Zwei sehr unterschiedliche Gedankengänge

Wasser in Wein:

Das heutige Evangelium in der außerordentlichen Form des röm. Ritus war das der Hochzeit zu Kanaan. Jesus hat Wasser in Wein verwandelt – und zwar in sehr guten Wein! Daran bin ich heute hängen geblieben. Manchem Frommen wäre es umgekehrt lieber, er hätte Wein in Wasser verwandelt und sie leben auch so. Aber Gott gibt großzügig und überfließend.

Geschwätzige Anbetung:

Nach der Messe gab es eine Sakramentsandacht. Ich weiß, Sakramentsandacht ist keine stille Anbetung und manche finden die Andachten im alten Gesangbuch „schöööööön…“, aber trotzdem: Gebet unter der Nr. xy, Andacht unter Nr. z, Lied Nr. …, ein Rosenkranzgesätz… – und die anschließende stille Zeit für persönliches Gebet wurde nach nicht einmal einer Minute rüde durch die Orgel abgewürgt – dann „Tantum ergo“, Schlußsegen und fertig. Das war mal wieder ein typischer Fall von „geschwätziger Anbetung“. Kann man den Leuten nicht mal zumuten, einige Minuten Stille zu halten? Muss es immer eine Andacht nach der nächsten geben? Ein Lied nach dem andern? Komischerweise finde ich das gerade häufig bei traditionelleren Katholiken. Ich versteh’s nicht!

0 Gedanken zu „Zwei sehr unterschiedliche Gedankengänge

  1. Zur geschwätzigen Anbetung:
    Stimmt, das merke ich auch bei uns. Mittlerweile sag ich ehrlich, dass ich da nicht bleibe, wenn´s so geht.
    Irgendwie hält anscheinend keiner mehr etwas Stille aus, glaub ich…

  2. Das gibts, glaub ich, öfter – zum Wahnsinnigwerden. Besonders schwierig finde ich das am Gründonnerstag. Sucht mich nächstes Jahr im Karmel, das ist offenbar das letzte Refugium für nicht-„gestaltete“ Ölbergstunden am Gründonnerstag.

  3. Ich glaube, Du hast genau die richtige Frage gestellt: „Kann man den Leuten nicht mal zumuten, einige Minuten Stille zu halten?“ –> genau das ist es: Stille wird als Zumutung empfunden. Unsere Gesellschaft hält das kaum noch aus – selbst Räume, die klassisch als Räume der Stille dienen sollten, werden oft irgendwie beschallt. Vorgeblich unaufdringlich, aber dennoch.

    Es ist die Angst vor der vermeintlichen Leere in die man eintaucht, wenn Reize von außen weitestgehend abgestellt werden. Vermeintlich deshalb weil man ja relativ rasch feststellt, dass es gar keine Leere ist, der man sich aussetzt, wenn man ganz still in sich geht… das Gegenteil ist der Fall. Man erschließt sich eine unglaubliche Fülle, durch die Begegnung mit sich selbst und mit Gott. Diese Begegnungen brauchen kein „Programm“!

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