Dürfen Kultus und Kultur etwas kosten?

Die Nachrichten um den Bischof von Limburg reißen nicht ab. Ich habe mir vorgenommen, dazu nicht explizit Stellung zu nehmen und tue das auch jetzt nicht. Allerdings mache ich mir Gedanken um einige grundsätzliche Themen, die auch dabei wieder zum Tragen kommen.

Eucharistische Anbetung

Seit Beginn des Pontifikats Papst Franziskus‘ und mit den Zeichen, die dieser Papst setzt, taucht mit neuer Vehemenz die Frage nach der ‚Einfachheit‘ auf. Dazu habe ich hier auch schon einmal was geschrieben (‚Einfachheit, Schönheit, Schlichtheit, Würde, Glanz… wie denn nun?‚). Zumindest in unserem Land scheint sie immer auch mit der Frage verbunden ‚Welchen Nutzen hat das? / Wozu soll das gut sein?‘ Das Schöne, das (augenscheinlich) Zweckfreie hat in unserer technisierten Welt kaum noch eine Daseinsberechtigung. Mit dieser sehr säkularen Fragestellung werden dann auch Angelegenheiten der Kirche beurteilt. Das, was bei einigen Kirchenrenovierungen herauskommt spricht davon eine beredte Sprache (Stichwort: Multifunktionsräume). Meines Erachtens werden wir dadurch alle ärmer – auch die Armen. Ein Franziskanerbruder hat mir mal gesagt: Armseligkeit haben viele schon zuhause, das müssen sie nicht auch noch in der Kirche haben.

Ein Verwandter sagte mir häufiger mal, dass ihn z.B. ärgere, wieviel Geld immer für Silvesterfeuerwerk ausgegeben wird angesichts der vielen hungernden Menschen in der Welt. Ich habe ihn dann mal gefragt, wohin er selbst denn das gesparte Geld für das Feuerwerk spende. Nirgends! …

Ein anderer Vorwurf, der dem Bischof von Limburg gemacht wird, und auch dem emeritierten Papst Benedikt XVI – und vielen traditioneller geprägten Priestern – ist, dass die Gottesdienste stark liturgisch ausgeprägt sind und dazu auch kostbare Gewänder und liturgische Gerätschaften benutzt werden.

  1. Diese Gewänder und Gerätschaften sind meist schon vorhanden. Ich sehe keinen Grund, sie nicht auch zu benutzen. Es ist deshalb auch unsinnig, sich über ihren Wert aufzuregen.
  2. Mir ist schleierhaft, wie man allerorten den Wert von Ritualen neu entdecken kann und sich ausgerechnet in der hl. Messe darüber aufregen muss.
  3. Liturgie ist nicht in erster Linie eine katechetische Veranstaltung sondern Anbetung Gottes. Warum wundert man sich dann, wenn Gläubige ihre Liebe und Verehrung auch äußerlich ausdrücken wollen?

Sehr bezeichnend ist für mich eine kleine Begebenheit, die immerhin in drei der vier Evangelien auftaucht. Es geht um eine Frau, die ihre Liebe und Verehrung Jesu auf ‚verschwenderische‘ Weise zeigt:

Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. (Mk. 14, 6-7)

Es geht um Beziehung, nicht in erster Linie um Nutzen. Dass daraus dann auch die Sorge für und um den Nächsten erwächst, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Ich wehre mich aber gegen den Versuch, der Kirche von außen vorzuschreiben, was ihr am Christsein (einzig) wichtig zu sein hat.

0 Gedanken zu „Dürfen Kultus und Kultur etwas kosten?

  1. Hm – gute (und spannende) Gedanken, die auch einmal die andere Seite der Medaille beleuchtet. Ich denke, so wie du die Fragen stellst, lauten die Antworten von vielen vermutlich: „Ja, Kultus und Kultur dürfen etwas kosten …“ – es geht meiner Meinung nach nicht in erster Linie um den Ritus, die Gewänder etc. (wobei natürlich manche in unserer Neidgesellschaft genau hier ansetzen und hier ähnlich wie die Jünger die die „Verschwendung“ des Salböls kritisierten, einfach nur plakativ fordern …)!

    Allerdings geht es auch um Transparenz und EHRLICHKEIT – und HIER muss sich der Gute schon einiges Vorwerfen lassen. Oder meinst du nicht? Gut, du hast ja geschrieben, du möchtest gar nicht direkt darauf eingehen. Aber Kostenvoranschläge um ein Vielfaches überschreiten (als einer der Vorwürfe) das finde ich schon von der Politik nicht richtig – und noch weniger von einem Bischof! Das kann (und soll) er sich nicht „schönreden“ …

  2. Mir geht die Argumentation, das Geld hätte man den Armen geben können, gegen den Strich. Den Armen zu helfen, ist nur eine Aufgabe der Kirche. Eine andere, und vorrangige, ist die Seelsorge. Als Jugendliche kam ich einmal in eine große, alte Kirche in Frankreich. Ich kann mich noch genau daran erinnern, was ich damals dachte: „Man spürt, wie groß die Ehrfurcht der Leute vor Gott war, die diese Kirche gebaut haben.“ Und auch heute noch kommt dieses Gefühl öfter in mir auf, wenn ich z. B. in einem alten Kloster den Kreuzgang entlang gehe. Dann werde ich innerlich ganz ruhig und möchte beten. Ich habe die Gebäude in Limburg nicht gesehen. Aber nach dem, was man aus den Medien erfährt, sind sie gleichzeitig edel und schlicht. Ich denke, in einer solchen Umgebung kann man die Menschen gut zur Stille und zum Gebet führen Man versucht heute oft, das Christentum auf die tätige Nächstenliebe zu reduzieren. Aber erst kommt das Gebet, und dann kommt das Handeln.

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