Es existiert jetzt also ein Memorandum, das mittlerweile von knapp 200 Theologen unterschrieben wurde. Die Forderungen nach Wegfall des Zölibat, Änderung der Zulassungsbedingungen zum Priestertum und weitere nicht ganz neue Reformwünsche treten damit zeitlich „günstig“ in der Planungsphase des Papstbesuches in Deutschland vehement wieder an die Öffentlichkeit. Blogger Alipius denkt laut darüber nach, dass dieser Zeitpunkt möglicherweise kein Zufall ist.
Die Verfasser des Memorandums selbst begründen ihre Wortmeldung allerdings mit dem Priestermangel und ihrer Sorge um die individuelle Seelsorge, die dadurch nicht mehr gewährleistet sei. Merkwürdig nur, dass bei diesem Focus auf die Seelsorge und der Befürchtung einer überbordenden Verwaltung/Organisation gerade an den Strukturen gedreht werden soll.
Bei aller Sorge um die Seelsorge lese ich auf der anderen Seite nichts von der Wichtigkeit der Beichte und der Notwendigkeit von festen Beichtgelegenheiten. Ich lese nichts von der unbedingt notwendigen Katechese, die ja nicht zwingend allein durch die Priester geleistet werden muss. Mir fehlt auch völlig die Erwähnung von Möglichkeiten, bei denen Laien ihre spezielle Berufung in der Kirche leben können und damit die Priester unterstützen. Der Kirche wird Klerikalismus – sogar ein wachsender – vorgeworfen. Die Konzentration auf das quantitative Wachstum der Priesterschaft scheint mir nicht weniger klerikalistisch – wenn man nicht unterstellen will, dass eigentlich etwas ganz anderes bezweckt werden soll.