldige, aber es wird doch niemand ausgegrenzt. Wenn es aus gesundheitlichen Gründen nun einmal nicht geht, dann kann es höchstens sein, dass ich ein bisschen weniger Gemeinschaftsgefühl habe. Am Segen Gottes fehlt es deshalb ja noch lange nicht.
      Da halte ich es für weitaus problematischer, wenn sich Priester über die – wohl durchdachten – Ordnungen der eigenen Kirche hinweg setzen. Das hinterlässt bei mir mehr Fragen als Antworten.

      • Erklärst Du das mit der Ausgrenzung dann einem 8-jährigen Kommunionkind? Die Frage ist für mich, ob man alte Regelungen um der Regelungen behalten muss oder es mit Jesus hält und das Hauptgebot der Liebe über alles stellt… – in die Richtung gehen miern Meinung nach derezit die Signale aus Rom

        … aber da werden wir wohl auf keinen gemeinsamen Nenner kommen…

        • Mag sein, dass wir da nicht auf einen Nenner kommen. Es ist meines Erachtens aber schon wichtig darauf hinzuweisen, dass die häufig anzutreffende Praxis kirchlicherseits nicht unproblematisch ist, auch wenn sie mir entgegenkommen würde. Liebe und Wahrheit lassen sich nicht gegeneinander ausspielen.

          • Das kann ich nachvollziehen. Aber damit muss auch ich selbst leben, wenn es so weit kommen sollte. Ich glaube aber, dass es segensreicher ist, nicht irgendwelche Nebenwege zu suchen, auch wenn ich jetzt noch nicht weiß, wie das dann aussähe. Derzeit noch alles hypothetisch.

          • Es scheint ja dann vielmehr ein Fehler in der Lehre zu sein, wenn es überhaupt diese Problematik gibt. Vlt. ein Übersetzungsfehler o.ä.. Jesus hätte das sicherlich unkonventionell gelöst, wenn er vor dem Problem gestanden hätte.

  3. Ich denke auch dass der Grundsatz ob die Materie geeigneter Natur ist oder man sich nur von der Gemeinschaft ausgeschlossen fühlt aber doch gar nicht sei einfach zweierlei sind. Ich habe ein Kind das bei jeder Wortgottesfeier ohne Eucharistiefeier tatsächlich beim Ministrieren vom Altar zurücktritt weil er nicht dran teilnehmen kann. Bei der Eucharistiefeier durch einen Pfarrer kann er mit sortenreinem Traubensaft kommunizieren, immerhin, aber auch da bestand der Pfarrer auf geeigneter Materie und ließ Mais als Grundlage nicht zu. Das kann nicht Sinn einer Gemeinschaft sein denn es fühlt sich schlicht nicht als solche an. Die Glutenreduzierten übersteigen den erlaubten Wert um genau das fünffache! Wer auch immer das also berechnet hat (100 ppm) hat den Wunsch als Vater des Gedanken gehabt, weil das die Mindestmenge ist damit die Hostie von allein mit Wasser in Verbindung noch genügend Bindung erhält.
    [
    Ein Zitat aus dem Rundschreiben an die Präsidenten der Bischofskonferenzen
    über den Gebrauch von Brot mit niedrigem Gluten-Anteil und von Most als Materie für die Eucharistie http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_20030724_pane-senza-glutine_ge.html

    „Wenn ein Priester nicht in der Lage ist, unter der Gestalt des Brotes, auch nicht des Brotes mit wenig Gluten, zu kommunizieren, kann er nicht allein die Eucharistie feiern und auch nicht einer Konzelebration vorstehen.
    4. Weil die Eucharistiefeier im priesterlichen Leben von zentraler Bedeutung ist, muss man sehr behutsam sein, Kandidaten zum Priestertum zuzulassen, die nicht ohne schweren Schaden Gluten oder Äthylalkohol zu sich nehmen können.“ Zitatende]

    Für mich aussagekräftig, denn sollte Weizen bzw indem Fall das ja schon fast sakrale Gluten die einzige Möglichkeit ist um nach Kirchenrecht die Wandlung im Brot zu erfahren dann Gnade uns Gott dass der Weizen bzw die gh Getreidesorten nicht einem Schädling oder Plage zum Opfer fallen und alle Menschheit weiterhin Zugang zu ihnen hat.

