Es gibt eine Reihe von Glaubenswahrheiten, von denen vermeintlich aufgeklärte Zeitgenossen behaupten, sowas könne man doch heute nicht mehr glauben. Das sei nicht mehr vermittelbar und müsse deshalb aus der kirchlichen Verkündigung gestrichen werden, oder zumindest umgedeutet. Dieser Unglaube wird dann auch noch als erwachsen bezeichnet – im Gegensatz zum angeblich infantilen Glauben der „Frommen“.
Ganz oben auf der Liste dieser nicht glaubbaren Wahrheiten steht die Auferstehung Christi. Die Umdeutungen sind uns leider nur allzu bekannt: Er lebe in seinen Nachfolgern weiter, oder in seiner Botschaft … Folgerichtig ist dann auch bei unseren Verstorbenen häufig die Rede davon, dass sie (nur noch) in unseren Gedanken weiterleben.
Was man uns als modernen und mündigen Glauben weismachen will, ist aber so alt wie das Christentum selbst. Zur Zeit Jesu gab es bereits die Vorstellung einer Auferstehung, und es wurde bereits heftig darüber gestritten, so dass auch Jesus dazu befragt wurde. Gleich in zwei Evangelien wird davon berichtet – im Markusevangelium (12, 18 ff) und im Matthäusevangelium (22, 23 ff):
»Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes. […] Habt ihr denn nicht gelesen von der Auferstehung der Toten, was euch gesagt ist von Gott, der da spricht (Exodus 3,6): »Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«? Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden.« (Mt 22, 29 und 31-32)
In den ersten Gemeinden tauchte der Zweifel an der Auferstehung ebenfalls sehr schnell auf. In Korinth gab es offenbar Gemeindeglieder, die nicht so recht an eine Auferstehung glauben wollten. Ihnen antwortet der hl. Paulus:
»Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen.« (1 Kor 15, 3-6)
Der Kern dessen, was der hl. Paulus empfangen hat, ist also die Botschaft vom Sühnetod Christi und seiner Auferstehung. Beides wird heute immer noch oder wieder in Frage gestellt. Dabei führt der Apostel Zeugen an, die seine Zeitgenossen immer noch befragen konnten. Dann schreibt er weiter:
»Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferweckt ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; dann sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.« (1 Kor 15, 12-19)
»Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig«
Christentum ohne die Auferstehung ist sinnlos – gleichgültig, was vermeintlich aufgeklärte Verkündiger uns weismachen wollen. Christus ist auferstanden und wir werden auferstehen – nicht symbolisch oder nur geistig, sondern real.
Der Dichter Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) hat es so ausgedrückt:
Jesus lebt, mit ihm auch ich!
Tod, wo sind nun deine Schrecken?
Er, er lebt und wird auch mich
von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht;
dies ist meine Zuversicht.
Bei orthodoxen Christen ist es Tradition, diesen Osterglauben mit dem Ostergruß zu bezeugen und sich gegenseitig der Auferstehung zu versichern: „Χριστός ἀνέστη“ (Christos anesti) – „Christus ist auferstanden!“. Die Antwort: „αληθώς ανέστη“ (Alithos anesti) – „Er ist wahrhaftig auferstanden!“
Auch die armenischen Christen grüßen einander mit: „Քրիստոս յարեաւ ի մեռելոց“ (Krisdos haryaw i merelotz) – „Christus ist auferstanden“. Hier lautet die Antwort: „Օրհնեալ է յարութիւնն Քրիստոսի“ (Orhnyal e harutyunn Krisdosi) – „Gepriesen sei die Auferstehung Christi!“
Die Botschaft der Auferstehung lässt uns in diesen Lobpreis mit einstimmen.
Ohne Auferstehung täte es ja schließlich auch Sokrates oder Seneca. (Ich gehe mal davon aus, ein Glaube „ohne Auferstehung“ beinhaltet auch „ohne Wunder“ und „ohne Totenerweckungen“.)