Ein Gastbeitrag von Manfred Barnabas Loevenich SJB
Warum nicht nur Zorn, Ohnmacht, Mitgefühl und Trauer – sondern vor allem der Verstand unsere Gefühle, Gedanken und Handlungen lenken und bestimmen sollten:
»Den Verstand einsetzen!« Das bedeutet eben auch,
– nicht unreflektiert und reflexartig auf Aktionen und Ereignisse zu reagieren, die genau auf eine solche Reaktion abzielen (wie es etwa der Terror seinem Wesen, seiner Absicht und seinen Zielen nach tut; vgl. die Herkunft des Begriffs von der Terrorherrschaft der Französischen Revolution: la Terreur »der Schrecken«),
– sich in seinen Gefühlen, Gedanken, Worten und Taten nicht unkritisch instrumentalisieren zu lassen (denn genau darauf zielen nicht nur der Terror, sondern auch eine manipulative Medienpolitik und die Kaufstrategien unserer Konsumwelt ab; „panem et circenses“ …),
– die Aufgabe, mir ein eigenes, differenziertes Meinungsbild zu bilden (und mir damit einen persönlichen Handlungsspielraum zu erschließen) nicht Anderen zu überlassen: weder den Terroristen, noch den Meinungsmachern, noch der Macht der Bilder, weder den fanatischen Hasspredigern noch den notorischen Beschwichtigern, weder ideologischen Deutungen noch »politisch-korrekten« Rede- und Denkverboten, weder simplen populären Parolen noch verführerischen Verschwörungsthesen,
– die Hoheit über das eigene Fühlen, Denken und Handeln nicht leichtfertig in andere Hände zu geben, indem ich mich von Stimmung und Wunschdenken, Rachephantasien, Angst oder Verdrängung leiten lasse,
– den allzu einfachen Erklärungsmustern zu misstrauen, welche mir von Vertretern und Lobbyisten politischer, wirtschaftlicher oder ideologischer Interessen angeboten werden: von Stimmungsmachern, die auf dem Feuer der Angst ihr eigenes Süppchen kochen, oder von jenen Stimmen, die im Schatten einer Rhetorik der Beschwichtigung, Verharmlosung und Ablenkung ungestört ihre eigenen Interessen verfolgen, von kühlen, pragmatischen »Realpolitikern« und von Propagandisten, die uns (je nach eigener Gewinn- und Verlustrechnung) Notwendigkeiten ein- oder ausreden …
All dem gegenüber: »Den Verstand einsetzen!«
… und das Herz!
… und, sofern man gläubig ist, um Gottes Rat, Beistand und Segen beten!
… und auf diese Weise auch in Distanz zum eigenen (von Wünschen, Vorurteilen, Ängsten etc. bedingten) Dafürhalten treten zu können.
Ist das nur ein frommer Wunsch? HERR, erbarme Dich! Kyrie eleison!
Ich freue mich über jeden Einzelnen, der diesen Gedanken etwas abgewinnen kann und sie teilen mag! Danke! Irgendwie muss man mit der eigenen und der allgemeinen Rat- und Fassungslosigkeit ja umgehen. Dies ist ein Versuch! Und, ganz wichtig: Beten hilft!