    Ich weigere mich zu glauben dass das in Gottes Sinne ist 😉

    • Vielleicht liegt das Problem daran, dass es bei der Eucharistie gar nicht in erster Linie um das Gemeinschaftsgefühl untereinander geht, sondern um die Begegnung mit Christus. Auch wenn es nicht optimal ist, aber das geht auch mit dem erwähnten sortenreinen Traubensaft.

      • Also ernsthaft, wenn ich Gott nur nahekommen kann, wenn ich die richtige Brotsorte esse, dann lasse ich es lieber bleiben.

  4. Schon interessant, dass die Flexibilität hier ausschließlich von der Kirche erwartet, ja sogar gefordert, wird. Sich selbst auf andere Möglichkeiten einzulassen scheint nicht Teil des Plans zu sein.

  5. Nein es geht nur dann mit Traubensaft wenn ein Pfarrer die Eucharistiefeier hät, bei einem einfachen Wortgottesdienst darf der Diakon nur die vorab gesegneten bereits gewandelten Hostien ausgeben. Und das ist bei uns von 4 Sonntagen dreimal mindestens – diesen Monat sogar 4 mal der Fall dass eben keine Eucharistiefeier stattfindet. Ob es nun die das Gemeinschaftsgefühl oder die Begegnung mit Christus geht – an diesen Sonntagen erhält ein und dann eben mal gar nichts – da keine Alternative für den Diakon zur Verfügung steht. Und was ungeachtet dieser ganzen trockenen Theorie übrig bleibt ist ein Kind dem sein Glaube einer harten Probe unterzogen wird und meinem ehrlich gesagt auch.

    Ich erwarte von der Kirche als Institution keine Alternative – ich erwarte dass sie wie Christus keine Abstriche macht – denn das glaube ich wirklich.

  6. Ich kann mich noch erinnern, daß es eine lebhafte Diskussion um ein Bild gab, daß eine Zelebration des Meßopfers (möglicherweise sogar in aoF) in der Kapelle eines strengen Frauenordens zeigte. Es gab Aufregung, weil dort zwei Kelche zu sehen waren mit Wein, darob entstand die Vermutung der Kommunion unter beiderlei Gestalt, was aber nicht zutraf.

    Das ganze klärte sich dann, als bekannt wurde, daß eine der Schwestern eine extreme Glutenunverträglichkeit hatte und selbst gluten-reduzierte Hostien keine gangbare Lösung war. Sie hatte mW ein Indult des Bischofs, daß sie gültig nur die Kelchkommunion zu empfangen brauchte.

    Meines Wissens hat Father Zuhlsdorf auf seiner Seite http://www.wdtprs.com schon öfter darüber geschrieben (Vorschlag Suchwort: mustum). Falls Du noch Fragen hast, melde Dich doch mal per Mail.

    Herzliche Grüße
    Marcus, der mit dem C

    • Ist es nicht ohnehin so, daß die Kommunion unter jeder der beiden Gestalten empfangen werden kann? Eine Kommunikantin mit Glutenallergie hat vor der Messe genau das einem Priester in der Sakristei einmal vorgeschlagen, worauf dieser Priester leider recht uncharmant reagiert hat.

      • Liebe Braut des Lammes,

        theologisch ist es ja eindeutig: Beide Gestalten sind Leib UND Blut Christi. Nagele mich bitte nicht drauf fest, aber ich meine mich zu erinnern, daß die Kommunion in Gestalt der konsekrierten Hostie obligatorisch für die Kommunion ist, während die Kelchkommunion fakultativ ist und bestimmten Einschränkungen unterworfen (Red. Sacr. 88-107). Der Grund hierfür ist, daß jahrhundertelang allein die Kommunion in Gestalt der konsekrierten Hostie als „massentauglich“ angesehen wurde. Aber wie von mir eingangs erwähnt scheint es die Möglichkeit eines Indults zu geben. Leider ist oft der Pfarrer nicht der geeignete Ansprechpartner für dieses Ansinnen.

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