(Gastbeitrag veröffentlicht am 25.07.2011 auf dem Blog „Sende-Zeit“ / Blog der Medienpastoral im Erzbistum Freiburg)
Meine Rückkehr in die kath. Kirche – nach 17 Jahren in Freikirchen – fiel genau in den Übergang zwischen dem vorherigen und dem jetzigen Papst. Meine Wiederaufnahme fand in einer Vorabendmesse statt, die an dem Tag besonders voll war, weil Viele am nächsten Tag die Amtseinführung von Papst Benedikt dem XVI. im Fernsehen sehen wollten. So hat mir der Papst sozusagen beschert, dass einige Freunde „zufällig“ dort waren, denen ich gar nichts erzählt hatte – und so kann ich dieses Datum nicht vergessen.
Ich wurde kurz darauf telefonisch angefragt für ein Interview. Man suchte Leute, die wegen des verstorbenen Johannes Paul II. in die kath. Kirche eingetreten oder zurückgekehrt sind. Sorry, da musste ich passen! Zu der Zeit haben der Papst und die Institution Papsttum keinerlei Rolle bei mir gespielt. Im Gegenteil ging mir das Pathos, das mir in diesem Zusammenhang entgegen kam, ziemlich gegen den Strich. Mag sein, ich habe es verzerrt mitbekommen, mag sein, es lag an Mentalitätsunterschieden. Tatsache war, ich konnte (und wollte) damit einfach nichts anfangen.
Andererseits habe ich kurze Zeit vor dem neuen Pontifikat begonnen, mich mit Texten von (damals Kardinal) Joseph Ratzinger auseinanderzusetzen und sie zu schätzen. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als gerade er gewählt wurde. In den nun 6 Jahren hat mich dieser Papst immer wieder überrascht.
Ich bewundere den Mut, mit dem er auch unpopuläre Zeichen und Weichenstellungen setzt. Dieser Mann, dem man gern einen ruhigen Lebensabend gegönnt hätte mit Zeit zum Bücherschreiben, lässt sich durch die Angriffe nicht von seiner Verantwortung abbringen. Für mich besonders augenfällig sind die deutlichen Zeichen, die in der Liturgie gesetzt wurden, z.B. die erweiterte Freiheit für die außerordentliche Form des römischen Ritus und noch mehr das starke Beispiel in der ordentlichen Form, das er selbst gibt. Ich freue mich über diesen Theologen auf dem Papstthron, der eher für die leisen aber klaren Töne steht als für große Gesten.